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thyssenkrupp – vom Stahlgiganten zum High Tech-Konzern

16.08.2018 07:25

Durch die Neuausrichtung der langfristigen Strategie von thyssenkrupp erfährt die Stahlsparte eine andere Gewichtung.

 

Der Konzern thyssenkrupp ist in seiner heutigen Form aus der Fusion des traditionsreichen Stahlherstellers Thyssen AG und dem Schwerindustrie-Riesen Friedrich Krupp AG hervorgegangen, die im Jahre 1999 erfolgte. Unter dem Motto „engineering.tomorrow.together“ wirbt thyssenkrupp heute auf seiner Homepage als innovativer Technologiekonzern für seine vielfältigen Ingenieurleistungen. Darüber hinaus findet auch die Stahlsparte, anders als noch vor einem Jahr, wieder Erwähnung: Mit dem Slogan „Zukunft für Stahl“ stellt der multinationale Konzern die Neuausrichtung dieses Geschäftsbereichs vor. thyssenkrupp beschäftigt heute weltweit rund 158.000 Mitarbeiter und erwirtschaftet einen Jahresumsatz von 43 Milliarden Euro. Unter dem Dach des Konzerns mit Hauptsitz in Essen und Duisburg befinden sich 461 Tochterunternehmen und eine große Anzahl an weiteren Beteiligungen.

 Zementmühle.jpg

Quelle: thyssenkrupp

 

Die Geschäftsbereiche von thyssenkrupp

 

Die Struktur des Konzernaufbaus spiegelt mit fünf verschiedenen Geschäftsfeldern die langfristig angelegte Diversifikationsstrategie wieder. Dabei handelt es sich um:

 

  • Components Technology
  • Elevator Technology
  • Industrial Solutions
  • Materials Services
  • Steel 

Der Geschäftsbereich Components Technology beschäftigt sich mit der Konzeption und Herstellung von Hochleistungskomponenten, die vor allem in Automobilen, im Maschinenbau, in Windkraftanlagen sowie in Baumaschinen zum Einsatz kommen. Die thyssenkrupp Sparte Elevator Technology gilt als international führend im Bereich von Personenaufzügen. Sie produziert Fahrtreppen und -steige, Personen- und Lastenaufzüge, Fluggastbrücken sowie Treppen- und Plattformlifte. Kunden, insbesondere aus den Branchen Chemie, Hafenanlagen, Koksereien sowie Schiff- und Luftfahrt und Automobilbau, profitieren von den hoch spezialisierten Ingenieurleistungen, die thyssenkrupp im Bereich Industrial Solutions anbietet. Die Sparte Materials Services umfasst den weltweiten Handel mit Roh- und Werkstoffen. Dabei bietet thyssenkrupp vielfältige Leistungen an, von der Produktberatung bis hin zur kompletten Organisation der Supply-Chain. Der Geschäftsbereich Stahl verkörpert die ehemalige Kernkompetenz von thyssenkrupp, die Produktion von exklusivem Qualitätsstahl in Form von Flachstahl.

 

Stahl – der letzte Versuch

 

Die Stahlaktivitäten stellen nach einhelliger Auffassung von Analysten das große Sorgenkind von thyssenkrupp dar. Angesichts einer übermächtigen chinesischen Konkurrenz, die den internationalen Markt mit Billigstahl überschwemmt, scheint es aussichtslos, in diesem Bereich nachhaltige Gewinne zu erzielen. Erschwert wird die Situation noch durch die isolationistische Handelspolitik des US-Präsidenten Donald Trump, der Einfuhrzölle auf Stahl verhängt. Zu den bitteren (und ausgesprochen kostspieligen) Erfahrungen, die der deutsche Stahlspezialist auf diesem Gebiet machen musste, gehört auch der Versuch, in einem eigenen Werk im brasilianischen Rio de Janeiro Stahl zu wesentlich günstigeren Konditionen als hierzulande zu produzieren. Er scheiterte auf spektakuläre Weise. Die Fertigstellung der entsprechenden Anlage erfolgte im Jahre 2010 und war mit einer hohen Überschreitung der ursprünglich veranschlagten Errichtungskosten verbunden. Die in diesem Zusammenhang erforderlichen Abschreibungen belasteten das Konzernergebnis mit Beträgen in Milliardenhöhe.

 

Das verunglückte Projekt fand schließlich Anfang des Jahres 2017 im Verkauf des südamerikanischen Stahlwerks an den argentinischen Ternium Konzern zu einem Preis, der einen Bruchteil der ursprünglichen Baukosten betrug, sein unrühmliches Ende.

Vor diesem Hintergrund erscheinen die Erfolgsaussichten des Joint Ventures, das thyssenkrupp mit dem indischen Stahlkonzern Tata Steel im September 2017 vereinbarte, nicht allzu positiv. Die Umgestaltungen und Neuausrichtung des thyssenkrupp Konzerns war mit personellen Turbulenzen auf höchster Ebene verbunden: Nachdem Heinrich Hiesinger Anfang Juli 2018 sein Amt als Vorstandsvorsitzender aufgab, folgte ihm der Aufsichtsratschef Ulrich Lehner wenige Tage später. Als Interims-CEO leitet nun Guido Kerkhoff die Geschicke des Unternehmens.

 

Die Entwicklung des Aktienkurses

 

Die Aktionäre zeigen sich erleichtert, dass die Stahlsparte die Konzernbilanz nicht mehr belastet. Die Fusion mit Tata kommt einem bilanziellen Befreiungsschlag gleich, weil sie eine Entkonsolidierung des Stahlbereichs bewirkt. Das Gemeinschaftsunternehmen ist künftig nur noch at equity zu bilanzieren. Auch die Rücktritte des Vorstands- und Aufsichtsratsvorsitzenden beflügelten den Kurs der thyssenkrupp Aktie. Während sich die Notierungen ab Mitte 2015 kräftig nach unten bewegten und ausgehend von Werten um die 25 Euro im ersten Quartal 2016 mit einem Preis von unter 15 Euro einen Tiefpunkt erreichten, ist seit einiger Zeit ein Aufwärtstrend zu beobachten. Im Juli 2017 und im Januar 2018 gelang es der Aktie sogar, sich der 27 Euro-Marke zu nähern. Nach einer folgenden kurzzeitigen Konsolidierung und einem Einbruch, aufgrund der Querelen um die künftige Ausrichtung des Konzerns, zeigt der Wert erneut Stärke und überstieg im Juli 2017 die 23 Euro deutlich. Zu berücksichtigen ist allerdings, dass die Aktie damit immer noch weit entfernt ist von ihren alten Höchstständen, die zum Beispiel im Jahre 2007 bei 45 Euro lagen. 

 

Fazit:

 

  • Die Rahmenbedingung für den Stahlhandel haben sich weiter verschlechtert, ob das Joint Venture mit Tata Steel ein tragfähiges Konzept darstellt, bleibt abzuwarten
  • Die Aussichten in den übrigen Sparten erscheinen überwiegend positiv
  • Die Entwicklung des Aktienkurses verläuft stark volatil

 

Wie sehen Sie die Zukunft von tyssenkrupp? Diskutieren Sie gerne mit den anderen Lesern.