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Zukunft Auto: wie Elektroautos aus China den Markt verändern

02.06.2025 10:21

Die Elektromobilität gilt als ein Schlüssel zur klimafreundlichen Verkehrswende. Doch wo stehen wir heute wirklich? Die Zahl der E-Autos wächst, neue Hersteller – vor allem aus China – sorgen für frischen Wind. Gleichzeitig bleibt das Ladenetz eine Baustelle. Fest steht: Der Wandel läuft, bringt aber auch Herausforderungen mit sich. Ein Überblick über Trends, Akteure und Chancen und Risiken.

 

 

 

 

 

  • - Über 60 % der weltweit produzierten E-Autos kommen mittlerweile aus China.
  • - Neue Wettbewerber wie BYD und Geely greifen Tesla und VW auch in Europa an.
  • - Der Ladeinfrastrukturausbau bleibt eine der größten Herausforderungen der Mobilitätswende.

 

Chinesische E-Autos überholen die Konkurrenz

 

Die Elektromobilität steht an einem entscheidenden Punkt. Weltweit wächst der Markt, aber das Tempo ist unterschiedlich. Das Wachstum in Europa hat zuletzt an Fahrt verloren. China hingegen gibt Gas. 2024 wurden weltweit über 17 Millionen Elektroautos (BEV und PHEV) verkauft, das sind rund 25 % mehr als im Vorjahr. Allein in China wurden über 11 Millionen Fahrzeuge zugelassen – ein Plus von 40 %. Damit wurde mehr als jedes zweite Elektroauto in China abgesetzt.1

 

Doch China dominiert nicht nur beim Verkauf. Auch in der Produktion liegt das Land klar vorn. Rund 62 % aller weltweit gefertigten E-Autos kommen aus dem Reich der Mitte. 2 Möglich macht das eine Mischung aus konsequenter Förderung, einer starken eigenen Batteriefertigung und digitalen Innovationen, die den Markt weiter antreiben.

 

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Elektroauto-Typen – kurz und klar erklärt

 

BEV – das reine E-Auto

  • Fährt komplett elektrisch, ohne Verbrennungsmotor.
  • Wird an der Ladesäule oder Wallbox geladen – einfach einstecken, fertig.

 

PHEV – der Plug-in-Hybrid

  • Kombiniert E-Antrieb und Verbrennungsmotor.
  • Kann sowohl elektrisch fahren als auch mit Benzin oder Diesel. Wird wie ein E-Auto an der Steckdose geladen.

 

HEV – der klassische Hybrid

  • Nutzt ebenfalls Elektro- und Verbrennungsmotor, lädt sich aber selbst beim Fahren, zum Beispiel durch Bremsen.
  • Braucht keine Steckdose zum Laden.

 

Marken wie BYD (mittlerweile der weltweit größte E-Auto-Hersteller)3, SAIC (Partner von VW in China) und Geely (u. a. Mutter von Volvo) zeigen, wie ernst China das Thema E-Mobilität nimmt. Immer mehr Modelle „Made in China“ rollen auch auf internationalen Straßen.

 

In Deutschland herrscht dagegen Zurückhaltung. Nach dem Ende der staatlichen Förderung Ende 2023 sanken die Neuzulassungen von E-Autos (BEV und PHEV) 2024 um rund 18 %. Bei den BEV lag das Minus sogar bei über 27 %. Der BEV-Marktanteil schrumpfte dadurch von 18,30 % auf 13,50 %. Auch in der EU stockte das Wachstum – 2024 gab es ein Minus bei den BEVs von 5,90 %, der Marktanteil verringerte sich von 14,60 % auf 13,60 %. Ganz anders Norwegen: Dort waren 2024 beeindruckende 88,90 % aller Neuwagen vollelektrisch. 4 In den USA, dem zweitgrößten Einzelmarkt, lag der BEV-Anteil 2024 bei 7,50 %5. Unterm Strich zeigt sich, dass sich die Elektromobilität weltweit sehr unterschiedlich entwickelt.

 

 

Qualitätsmängel und Musks Kurs belasten Tesla

 

Neue Konkurrenten wie chinesische E-Autos setzen etablierte Hersteller unter Druck. Auch Tesla, einst das Synonym für Elektromobilität, spürt den Wandel. Mit starkem Design, großer Reichweite und eigenem Ladenetz prägte das Unternehmen lange Zeit die Branche und setzte Maßstäbe.

 

Doch inzwischen verunsichern Qualitätsprobleme, Rückrufe und Verzögerungen6 beim Cybertruck Käufer und Investoren. Dazu kommen ein umstrittenes Preismodell und Elon Musks kontroverse politische Positionierungen, die Käufer abschrecken. Das macht Alternativen chinesischer und europäischer Hersteller attraktiver, zumal auch Teslas Vorsprung bei Software und Ladenetz schrumpft.

 

 

Elektroautos aus China punkten mit Preisvorteilen und Technologie

 

Während Tesla an Glanz verliert, rücken neue Player ins Rampenlicht. Vor allem chinesische Hersteller, die in ihrem Heimatland mit Überkapazitäten und Preisdruck kämpfen, drängen zunehmend auf den europäischen Markt.

 

Günstige Preise, hohe Fertigungstiefe und technologische Stärken bei Batterien und Software machen chinesische E-Autos zu einem ernst zu nehmenden Wettbewerber – vor allem im unteren und mittleren Preissegment. BYD, inzwischen weltweit größter E-Auto-Produzent, plant eigene Werke in Europa. Damit ist man näher an den europäischen Kunden und umgeht zugleich Handelsbarrieren.7 Denn 2024 führte die EU Strafzölle für chinesische E-Autohersteller von bis zu 35,30 % ein.8 Die Antwort aus China: Statt reiner Stromer setzen viele Hersteller nun verstärkt auf Plug-in-Hybride, da für diese nur der reguläre Zollsatz von 10 % gilt.9

 

 

Die weltweit größten Hersteller von E-Autos nach Marktanteil

 

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Anteil bezieht sich auf BEV und PHEV, Stand
Quelle: CleanTechnica (https://cleantechnica.com/2025/02/05/the-automakers-selling-the-most-evs-in-the-world-are/), Stand: Dezember 2024

 

Auch europäische Hersteller reagieren. So plant VW ein E-Auto für rund 20.000 Euro ab 2027.10 Der Wettbewerb verschärft sich technologisch, wirtschaftlich und strategisch. Für Verbraucherinnen und Verbraucher bedeutet das mehr Auswahl und Innovation, aber auch einen höheren Entscheidungsaufwand.

 

 

 

Ladeinfrastrukturengpass hemmt das Wachstum

 

Während Hersteller weltweit um Preise und Märkte ringen, bleibt die Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge eine zentrale Schwachstelle und stellt somit eine Hürde für den Ausbau der E-Mobilität dar. Laut Bundesnetzagentur fehlen in Deutschland weiterhin zehntausende Ladepunkte, besonders in ländlichen Regionen, in denen das Auto unverzichtbar ist. Zum 1. Februar 2025 waren 161.686 öffentlich zugängliche Ladepunkte in Betrieb, rund 21 % mehr als im Vorjahr.11 Trotz dieses Wachstums bleibt der Bedarf hoch. Mit dem „Deutschlandnetz“ und Investitionen in Schnellladestationen sowie Technologien wie dem bidirektionalen Laden will die Bundesregierung gegensteuern. Doch ob reicht das, um das Ziel von einer Million Ladepunkten bis 2030 zu erreichen ist fraglich. 12

 

Vorreiter wie die Niederlande kommen auf ca. 10 Ladepunkte pro 1.000 Einwohner – deutlich mehr als der EU-Durchschnitt von 2,20. Deutschland liegt mit 1,90 auf Platz 12 und damit nur im Mittelfeld.13

 

 

Ladepunkte je 1000 Einwohner in verschiedenen Regionen

 

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Quellen: Europäischer EV Ladereport 2025, Argus Media group, Argonne National Laboratory

 

Ein besonders hohes Tempo beim Ausbau zeigt auch hier China, in dem 2024 rund 4,22 Millionen neue Ladepunkte (+25 %) hinzukamen. Mit insgesamt fast 13 Millionen kommt das Land auf 9,20 Ladepunkte pro 1.000 Einwohner14 und ist damit wesentlich weiter als die USA mit 0,60. 15

 

 

Investieren in Elektromobilität

 

Anlegerinnen und Anleger können an der Zukunft der Elektromobilität partizipieren und sich am Wandel der weltweiten Automobilindustrie beteiligen. Wer auf Einzelwerte setzen möchte, kann auf bekannte Hersteller wie Tesla, Volkswagen oder BMW zurückgreifen, oder auch in aufstrebende Anbieter aus China, wie etwa BYD, investieren. Einzelaktien können allerdings stark schwanken und reagieren direkt auf unternehmensspezifische Entwicklungen.

 

Eine breite Streuung mit ETFs oder Fonds kann das Risiko reduzieren. Es gibt dabei Produkte, die das Thema Elektromobilität umfassender abdecken, zum Beispiel über Beteiligungen an Herstellern, Batterieproduzenten, Zulieferern, Technologieunternehmen oder Anbietern von Ladeinfrastruktur. Manche Produkte schließen auch Zukunftsthemen wie autonomes Fahren oder Carsharing mit ein. Anleger sollten in jedem Fall die langfristige Perspektive im Blick behalten, da der Markt weiterhin von Schwankungen geprägt ist. So können politische Eingriffe, Handelskonflikte und Förderprogramme die Entwicklung der Märkte erheblich beeinflussen. Chancen und Risiken sind in diesem Kontext untrennbar miteinander verbunden.

 

Beispiele für ETFs und Fonds sind:

 

 

 

 

Quellen

1 rho motion (https://rhomotion.com/news/over-17-million-evs-sold-in-2024-record-year/)

2 rho motion (https://rhomotion.com/news/what-market-share-do-chinese-evs-have-overseas/)

3 Statista (https://www.statista.com/chart/33709/tesla-byd-electric-vehicle-production/)

4 acea (https://www.acea.auto/pc-registrations/new-car-registrations-0-8-in-2024-battery-electric-13-6-marke...)

5 Cox Automotive (https://www.coxautoinc.com/news/cox-automotives-2025-outlook-market-growth-improving-affordability-a...)

6 Forbes (https://www.forbes.com/sites/alanohnsman/2025/04/03/elons-edsel-tesla-cybertruck-is-the-auto-industr...), 24auto (https://www.24auto.de/news/2025-cyberbeast-allrad-tesla-lieferung-bestellt-cybertruck-92996486.html)

7 MeinAuto.de (https://www.meinauto.de/news/byd-neues-werk-in-der-turkei-um-eu-strafzolle-zu-umgehen)

8 Europäische Kommission in Deutschland (https://germany.representation.ec.europa.eu/news/e-autos-aus-china-eu-erhebt-ausgleichszolle-setzt-g...)

9 Reuters (https://www.reuters.com/business/autos-transportation/china-automakers-pivot-hybrids-europe-counter-...)

10 ecomento (https://ecomento.de/2025/03/06/vw-id-every1-vorschau-20000-euro-elektroauto/)

11 Bundesnetzagentur (https://www.bundesnetzagentur.de/DE/Fachthemen/ElektrizitaetundGas/E-Mobilitaet/start.html)

12 Die Bundesregierung (https://www.bundesregierung.de/breg-de/service/archiv/ausbau-der-elektro-ladeinfrastruktur-2302864)

13 gridX (https://www.gridx.ai/de/resources/europaeischer-ev-ladereport-2025#executive-summary)

14 Argus Media group (https://www.argusmedia.com/en/news-and-insights/latest-market-news/2650730-china-expands-ev-charging...

15 Argonne National Laboratory (https://www.anl.gov/ev-facts/charging-infrastructure