Yahoos Geschichte begann als kleines Internet Start-up. Mit dem Verkauf der wichtigsten Geschäftsbereiche endet sie nun unspektakulär.
Der Konzern Yahoo, der als eines der ersten Start-ups die Möglichkeiten des Internets erfolgreich vermarktet hatte, geht unter. Kaum ein Beobachter der Internet-Szene oder Aktienanalyst hätte diese Entwicklung für möglich gehalten: Nach dem Verkauf des Kerngeschäfts an den US-amerikanischen Telekommunikationsriesen Verizon verschwindet der Name Yahoo aus dem Internet. Stattdessen werden die noch verbliebenen Webdienste von Yahoo unter dem neuen Namen Altaba vermarktet.
By Sebastian Bergmann (originally posted to Flickr as Yahoo!), CC BY-SA 2.0, via Wikimedia Commons
Die Anfänge in der Mitte der 90er Jahre
Die Gründung von Yahoo erfolgte bereits im Jahr 1994, kurz nachdem das World Wide Web zum ersten Mal online ging. Jerry Yang und David Filo schufen mit Yahoo eine intelligente Suchmaschine, die im Internet für Ordnung und effiziente Strukturen sorgte. In den späten 90er Jahren entwickelte sich Yahoo dann weiter zu einem umfassenden Internet-Dienstleister. Nutzer konnten neben den Suchfunktionen im Internet und dem Web-Katalog dann auch Funktionen wie Mail-Accounts, Nachrichtendienste und verschiedene andere Informations- und Diskussionsportale in Anspruch nehmen. Aufgrund seines vielfältigen und attraktiven Angebots avancierte Yahoo in dieser Zeit schnell zu einem der beliebtesten Internet-Dienste. Viele User installierten Yahoo auch als Startseite.
Doch schon kurz nach dem Beginn des neuen Jahrtausends begann Yahoo, an Popularität zu verlieren. Vor allem Google und Facebook stiegen in der Gunst der privaten und professionellen Nutzer deutlich auf. Als Gegenmaßnahme kaufte Yahoo Anteile an Tumblr, einer Plattform für Blogger. Dazu sollte der Erwerb von Aktien am chinesischen Handelsportal Alibaba den Niedergang aufhalten. Allerdings ging dieser Plan nicht auf.
Quittung für Fehlgriffe im Bereich Datenschutz
Heute stellt die Vertrauenswürdigkeit eines Internet-Anbieters sein wichtigstes Kapital dar. Vor allem hier konnte Yahoo aber nicht punkten: Das Unternehmen scannte die Mails seiner Nutzer und verkaufte die Daten zu Werbezwecken weiter. Außerdem erlaubte es der NSA, auf die Adressbücher seiner Kunden zuzugreifen. Im Jahr 2016 wurde Yahoo dann auch noch Opfer einer der größten Hacker-Angriffe der Geschichte. Deswegen kehrten immer mehr Nutzer diesem Anbieter den Rücken und entschieden sich für Alternativen, die mehr Schutz ihrer Daten und Privatsphäre boten.
Der Aufstieg und Niedergang von Yahoo spiegelt sich in der Entwicklung der Aktienkurse wider. Der Börsengang erfolgte 1996 zu einem offiziellen Ausgabepreis von 13 US-Dollar. Er wurde schon am ersten Handelstag mit mehr als 150 Prozent überboten. Bis zum Platzen der Dotcom-Blase ging es dann steil bergauf für die Yahoo-Aktien. Sie erreichten ihr Allzeithoch zu Beginn des Jahres 2000 mit einem Wert von knapp 475 US-Dollar. Danach brach der Kurs noch im selben Jahr auf 30 US-Dollar ein und konnte seitdem nicht wieder an die alten Notierungen anknüpfen.
Verkauf als Schlusspunkt einer einzigartigen Erfolgsgeschichte
2012 übernahm Marissa Mayer als CEO die Geschicke des schon zu diesem Zeitpunkt angeschlagenen Yahoo-Konzerns. Sie genoss damals einen überragenden Ruf, schließlich gehörte sie zuvor zum Gründungsteam von Google. Doch sie konnte die in sie gesetzten Erwartungen zu keinem Zeitpunkt erfüllen. Statt die Sanierung von Yahoo voranzutreiben und das Unternehmen wieder zu alter Größe zu führen, geriet es unter ihrer Leitung vollends ins Straucheln. Im Jahr 2016 folgte dann mit der Veräußerung des Kerngeschäfts an Verizon das Ende aller Hoffnungen auf eine Erholung von Yahoo. Wie schlecht es um diesen einst so einflussreichen Internet-Konzern bestellt sein musste, lässt sich auch am außerordentlich geringen Verkaufspreis erkennen. Schätzten Experten den Wert von Yahoo um die Jahrtausendwende noch auf rund 120 Milliarden US-Dollar, konnten die Anteile im Jahr 2016 nur noch für knapp 4,8 Milliarden US-Dollar verkauft werden. Im Januar 2017 zog Marissa Mayer schließlich die Konsequenzen und gab bekannt, dass sie Yahoo verlassen wird. Damit beendete die einst als Wunderkind und Heilsbringerin gefeierte Managerin auch Spekulationen über eine Fortsetzung ihrer Karriere bei Verizon.
Firmenzentrale von Yahoo nahe der Mathilda Avenue in Sunnyvale, Kalifornien, Vereinigte Staaten, Quelle: Coolcaesar aus der englischsprachigen Wikipedia, CC-BY-SA-3.0, via Wikimedia Commons
Die Zukunft von Yahoo
Bei dem Erwerber des Yahoo Kerngeschäfts, Verizon, handelt es sich um einen der größten und erfolgreichsten Telekommunikationsanbieter der USA. Immerhin erzielt der Konzern einen Jahresumsatz von über 130 Milliarden US-Dollar und beschäftigt knapp 175.000 Mitarbeiter. Neben Yahoo hat Verizon bereits AOL gekauft und plant, die Geschäfte dieser beiden Anbieter von Internetdienstleistungen zusammenzulegen. Mit dieser Strategie hoffen die Chefs von Verizon, den Hauptkonkurrenten Facebook und Google Paroli bieten zu können. Yahoo selbst bleibt als Holding bestehen. Das Unternehmen hält Anteile an Alibaba im Umfang von zehn Prozent und ist an Yahoo Japan mit rund 35 Prozent beteiligt.
Fazit:
- Der übermächtigen Konkurrenz durch Google und Facebook hatte Yahoo wenig entgegenzusetzen.
- Auch der Verkauf von Nutzerdaten und unzureichender Schutz gegen Hacker-Angriffe führten zu einem massiven Verlust von Kunden.
- Marissa Meyer scheiterte bei dem Versuch, das Unternehmen zu sanieren.
- Der Käufer des Kerngeschäfts legt die Aktivitäten von Yahoo mit denen von AOL zusammen.
Welche Versäumnisse haben Ihrer Meinung nach zum Niedergang von Yahoo beigetragen? Waren Sie Yahoo-Nutzer? Diskutieren Sie mit uns und unseren Lesern!