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Wie essen wir in Zukunft?

21.02.2020 11:54

Die Frage nach der Ernährung der Weltbevölkerung stellt eine der zentralen Diskussionsthemen der heutigen Gesellschaft. Alternative Ernährungsformen werden zunehmend beliebter. Auf dem Markt tauchen immer mehr Produkte auf, die eine smarte Lösung für das Problem versprechen könnten.

 

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Fleisch aus dem Labor?

 

Zugegeben, der Begriff „Laborfleisch“ allein klingt wenig ansprechend. Wie wäre es, wenn wir es so formulieren: in Zukunft könnte es Fleisch geben, für das nur ein Bruchteil der Tiere sterben müsste. Die Technologie, die das möglich macht, basiert auf der Vermehrung von Stammzellen. In ihnen ist die gesamte Erbinformation des Tieres enthalten. Im Prinzip bräuchte man nur einmalig Stammzellen eines Tieres, um beliebig viel Fleisch herzustellen. Bisher hakt das Ganze noch etwas bei der Umsetzung der Konsistenz: verarbeitetes Fleisch kann sehr gut hergestellt werden, ein Stück ist aber fasrig und besteht aus verschiedenen Zelltypen wie Muskel, Bindegewebe und Fett. Das Start-Up SuperMeat findet seit letztem Jahr auch Unterstützung in Deutschland: das Geflügelfleischunternehmen PHW (Wiesenhof) stieg 2018 mit einer Minderheitsbeteiligung ein. Das aktuelle Ziel des Unternehmens ist es, bis 2021 die erste Generation des SuperMeat an Restaurants liefern zu können. Erst danach soll die Belieferung von Supermärkten und Händlern in Angriff genommen werden. Es könnte also noch etwa acht Jahre dauern, bis wir die erste Packung selbst in der Hand halten.

 

Interessant:  Der CEO des israelischen Start-Ups SuperMeat ist selbst Veganer.

Während SuperMeat sich auf die Herstellung von Hähnchenfleisch spezialisiert, arbeitet Mosa Meat an In vitro produziertem Rindfleisch. Die Forschung in Maastricht kostete 250.000 Euro, finanziert von Sergey Brin, Co-Founder von Google. Das Unternehmen arbeitet derzeit an der Marktreife der ersten Produkte: in etwa drei bis vier Jahren könnte es soweit sein.

 

Auch das Thema Fleisch aus dem 3D-Drucker wurde vor einiger Zeit diskutiert. Während der endgültige Zweck einmal sein sollte, Fleisch und Organe aus dem Drucker herzustellen, fokussiert sich das Modern Meadow  aktuell auf die Herstellung von Leder und anderen Naturmaterialien aus dem Drucker. Auch diese Technologie funktioniert über die Entnahme von Zellgewebe, das isoliert wird und zum Teil verändert wird. Die Zellen vermehren sich dann in einem abgeschlossenen System – schließlich bilden sie eine feste Masse an Zellkulturen, die die Grundlage für die „Biotinte“ sind. Modern Meadow scheint sich mit der Herstellung anderer Materialien aktuell von der Lebensmittelproduktion weg zu entwickeln.

 

Insekten auf dem Teller?

 

Können Sie sich vorstellen, Insekten zu essen? Im asiatischen Raum hat das schon lange Tradition. Seit Anfang 2018 ist der Verkauf in der EU gesetzlich geregelt. Bereits seit einigen Jahren nimmt die Diskussion um Insekten als Nahrungsmittel der Zukunft immer mehr an Fahrt auf. Während die Welt 2012 noch titelt „Warum Insekten nicht unser neues Fleisch werden“ und den Bedarf an hochwertigen Futtermitteln für die Tiere kritisch sieht, ist heute klar: Insekten könnten eine echte Alternative im Kampf um die Ernährung der Gesamtbevölkerung darstellen.

Denn Insekten enthalten viel Protein, wichtige ungesättigte Fettsäuren und können unterm Strich umweltfreundlicher produziert werden als Fleisch. Das Argument, dass die Futtermittel selbst gegessen werden könnten, hinkt: Viele Flächen, die für den Anbau von Futtermitteln genutzt werden, sind nur für Gräser oder Gewächse mit sehr niedrigen Anforderungen an die Bodenqualität geeignet. Diese kann der Mensch selbst nicht verdauen – das Tier jedoch schon. Zudem liegen die Standards für Futtermittel deutlich niedriger als die an menschliche Direktnahrung. Für Insekten gelten aktuell dieselben Standards wie für alle anderen Futtermittel in der Tierzucht. Weltweit gibt es ca. 2000 essbare Insektenarten, zu ihnen zählen unter anderem Würmer und Heuschrecken. Die Wahrscheinlichkeit übertragbarer Krankheiten von Tier auf Mensch gilt als gering.

 

Der Markt für Fleischersatzprodukte: Beyond Meat

 

Der Markt für Fleischersatzprodukte hat gleichzeitig schon an Fahrt aufgenommen. Mehr und mehr Produkte drängen auf den Markt, die im Idealfall wie echtes Fleisch schmecken sollen. Der Börsengang von Beyond Meat im Mai 2019 zeigte die große Bedeutung der Industrie: Er war einer der erfolgreichsten der vergangenen Jahre. Beyond Meat ist ein veganes Burgerpatty, das die Konsistenz und den Geschmack von Fleisch so gut nachahmen soll wie kein vergleichbares Produkt zuvor. 

Bereits vor dem Börsengang konnte das Unternehmen eine Reihe namhafter Investoren gewinnen, unter ihnen der Microsoft-Gründer Bill Gates. Das Unternehmen plant die weltweite Expansion. Seit 2019 ist der Burger auch in Deutschland erhältlich – zunächst nur in etwa 80 Restaurants und bei der Großhandelskette METRO. Seit Mai gab es den fleischlosen Burger bereits zweimal bei Lidl zu kaufen, allerdings nur in limitierter Stückzahl. Hier geht es zur Beyond Meat-Aktie

 

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Interessant: Die PHW Gruppe, die 2018 eine Minderheitsbeteiligung an SuperMeat erwarb, besitzt die deutschlandweiten Verkaufsrechte an den veganen Burgern.

Während Beyond Meat bisher vor allem auf die Herstellung von verarbeiteten Fleischprodukten setzt, arbeitet das spanische Unternehmen NOVAMEAT an der Herstellung veganer Steaks aus dem Drucker, die den Rückgriff auf tierische Produkte nicht mehr nötig machen sollen. Genau wie bei Beyond Meat sind pflanzliche Proteine die Grundlage dafür. Aktuell kann das Unternehmen 100 Gramm veganes Steak in etwa 10 Minuten für etwa 2,65 Euro herstellen. Das Patent dafür ist seit Sommer 2018 angemeldet.

 

Wie kann ich in innovative Food-Unternehmen investieren?

 

In Start Ups zu investieren, gestaltet sich als Privatperson oft schwierig -  es sei denn, man kann über einen Private Equity Fonds mitfinanzieren oder das Unternehmen startet die Finanzierung mit einer Crowdfunding-Kampagne. Eine Möglichkeit für die Investition in innovative Nahrungsmitteltechnologien sind Fonds, die in verschiedene Projekte zur Verbesserung der Nahrungsmittelkette investieren, zum Beispiel die längere Haltbarmachung von Lebensmitteln. Ein Beispiel dafür ist der Parvest Smart Food, der langfristig orientiert in den Markt rund um gesunde Ernährung und natürliche Lebensmittel investiert.

 

Fazit:

  • Neue Lebensmittel-Technologien könnten den Markt für Fleisch- und Fleischersatzprodukte revolutionieren
  • Der Börsengang von Beyond Meat erzeugte weltweit großen Aufsehen
  • Privatanleger können über Fonds in Projekte investieren