abbrechen
Suchergebnisse werden angezeigt für 
Stattdessen suchen nach 
Meintest du: 

Welche Schulden sollten Sie zuerst tilgen?

24.04.2017 14:10

Handeln ist gefragt

 

„Schulden machen ist nicht schwer, Schulden tilgen dagegen sehr“ – so ließe sich ein altbekanntes Sprichwort auf die Schuldenproblematik übertragen. Schulden sind ein leidiges Thema. Umso verständlicher ist der Wunsch von Oliver aus Köln und Michael aus Dortmund, einen schnellen und sauberen Weg aus der Schuldenmisere zu finden. Doch welche Schulden sollen die beiden jungen Männer zuerst tilgen? Im Folgenden stellen wir Ihnen anhand der beiden fiktiven Modellfälle Oliver und Michael zwei grundlegende Strategien des Schuldenabbaus vor.

 

Oliver ist ein verhältnismäßig leichter Fall: Ihm machen lediglich ein paar aufgelaufene Konsumschulden zu schaffen, da er kurzzeitig arbeitslos war. Durch sein neues Arbeitsverhältnis stehen ihm aber wieder ausreichend Mittel zur Verfügung. Seine Schulden haben zudem noch kein bedrohliches Ausmaß angenommen.

 

Michael ist hingegen ein echtes Sorgenkind. Er ist zwar unverschuldet in die Schulden geraten, sieht sich aber dauerhaft einem finanziellen Engpass ausgeliefert und kann schlichtweg nicht jede Verbindlichkeit gleichwertig behandeln. Für ihn gilt es, existenzbedrohende Schulden abzuwenden.

 

Die Strategie für leichte Fälle: Zahlungen in Abhängigkeit von Zahlungsfristen

 

Stehen wie bei Oliver ausreichend Mittel zur Verfügung und sind keine existenzbedrohenden oder anderweitig vorrangig zu behandelnden Schulden vorhanden, können Schulden ggf. gleichrangig behandelt werden. In diesem Fall erfolgen die Zahlungen einfach in Abhängigkeit der Zahlungsfristen, die ohnehin bestehen oder die sich gemeinsam mit den Gläubigern aushandeln ließen. Pünktliche Zahlungen vermeiden dabei im Gegensatz zu verspäteten oder verfrühten Zahlungen sowohl Auseinandersetzungen mit Gläubigern als auch finanzielle Einbußen hinsichtlich Zinsgewinnen und Co. Oliver ist trotzdem gefordert: Er muss strukturiert beim Abbezahlen seiner Schulden vorgehen und dafür zunächst herausfinden, ob er wirklich leistungsfähig genug ist.

 

Strategie zum Schuldenabbau.jpg

 

Die Basis: Ein guter Überblick über alle Verbindlichkeiten und Einkünfte

 

Es hilft nichts, Oliver muss sich einen guten Überblick über alle Verbindlichkeiten, Fristen, Einkünfte und Ausgaben verschaffen. Gibt ihm dieser Überblick grünes Licht, ist die Erstellung eines individuellen Finanzplans zielführend. Hier notiert Oliver exakt, wann welche Zahlung zu leisten ist. Mehr Luft beim Schuldenabbau lässt sich zudem durch die Umsetzung von Strategien gewinnen, die zu Einsparungen führen. Oliver entschließt sich zum Führen eines Haushaltsbuches: So kann er endlich ausmachen, wo der eine oder andere Euro bei der Haushaltsführung versickert. Außerdem prüft er, ob er bei einer weiteren Verbesserung der finanziellen Lage ggf. Schulden in einem Zuge zurückzahlen kann, um Zinsen zu sparen. Entschädigungen sollten in diesem Fall aber keine neuen bzw. höheren Kosten entstehen lassen. Sollte noch kurzfristig nicht benötigtes Kapital verbleiben, ist eine flexible und sichere Anlage desselben sinnvoll. So wirft das Kapital im Idealfall noch ein paar Zinsen ab, steht aber für die nächste Zahlung auch schnell wieder zur Verfügung.

 

Die Rolle individueller Ordnungs- und Kontrollkonzepte

 

Stellen sich Schuldner wie Oliver der Herausforderung, alle Schulden gleichzeitig zu bedienen, ist die Etablierung eines individuellen Kontrollsystems unabdingbar. Es muss alle Zahlungsziele berücksichtigen. Zudem sollte eine regelmäßige Prüfung erfolgen, ob die finanziellen Belastungen nach wie vor vollumfänglich zu tragen sind. Ist das im Laufe der Zeit nicht mehr der Fall, ist schnelles Handeln gefragt. Zu den Gläubigern muss Kontakt aufgenommen werden, um andere Lösungen zu erarbeiten und ggf. die Entstehung existenzbedrohender Schulden zu verhindern. Würde sich Oliver zu viel aufbürden – zum Beispiel, indem er zu hohe Ratenzahlungen zusichert, – entstünde ein erneutes Verschuldungsrisiko.

 

Die Strategie für schwere Fälle: Das Wichtigste zuerst

 

Bei Michael stellt sich der Fall ganz anders dar als bei Oliver: Seine Schulden sind nahezu unkontrollierbar geworden. Viele Briefe, von denen weiteres Unheil ausgehen könnte, hat er gar nicht mehr geöffnet. Bei ihm gilt es in erster Linie, die Vogel-Strauß-Haltung aufzugeben. Er muss unmittelbare Bedrohungen abwenden, einen Überblick über all seine Schulden erhalten und professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Existenzbedrohende Schulden sind erkennbar an ihren Folgen. Mietschulden können zum Beispiel zum Wohnungsverlust führen und im schlimmsten Fall Obdachlosigkeit nach sich ziehen. In extremen Notlagen sind daher Schulden dieser Art zuerst zu tilgen bzw. abzuwenden.

 

Professionelle Schuldenberatung.jpg

 

Existenzbedrohende Schuldenarten

 

Neben Mietschulden sind unter anderem Energieschulden, Geldbußen und Geldstrafen existenzbedrohende Schuldenarten. Die Schuldnerberatung des Diakonischen Werkes Offenbach-Dreieich-Rodgau ergänzt auf ihren Internetseiten die Liste existenzbedrohender Schulden noch um den Komplex der Kontopfändung.

Alle genannten Schuldenarten führen dazu, dass ein normales Leben kaum mehr möglich ist. Energieschulden können zur Sperrung der Energiezufuhr und somit zu einer nur bedingt bewohnbaren Wohnung führen. Nicht bezahlte Geldstrafen und Geldbußen können Haft nach sich ziehen, sodass Freiheit und somit Arbeitsfähigkeit gefährdet sind. Ein gesperrtes Konto lässt neue Schulden entstehen und verwehrt dem Verschuldeten den Weg zu den letzten Reserven.

 

Zu den schlimmsten Folgen existenzbedrohender Schulden muss es allerdings nicht zwangsläufig kommen. Michael muss jedoch auf jeden Fall tätig werden. Laut der oben benannten Schuldnerberatung gibt es bei Miet- und Energieschulden ggf. Hilfe durch das Sozialamt, gegen komplette Kontopfändungen helfe ggf. das Pfändungsschutzkonto, Geldstrafen könnten in Raten gezahlt oder abgearbeitet werden und bei Geldbußen schütze der Nachweis der Zahlungsunfähigkeit vor der Erzwingungshaft.

Neben den benannten können weitere Schuldenarten – auch in Abhängigkeit von der individuellen Lebenslage – existenzbedrohende Ausmaße annehmen. Bei der Identifizierung der entsprechenden Gefahren und Handlungsmöglichkeiten hilft eine seriöse Schuldnerberatung.

 

Kontakt zu den Gläubigern und Erarbeitung individueller Lösungen

 

Michael muss in erster Linie seine Lebensgrundlage in Form von Wohnung, Energie, Ernährung und Freiheit (= Arbeitskraft) wahren. Jedoch darf er auch andere Schuldenarten, die nicht unmittelbar schwerste Folgen nach sich ziehen, nicht ignorieren. Hier ist es wichtig, dass Michael frühzeitig den Kontakt zu seinen Gläubigern aufnimmt. In diesem Zuge lassen sich ggf. Ratenzahlungen und andere Lösungen gemeinsam und am besten mithilfe der Schuldnerberatung entwickeln. In der Regel ist es sinnvoll, zuerst die Schulden anzugehen, die bereits im Verzug sind und hohe Zinskosten aufweisen. So lassen sich im Idealfall rechtliche Folgen und unkontrollierte Schuldenerhöhungen vermeiden. Welche Schritte Gläubiger absolvieren, um schlussendlich ggf. sogar durch eine Zwangsvollstreckung an ihr Geld zu gelangen, stellt die Bundesarbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung übersichtlich im Portal www.meine-schulden.de dar.

 

Fazit: Oft hilft nur der Gang zu einer professionellen Schuldnerberatung

 

Bei Schulden spielen zahlreiche rechtliche Aspekte eine Rolle. Daher ist es für Schuldner oft schwer absehbar, welche Schulden vorrangig zu behandeln und wie Einigungen mit Gläubigern herbeizuführen sind. Häufig überschätzen Schuldner ihre eigene Leistungsfähigkeit, wollen Probleme nicht zugeben und handeln zu spät, sodass schwerwiegende Folgen entstehen. Aus diesem Grund ist die frühzeitige Inanspruchnahme der Hilfe, die seriöse Schuldnerberatungsstellen bieten, absolut empfehlenswert. Michael zählt nun auch auf die Hilfe dieser Profis. Früh tätig zu werden, ist in dieser Hinsicht auch wichtig, da Termine der Schuldnerberatung sehr begehrt und zahlreiche Fristen beim Umgang mit Schulden zu beachten sind. Zu warnen ist ausdrücklich vor unseriösen Schuldnerberatungen, die hohe Kosten entstehen lassen und somit das Schuldenproblem nur vergrößern.