„Generation H“, also „Generation Wasserstoff“, nennt ein Gasversorger-Vorstandschef sein aktuelles Buch. Wie kommt er darauf? Ganz einfach: Der Italiener Marco Alverà sieht in dem farb- und geruchslosen Gas einen großen Markt der Zukunft. Damit ist er nicht allein.
Auch deutsche Experten sagen der Wasserstoffbranche bis 2050 ein riesiges Wachstum voraus. Die Rede ist von einem rund 2,3 Billionen Euro starken Volumen. Eine Studie der deutschen Energie-Agentur (dena) unterstreicht das Potenzial von Wasserstoff: Er sei einer der vielversprechendsten zukünftigen Energieträger und durch seinen Einsatz sinke die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen erheblich.
Die deutsche Bundesregierung bewertet das Wasserstoff-Szenario ähnlich aussichtsreich. Sie hält schon länger mehr als 17.000 Patente für Wasserstofftechnologien. Darüber hinaus hat sie die Nationale Wasserstoffstrategie (NWS) verabschiedet und will neun Milliarden Euro in den Wasserstoffsektor investieren.
Das ist die Nationale Wasserstoffstrategie der Bundesregierung
Die Bundesregierung misst der Energiewende und damit einer sauberen und bezahlbaren Energieversorgung eine hohe Bedeutung bei. Übergeordnet sind die Klimaziele 2030 – mit Klimaneutralität gemäß dem Pariser Klimaabkommen und einer Begrenzung der Erderwärmung auf unter zwei Grad.
Im Rahmen der Energiewende soll die dennoch benötigte Energie künftig aus verlässlichen und wirksamen Alternativen zu fossilen Energieträgern stammen. In diesem Zuge sieht die Regierung Wasserstoff in einer zentralen Rolle – mit mehreren Einsatzoptionen:
- als Energieträger für den mobilen Einsatz: in Brennstoffzellen oder als Grundstoff für synthetische Brenn- und Kraftstoffe
- als flexibler Energiespeicher
- zur Dekarbonisierung, wo erneuerbare Energie nur indirekt zugeführt werden kann
- als Grundstoff in chemischen oder industriellen Prozessen (z. B. Ammoniakherstellung)
- um neue Wertschöpfungsketten in der Grundstoffindustrie zu ermöglichen
Mit der Nationalen Wasserstoffstrategie legt die Bundesregierung den Fokus darauf, das Potenzial von Wasserstoff voll auszunutzen. Damit das realisierbar ist, will sie die komplette Wertschöpfungskette berücksichtigen: mit Technologien, Erzeugung und Speicherung von Wasserstoff. Hinzu kommen Infrastruktur und Logistik, die eine gezielte Verwendung ermöglichen. Ziel ist außerdem, langfristig nur sogenannten grünen Wasserstoff zu verwenden.
Warum Wasserstoff so viele Farben hat
Sie fragen sich, was es mit den Farben von Wasserstoff auf sich hat, obwohl das Gas farblos ist? Ganz einfach: Die Farben benennen Herstellungsarten. Spricht die Bundesregierung von grünem Wasserstoff, so meint sie die umweltfreundlichste Produktionsform.
Die Farben von Wasserstoff im Überblick
Farbe
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Herstellung
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Kosten
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Ökobilanz
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Grau
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Herstellung aus Erdgas
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teuer
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setzt CO2 frei, klimaschädlich
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Grün
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elektrische Aufspaltung von Wasser in Sauerstoff und Wasserstoff (Elektrolyse); Strom dafür muss aus erneuerbarer Energiequelle stammen
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doppelt so teuer wie grauer Wasserstoff
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Umweltverträglichkeit entspricht Herstellungsstrom; keine Emissionen bei Verwendung
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Blau
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Herstellung aus Erdgas
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vermutlich günstiger als grüner Wasserstoff
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CO2 aus Produktion wird unter der Erde gelagert (umstrittenes Vorgehen); davon abgesehen Ökobilanz wie grün
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Türkis
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Herstellung aus Erdgas, dabei entstehender Kohlenstoff wird weiterverwendet
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günstiger als grüner oder grauer Wasserstoff
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ist Prozesswärme zur Herstellung bereits vorhanden, ähnlich wie grün oder blau; muss sie erzeugt werden, ähnlich wie grau
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Bunt
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verschiedene und neue Verfahren; teils noch nicht angewendet; könnte Förderung aus H-Reserven in Tiefsee sein
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sehr teuer
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nur gut, wenn kein Umweltschaden bei der Herstellung entsteht
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Diese Unternehmen sind Player im Wasserstoffsektor
Vor allem Unternehmen aus dem Versorgungssektor haben Interesse an der Investition in Wasserstoff. So will zum Beispiel RWE grünen Wasserstoff produzieren – dort seien auch die technischen Voraussetzungen für das Handling des Gases vorhanden. thyssenkrupp baut Elektrolyseanlagen zur Herstellung von grünem Wasserstoff für die Industrie. Diesen Strom bringt E.ON via Power-to-X-Anlagen bedarfsgerecht auf den Strommarkt.
Wasserstoff und Investitionschancen
Die Bedeutung von Wasserstoff im Energiemarkt der Zukunft ist klar. Geht es um die Frage, ob und wo sich Investitionen lohnen, ist die Geschwindigkeit entscheidend, in der Wasserstoff kommerzialisiert werden kann. Staatliche Förderungen für Unternehmen können beschleunigend wirken, da sie das Endprodukt vergünstigen können. Denn über den flächendeckenden Erfolg von Wasserstoff entscheidet letztlich sein Preis.
Geht es um den Einsatz von Wasserstoff als Antrieb für Autos, sind die Unternehmen Linde, Nel und Royal Dutch Shell führend beim Betreiben entsprechender Tankstellen. Den aktuellen E-Mobilitätsindex Wasserstoff finden Sie hier. Ein stärkerer Einsatz als in der Mobilität wird Wasserstoff allerdings in der Industrie prognostiziert. Sie sehen: Es gibt mehrere Möglichkeiten, jetzt in Wasserstoff zu investieren – wenn auch eine nennenswerte Rendite erst ab dem Ende der 2020er-Jahre zu erwarten ist. Wer an Wasserstoff glaubt, kann sich sein Depot aus mehreren Profiteuren zusammenmischen.
Die folgenden zehn Unternehmen sind beispielsweise Mitglieder der European Clean Hydrogen Alliance (Europäischen Allianz für sauberen Wasserstoff). In dieser Allianz sind Vertreter aus Politik und Gesellschaft sowie führende Industrie-Unternehmen involviert, die sich für die Weiterentwicklung von sauberem Wasserstoff einsetzen.
- Ballard Power Systems Europe A/S
- Nel ASA (Info: Zeichnungsfrist verlängert auf den 28.09.)
- E.ON SE
- Linde
- Siemens Energy
- Aurubis AG
- Cummins
- Air Liquide
- BASF SE
- EnBW Energie Baden-Württemberg AG
Fazit:
- Internationale Energie- und Wirtschaftsexperten sowie die Bundesregierung sehen Wasserstoff als wichtige Energiequelle der Zukunft.
- Die Nationale Wasserstoffstrategie der Bundesregierung fördert Unternehmen beim Ausbau von Wasserstoffprojekten und -investitionen.
- Neben klassischen Energieunternehmen steigen auch andere Wirtschaftszweige in die Wasserstoffbranche ein.
Nachhaltigkeit ist einer von vier Megatrends, die Anleger im Auge behalten sollten.
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