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Was bringt die staatliche Prämie für Elektroautos?

07.07.2016 10:38

Mit bis zu 4.000 Euro subventionieren Bund und Automobilindustrie den Kauf von Elektro- und Hybridfahrzeugen. Steigert diese Prämie die E-Mobilität?

Am 18. Mai 2016 beschloss die Bundesregierung die Einführung der Prämie für den Kauf von Elektro- oder Hybridautos. Die Förderung beginnt mit dem Tag des Beschlusses. Käufer von Elektro- und Hybridautos, die nach dem 18. Mai 2016 erstmals zugelassen wurden, haben demzufolge einen Anspruch auf die Prämie. Die Beantragung und Auszahlung soll in ähnlicher Weise erfolgen wie bereits 2009 die Umweltprämie für Altautos. Zuständig ist also wieder das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle BAFA. Lediglich das Verfahren soll vereinfacht und beschleunigt werden.

 

Elektroautos.jpg

 

Welche Gründe sprechen für und gegen die Anschaffung eines Elektroautos?

 

Führen Idealismus und Umweltbewusstsein zur Kaufentscheidung ist der Kaufpreis ohnehin nachrangig zu bewerten. Der Beschluss der Bundesregierung wirft jedoch die Frage auf, ob allein ein finanzieller Zuschuss in Höhe von 4.000 Euro als Motivation für die Anschaffung eines Elektroautos ausreicht. Gegen diese Annahme spricht, dass der Preisunterschied zwischen einem Auto mit Benzinmotor und einem vergleichbaren Modell mit Elektroantrieb mit diesem Betrag in der Regel nicht ausgeglichen werden kann. Auch wirkt sich das dünne Netz der Ladestationen gegebenenfalls negativ auf die Kaufentscheidung für Elektroautos aus. Ein Hybridfahrzeug fängt diesen Nachteil auf, da es jederzeit mit dem Benzinmotor weiterfahren kann, wenn die Batteriekraft für den Antrieb nicht mehr ausreicht. Mit einem reinen Elektromotor wird eine solche Situation brenzlig, da eine Weiterfahrt mit leeren Batterien nicht möglich ist. In diesem Zusammenhang tritt die Frage in den Vordergrund, ob das Geld nicht besser für den Ausbau des Ladesäulen-Netzes eingesetzt werden sollte.

Zudem wirkt das Fehlen eines einheitlichen Bezahlsystems an den Ladestationen der Verbreitung der Elektromobilität entgegen. Bisher benötigen die Besitzer von Elektroautos nämlich zur Nutzung der Ladestationen in Deutschland verschiedene Zugangsberechtigungen, in etwa in Form von Verträgen, Karten, Spezial-Schlüsseln oder Smartphone-Apps. So geschieht es, dass ein Autofahrer sein Fahrzeug nicht an jeder Stromtankstelle aufladen kann. Es gibt bereits Ansätze zur Lösung des Problems, die Einführung eines unkomplizierten, einheitlichen Systems wurde aber bisher versäumt und könnte viele Kaufinteressierte zurückhalten. 

Auch die Ladezeiten sollten beim Kauf eines Elektroautos berücksichtigt werden. Je nach Fahrzeugmodell dauert es bis zu elf Stunden, bis die Akkus wieder vollständig geladen sind. Werden sie jedoch nur zur Hälfte geladen, sinkt die Reichweite drastisch. Die zuverlässige Nutzbarkeit von Elektroautos ist also bisher nicht vollständig. Neben dem deutlich höheren Anschaffungspreis ist diese Unsicherheit ein Hauptgrund für Autokäufer, trotz schwankender Benzinpreise bei der konventionellen Motorentechnik zu bleiben. Auch führen die derzeit niedrigen Benzinpreise dazu, dass der Vorteil bei den laufenden Kosten von Elektroautos weniger hoch ausfällt. Nach einer Studie der P3 Automotive Group in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Braunschweig zur Akzeptanz von Elektrofahrzeugen hält die Unsicherheit bezüglich der allgemeinen technischen Ausstattung von Elektroautos viele Autofahrer ebenfalls vom Kauf eines Elektroautos ab.

 

Beeinflusst die Prämie die Kaufentscheidungen?

 

Aufgrund der vielfältigen Argumente, die derzeit noch gegen die Anschaffung von Elektroautos angeführt werden, ist davon auszugehen, dass allein ein finanzieller Anreiz nicht ausreicht, um die Kaufentscheidung zu beeinflussen. Vielmehr würde der Ausbau eines leistungsstarken Ladesäulen-Netzes mit Schnellladefunktion und der Entwicklung eines möglichst europaweit einheitlichen Bezahlsystems zum Kauf von Elektroautos motivieren. Intensive Werbung und Öffentlichkeitsarbeit zur Steigerung der Vertrautheit mit der neuen Technik sind weitere Wege zur Erhöhung des Interesses an Elektrofahrzeugen. In der Praxis ist die Werbung für Elektroautos bisher sehr verhalten. Das weckt den Eindruck, als stehe die Automobilindustrie selbst nicht mit voller Überzeugung hinter der umweltfreundlichen Technologie. Interessenten, die einmal eine Probefahrt mit einem Elektroauto durchgeführt und dabei die Einfachheit der Technik kennengelernt haben, sind laut der P3-Studie eher zum Kauf geneigt.

Dazu kommt, dass Beträge von 3.000 bis 4.000 Euro beim Kauf oft bereits als Preisnachlass ausgehandelt werden. Wer ein fabrikneues Auto kaufen möchte, bringt dafür einen Kaufpreis ab etwa 20.000 Euro auf. Vorführfahrzeuge und Autos mit Tageszulassung werden deutlich unter dem Neuwagenpreis angeboten. Es gibt also viele Möglichkeiten für Autokäufer, den Preis für ihr neues Auto zu senken. Eine Prämie, die nicht einmal ausreicht, um den Preisunterschied zwischen Benzin- und Elektroautos auszugleichen, scheint daher ungeeignet zur Beeinflussung der Kaufentscheidung.

 

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Ausblick in die Zukunft

 

Die bereits erwähnte Studie der P3 Group und der TU Braunschweig zeigt unter anderem auf, dass die Kosten für die Herstellung der Akkus für Elektroautos in den nächsten zwei bis drei Jahren um bis zu 50 Prozent sinken könnten. Auch der US-amerikanische Hersteller von Elektroautos TESLA plant die Entwicklung eigener preisgünstiger Batterien. Gleichzeitig sollen Entwicklungen hin zu kurzen Ladezeiten von nur 15 Minuten bei größeren Kapazitäten von 50 Kilowattstunden bis 2020 umgesetzt werden. Eine Veröffentlichung des Internationalen Wirtschaftsforums für Regenerative Energien IWR informiert über entsprechende Entwicklungen bei Bosch und der Initiative für leistungsstarke Ladetechnologien CharIn. Eine derart verbesserte Infrastruktur, verbunden mit einer überzeugenden Werbung und Öffentlichkeitsarbeit durch die Automobilhersteller ist eher zur Steigerung der Elektromobilität geeignet als eine monetäre Prämie für den Kauf von Elektroautos aus Steuermitteln. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass sich die Automobilindustrie zu 50 Prozent an der Prämie beteiligt.

 

 

Fazit:

 

  • Die Prämie kann die erhöhten Anschaffungskosten eines Elektroautos im Vergleich zu einem Auto mit Benzinmotor nicht ausgleichen.
  • Kosten der Akku-Technik sind derzeit noch zu hoch.
  • Fehlende Flexibilität durch lange Ladezeiten und geringe Reichweiten und unzureichender Ausbau des Ladesäulen-Netzes sorgen für Unsicherheit unter den Interessenten.
  • Adäquatere Mittel könnten der Ausbau des Ladesäulen-Netzes und intensive Werbemaßnahmen sein.

 

Uns interessiert Ihre Meinung: Planen Sie den Kauf eines Elektroautos? Besitzen Sie bereits ein Elektroauto und sind Sie zufrieden? Haben Sie Bedenken gegenüber der Verbreitung von Elektroautos? Wir freuen uns über Ihre Kommentare!

 

Eingebundene Videos im Consorsbank Blog haben lediglich informativen Charakter und spiegeln nicht zwingend unsere Meinung wider.

3 Kommentare

Häufiger Besucher

In einem einzigen Punkt gebe ich Ihnen recht: Die Ladeinfrastruktur muss drastisch ausgebaut werden und damit die Harmonisierung der Abrechnung. Alles andere ist Bull**bleep**, sorry!

 

Sie führen ausschliesslich die Anschaffungskosten an; das mag zwar bei Kleinwagensegment zutreffen, dass da die Elektroautos teurer sind. Aber bereits ab der Kompaktklasse ist das Augenwischerei. Man könnte glatt vermuten, wie so oft in der einschlägigen Verbrennerpresse, Sie würden bezahlt werden, das Thema tot zu reden.

 

Ein Grund mehr, bei Ihnen das Depot aufzulösen. Ich fahre selbst seit zwei Jahren ein Elektroauto und ich bin äußerst zufrieden. Einen verbrennenden Stinker, der die Umwelt ruiniert und dem Terrorismus das Geld nachwirft, wird ab 2017/18 definitiv durch einen Vollstromer ersetzt. 

 

 


Häufiger Besucher

 Ich weiß nicht, ob es so angebracht ist, mit Polemik den eigenen Blog zu hypen! Was hat das eigene Depot mit der hießigen Berichterstattung zu tun? Ich denke, wenn sich ihr Depot nicht füllt, ist bestimmt nicht der Artikelersteller verantwortlich. Totaler Käse! Jedenfalls werde ich Ihren Blog bei derleit Unsachlichkeit gewiss nicht besuchen! Mögen es mir andere gleich tun!


Aufsteiger

Ich habe zehn Tage lang einen reinrassigen Stromer gefahren, um ihn meiner Frau als Zweitwagen für Stadt und Region schmackhaft zu machen. Das Auto machte uns viel Freude. Indes, wer für das E-Mobil keine eigene Garage mit Drehstromanschluss (400 V) hat und auf der Straße parken muss, hat seine Probleme mit der Suche nach Ladestellen. Und da das Laden an den meisten kostenpflichtigen Ladesäulen nur mithilfe eines Smartphones und Online-Banking (Kreditkarte, PayPal) möglich ist, hält sich unsere Begeisterung für einen Stromer noch in Grenzen. Mein Logbuch mit Pro und Contra über die gesamte Testdauer des Renault ZOE finden sie unter ucschoop.wordpress.com.