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Typisch männlich, typisch weiblich? Über Geschlechterrolle und Geldanlage

04.02.2016 13:22

Typische männlich, typisch weiblich – mit diesem Thema füllen Comedians und Kabarettisten ganze Stadien. Das Publikum prustet sofort los, wenn sich jemand treffend über die teilweise sehr unterschiedlichen Denkweisen und Verhaltensmuster von Mann und Frau auslässt.

 

Es gibt keinen Zweifel: Frauen und Männer denken, fühlen und handeln anders. Das ist übrigens nicht nur in Beziehungen, im Familienalltag und im Geschäftsleben der Fall – sondern auch bei der Geldanlage.  

 

Einfluss des Geschlechts auf die Geldanlage.jpg

 

Anlageverhalten bei Frauen und Männern - eine Studie der DAB Bank

 

Zum sechsten Mal hat die DAB Bank in einer Studie das Anlageverhalten von Frauen und Männern untersucht. Die Auswertung von rund einer halben Million Privatanlegerdepots in den Jahren 2013 und 2014 zeigt: Männer erzielten in den beiden vergangenen Jahren eine höhere Rendite als Frauen und eine höhere Risikobereitschaft und häufigeres Trading führten zum Anlageerfolg.

 

Frauen wollen es ganz genau wissen

 

Wenn es ums Geldanlegen geht, lassen sich deutliche Unterschiede festmachen. Frauen lassen sich folgendermaßen charakterisieren: Sie wollen alles ganz genau wissen und fragen bei Anlage-Entscheidungen lieber einmal zu viel nach als zu wenig.

 

Das weibliche Geschlecht legt zudem viel mehr Wert auf Sicherheit. Doch wer davon ausgeht, dass Frauen den Kapitalmarkt scheuen, der irrt sich. Inzwischen vollzieht sich langsam ein Wandel gegenüber dem früheren Anlageverhalten.

 

Frauen greifen zwar immer noch gerne auf konservative Anlagen wie das Sparbuch oder Festgeld zurück – aber sie investieren mittlerweile auch in Börsenpapiere. Dabei greifen Sie jedoch deutlich häufiger als Männer zu Anleihen oder Investmentfonds, die eher Aktien oder Derivate bevorzugen. 

 

Weiblich sicherheitsorientiert bedeutet also nicht, keine Wertpapiere zu kaufen, sondern mit Bedacht zu investieren. Frauen gehen auch Risiken ein. Diese wägen sie aber im Vorfeld weitaus gewissenhafter ab als das männliche Geschlecht.

 

Eine weitere typisch weibliche Ausprägung der Geldanlage ist der Wunsch nach ökologischen und nachhaltigen Investments. In der Regel reichen die Angebote allerdings nicht aus, um damit ein ganzes Depot auszustatten. Es empfiehlt sich daher eher eine Beimischung zu einem ansonsten breit gestreuten Wertpapierdepot.

 

Auch Beraterinnen sind anders

 

Nicht nur die Anlegerinnen unterscheiden sich vom männlichen Pendant. Auch Beraterinnen verhalten sich oft anders als ihre männlichen Kollegen. Vermehrt steht bei ihnen eine ausführliche Aufklärung über die Chancen und Risiken einer Anlage im Fokus. Sie setzen auf intensive Beratung und engagieren sich stark für ihre (oft weiblichen) Kunden. Beraterinnen können sich in der Regel gut mit den höheren Sicherheitsbedürfnissen ihrer Kundinnen identifizieren.

 

Wenn dieses hohe Sicherheitsbedürfnis sich freilich nachteilig auswirken könnte, weisen sie auch darauf hin. Überhaupt zeichnen sich Beraterinnen durch sehr viel Transparenz aus. Sie wissen aber auch: Frauen nehmen in der Regel gerne eine verminderte Rendite in Kauf, wenn sie dafür ein geringeres Risiko eingehen.

 

Altersvorsorge ist die weibliche Hauptmotivation für die Geldanlage

 

Gerade für Frauen, deren Erwerbsbiographie vielleicht wegen langer Kindererziehungszeiten Brüche aufweist, hat die Geldanlage einen hohen Stellenwert. Denn sie ist zwingend notwendig für eine auskömmliche Altersvorsorge. Die meisten wissen: Ihre gesetzliche Rente wird nicht hoch ausfallen. Deshalb ist es gerade für Frauen wichtig, diese Lücke anderweitig zu füllen.

 

Geschlechterrolle und Geldanlage.jpg

 

Männer sind schneller und risikofreudiger

 

Im Vergleich zu den Frauen sind Männer eher die Spielertypen an der Börse. Sie kaufen Aktien, scheuen aber auch vor deutlich spekulativeren Anlageklassen wie Optionsscheinen, Zertifikaten oder Gold-ETCs nicht zurück. Also Anlageklassen, die die Frauen oft nur mit großer Zurückhaltung betrachten. Männern geht es bei der Geldanlage vor allem um eine hohe Rendite. Der Weg zu dieser Rendite wird dabei häufig weniger genau hinterfragt als bei Frauen.

 

In der Regel sind Männer jedoch bei der Geldanlage wesentlich aktiver als Frauen. Sie reagieren schneller auf aktuelle Entwicklungen und sie brauchen weniger Bedenkzeit, um eine Kauf- oder Verkaufsentscheidung zu treffen. Männer sind also etwas mutiger – oder anders gesagt: Frauen reagieren gelassener auf die Entwicklung des Marktes.

 

Diese unterschiedlichen Ausprägungen führen auch in unterschiedlichen Marktphasen zu einem unterschiedlich großen Erfolg: Studien zeigen, dass Frauen in puncto Geldanlage besonders in Krisenzeiten die Nase vorn haben. Dann ist ihre Rendite höher und die Verluste sind geringer. Das hat sich in den letzten Krisenjahren bewahrheitet. Wer hier nicht in Panik auf jede Entwicklung in der Finanzkrise reagierte, kam im Endeffekt besser durch die Krise.

 

In guten Marktphasen erzielen hingegen die Männer die bessere Rendite. Hier zahlt es sich aus, dass sie auf chancenreiche Produkte setzen und sich nicht vor den Risiken scheuen. Dadurch können sie die Aufwärtsbewegungen am Markt nutzen und Gewinne mitnehmen.

Auch beim Traden gibt es deutliche Unterschiede zwischen Männlein und Weiblein: Frauen traden seltener und haben einen längeren Atem bei Investments. Sie führen im Schnitt etwas mehr als drei Transaktionen pro Jahr durch.

 

Männer kaufen und verkaufen ihre Wertpapiere im Durchschnitt mehr als doppelt so oft. Auch das hat Vorteile: Gerade das schnellere Handeln sorgt dann dafür, dass Männer sich rascher von enttäuschenden Wertpapieren trennen und dadurch konsequent die Verlustbringer aus ihrem Depot entfernen.

 

Was Sie aus dem „kleinen Unterschied“ lernen können

 

Man kann beiden Geschlechtern typische Eigenschaften beim Geldanlegen zuordnen, die jeweils unterschiedliche Vor- und Nachteile haben. Hier gibt es kein Richtig oder Falsch.

 

Allerdings hatten, basierend auf der Studie der DAB Bank, in den Jahren 2013 und 2014 die Männer das bessere Gespür auf der Jagd nach Rendite. Sie investieren in steigenden wie volatilen Märkten erfolgreicher.

 

Lohnend wäre es, sich bei wichtigen Entscheidungen die Meinung eines Vertreters des anderen Geschlechts einzuholen. Denn dadurch können beide Geschlechter ihre Erfolge noch vergrößern.

 

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Die wichtigsten Punkte auf einen Blick:

 

  • Typische Eigenschaften von Frauen bei der Geldanlage sind Vorsicht, Sicherheitsstreben, Gründlichkeit, Ausdauer und Neugier.
  • Typische Eigenschaften von Männern bei der Geldanlage sind Risikobereitschaft, Ergebnisorientierung und Ungeduld.
  • Chancen bei Männern: Sie probieren gerne Neues aus und schrecken auch vor notwendigen Risiken nicht zurück.
  • Chancen bei Frauen: Sie wollen genau wissen, in was sie investieren und kaufen nichts, was sie nicht verstehen. Sie gehen nur wohl kalkulierte Risiken ein.
  • Manko bei Männern: In ihrem Bestreben nach Rendite gehen sie oft Wagnisse ein, die sie nicht verkraften können.
  • Manko bei Frauen: In ihrem Wunsch nach Sicherheit bleiben sie häufig bei Geldanlagen, die kaum etwas bringen, z. B. bei Festgeld oder Sparbriefen.