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Turtle-Trading – Regeln und Einsatz im 21. Jahrhundert

14.04.2016 11:13

Mit dem Turtle-Trading-System haben die erfolgreichen amerikanischen Futures-Händler Richard Dennis und William Eckhardt das Trading einfach und glasklar definiert. Es regelt wichtige Punkte wie

 

  • Basiswerte
  • Positionsgröße
  • Einstiegssignale
  • Stoppkurse
  • Ausstiegssignale

 
Der Name Turtle-Trading beruht auf der Annahme der Star-Trader, dass sich erfolgreiche Händler wie Schildkröten auf einer Farm heranzüchten lassen. Dafür führten sie ein Experiment durch. 1983 wählten sie 13 junge Menschen ohne Trading-Kenntnisse aus und brachten ihnen in einem 14-tägigen Kurs das Turtle-Trading-Handelssystem bei. Danach erwirtschaftete diese Gruppe in den nächsten vier Jahren Durchschnittsgewinne von 80%.

 

Turtle Trading.jpg

 

Turtle-Trading – Ziele, Märkte, Zeitfenster und Positionsgröße

Die Turtle-Trader verfolgten das Ziel, den Handel in einem stabilen Trend zu eröffnen und im Erfolgsfall durch „Pyramidisieren“ laufend zu vergrößern. Sie fokussierten sich auf liquide Werte wie

 

  • Öl,
  • Edelmetalle,
  • Devisen,
  • Kaffee und Kakao,
  • Zucker,
  • Baumwolle.

 
Die Trader handelten nur in zwei Zeitfenstern:

 

  • einem kurzfristigen, basierend auf einem 20-tägigen Breakout,
  • einem langfristigen aufgrund eines 55-tägigen Ausbruchs.


Der sogenannte Donchian-Indikator lieferte die Einstiegssignale. Ausgehend vom aktuellen Handelstag verbanden die Trader im Aktienverlauf die Höchst- und Tiefstkurse der letzten 20 bzw. 55 Handelstage mit einer Linie. Der Startschuss für die Positionseröffnung fiel, wenn der Kurs des Basiswerts die Donchian-Linien überschritt. Die Händler eröffneten ihre Positionen mit einer limitierten Kauf- bzw. Verkaufsorder.

Der Handel des kurzfristigen Zeitfensters

Der Einstieg auf der Longseite erfolgte nach einem Ausbruch aus dem Hoch der letzten 20 Tage, wenn das vorherige Signal zu einem Verlust führte. Der Trade wurde glattgestellt, sobald der Kurs unterhalb eines 10-Tages-Tiefs schloss.

Auf der Shortseite stiegen die Trader nach einem Ausbruch aus dem Tief der letzten 20 Tage ein, wenn das vorherige Signal einen Verlust-Trade generierte. Der Ausstieg erfolgte, sobald der Kurs oberhalb eines 10-Tages-Tiefs schloss.

Der Handel des langfristigen Zeitfensters

Sobald der Basiswert etwas höher bzw. niedriger als das Hoch bzw. Tief der vorangegangenen 55 Handelstage notierte, gingen die Turtle-Trader long bzw. short. Sie schlossen die Position, sobald der Schlusskurs oberhalb bzw. unterhalb eines 20-Tages-Tiefs lag.

Die Trader legten vor dem Eingehen der Position in beiden Zeitfenstern einen gedanklichen Stoppkurs fest, der das Risiko auf 2% des Handelskapitals begrenzte. Sie platzierten aber nicht immer eine Stopp-Order, um ihre Trading-Strategien nicht zu verraten. Sie stiegen aus, sobald der Kurs den gedanklichen Stopp-Kurs durchbrochen hatte.

 

Turtle Trading Strategie.jpg

 

Positionsgröße und Pyramidisieren

Die Turtle-Trader bestimmten die Positionsgröße über sogenannte Units und mit zwei Formeln.

Formel 1
1 Unit = (1 % vom Handelskapital)/Marktvolatilität

Formel 2
1 Unit = (1 % vom Handelskapital)/N*Tickwert
(N = die durchschnittliche Schwankungsbreite eines Basiswerts in den letzten 20 bzw. 55 Handelstagen)

Die Händler stockten Positionen, die im Gewinn lagen, um jeweils eine Unit auf und zogen diszipliniert den Stopp nach.

Wie Sie das Turtle-Trading heute am besten anwenden

Die in den 80er Jahren entwickelten Regeln können immer noch angewendet werden. Nach wie vor bestimmen unter anderem Angebot und Nachfrage den Kurs des Basiswerts.

Turtle-Trading punktet mit einfachen und glasklar definierten Regeln. So wissen Sie genau, wie Sie unabhängig von der Börsensituation traden müssen. Dadurch können Sie Bauchentscheidungen vermeiden und sich von der Gesamtentwicklung der Kapitalmärkte lösen.

Die Variable N wird heutzutage durch den sogenannten ATR-Indikator ersetzt, der die Handelsspanne eines Wertes abbildet.

Allerdings sind folgende Punkte zu beachten:

1. Das langfristige Szenario des Turtle-Tradings generiert seine Signale nur selten. Nutzen Sie das Szenario zeitgleich bei mehreren Basiswerten.

2. Erst bei einem starken Trend können Sie mit Turtle Trading Geld verdienen. Zwischendurch gibt es meistens kleine Verluste, die Sie mit einem hochgewichteten Gewinntrade überkompensieren müssen.

3. Trotz des strengen Regelwerks kann das Turtle-Trading nicht die Psyche des Traders austricksen. Nur wenige Turtle-Trader haben mit dieser Strategie dauerhaft Geld verdient.

 

 

 

Beachten Sie die folgenden Regeln:

 

  • Als Anfänger beginnen Sie vorzugsweise mit dem Devisenmarkt.
  • Sie sollten 5-8 Trades halten.
  • Seien Sie immer gleichzeitig long und short.
  • Achten Sie bei der Auswahl Ihrer Basiswerte auf Branchentrends. Wenn der gesamte Ölsektor fällt oder steigt, beachten Sie die Long- bzw. Shortsignale von Ölaktien nach dem Donchian-Indikator.
  • Liegen Sie mit einem Trade mit über 10 % im Gewinn, sollten Sie eine Aufstockung in Betracht ziehen.
  • Sie sollten dem Trend folgen, bis erste Umkehrsignale auftauchen.
  • Stehen Sie eine Verlustserie standhaft durch, indem Sie Verluste regelkonform begrenzen, bis die große und rentable Kursbewegung kommt.
  • Sie sollten sich unbedingt an die Exit Regeln halten, auch wenn Sie Gewinne unterwegs nicht mitnehmen dürfen und Sie die große Kursbewegung abwarten müssen.

 

 Fazit:

 

  • Die strengen Regeln des Turtle-Trading haben ihre Gültigkeit auch im 21. Jahrhundert nicht verloren.
  • Zu den größten Schwierigkeiten gehören die Verlustbegrenzung und das Befolgen der Ausstiegsregeln.
  • Das große Geld wird erst bei einem starken Trend verdient.

 

Denken Sie, dass Turtle-Trading eine Strategie ist, die sich für Anleger lohnt? Teilen uns Ihre Erfahrungen in den Kommentaren mit!

 

Eingebundene Videos im Consorsbank Blog haben lediglich informativen Charakter und spiegeln nicht zwingend unsere Meinung wider.

1 Kommentar

Aufsteiger

Ihre Unterrichtung scheint sehr interessant. Nur muss man Banker sein, um diese in Bankersprache gegebenen Informationen als Allgemeingebildeter verstehen zu können.

Mit freundlichen Grüßen!

Wilmar K u r t z