Der Herbst verspricht ungemütlich zu werden. Politische Veränderungen und europäische Banken in der Krise sorgen für Unsicherheit.
Die Unsicherheit, auch unter professionellen Anlegern, nimmt zu. Dies zeigt zum Beispiel eine Mitte September veröffentlichte Umfrage, die die Bank of America unter Fondsmanagern durchführen ließ. 54% der befragten Vermögensverwalter gaben an, dass sie Aktien und Anleihen gegenwärtig für überbewertet halten. Viele Manager reagierten darauf, indem sie den Anteil von Geldmarktanlagen/Tagesgeld in ihren Portfolios erhöhten. Um die Motive besser zu verstehen, werfen wir einen Blick auf den Aktienmarkt der USA.
Seit dem zweiten Quartal 2015 fallen die Gewinne der US-Unternehmen im Vergleich zum Vorjahresquartal, mittlerweile das fünfte Quartal in Folge. Das nominale Wirtschaftswachstum der USA erreichte im zweiten Quartal 2016 den Wert von 2,51%, was einem Niveau entspricht, das sonst häufig in Rezessionen gemessen wurde. So lag das nominale Wirtschaftswachstum im vierten Quartal 2001 bei 2,2% und im ersten Quartal 1991 bei 2,8%. Der S&P 500 zeigte sich davon gänzlich unbeeindruckt. Vom 1. April 2015 bis 30. September 2016 stieg der Aktienleitindex der USA von 2.059,69 Punkten auf 2.168,27 Punkte, was einem Anstieg von 5,3% entspricht. In der Zwischenzeit markierte der Index mehrere neue Allzeithochs. Das Resultat dieser Entwicklung ist eine hohe Bewertung der Aktien.
Politische Veränderungen sorgen für Unsicherheit
Aber nicht nur das Bewertungsniveau der Aktienmärkte beunruhigt aktuell die Anleger. Hinzu kommen mindestens zwei weitere Themenkomplexe. Zum einen wächst die Unsicherheit bezüglich der Stabilität des europäischen Bankensystems, zum anderen sorgt die politische Agenda ebenfalls für einige Unwägbarkeiten.
In der Politik dominieren zwei Termine. Am 8. November wird in den USA ein neuer Präsident gewählt. Sowohl Donald Trump als auch Hillary Clinton gelten aus wirtschaftlicher Perspektive nicht gerade als Traumbesetzung für das Amt. Allerdings gibt es einen wichtigen Unterschied zwischen den Beiden. Die Politik von Hillary Clinton dürfte bei weitem weniger Überraschungen bereithalten als die ihres Mitbewerbers Donald Trump. Seine wirtschaftspolitischen Versprechen stehen häufig in Konkurrenz zueinander, sind somit nicht gleichzeitig umsetzbar. Folglich ist es schwierig vorherzusagen, welche Wirtschaftspolitik ein möglicher Präsident Trump tatsächlich umsetzen wird und wer Gewinner und Verlierer seines Kurses sein werden. Eine Befürchtung der Anleger ist, dass Trump Handelsbarrieren errichten könnte. Dies wäre ein herber Rückschlag für die Globalisierung und könnte das globale Wirtschaftswachstum hart treffen, was sich negativ auf Aktien und Unternehmensanleihen auswirken würde.
By Max Goldberg from USA (Trump Clive Iowa (9/13/16)), CC BY 2.0,via Wikimedia Commons
Ein Monat nach den Präsidentschaftswahlen in den USA steht am 4. Dezember das Verfassungsreferendum in Italien an. Mit dieser Abstimmung ist das politische Schicksal des italienischen Ministerpräsidenten Matteo Renzi verknüpft. Sollte das Referendum und damit Renzi scheitern, könnte dies für die angeschlagene Wirtschaft Italiens deutlich negativere Folgen haben, als gegenwärtig für Spanien, wo sich ebenfalls keine stabile Mehrheit für eine neue Regierung im Parlament finden lässt.
Europäische Banken kämpfen mit Problemen
Der zweite angesprochene Unsicherheitsfaktor sind die europäischen Banken. Aktuell liegt der Fokus auf der Deutschen Bank. Aber auch die Probleme rund um die beiden italienischen Banken Monte dei Paschi di Siena und Unicredit sind noch nicht ausgestanden.
Bei der Deutschen Bank belasten aktuell Strafzahlungen und die niedrige Profitabilität die Aussichten. Die beiden italienischen Kreditinstitute leiden an einer zu hohen Zahl an Krediten, bei denen die Schuldner sich Zins und/oder Tilgung nicht mehr leisten können. Zudem warnte kürzlich der Internationale Währungsfonds (IWF) davor, dass die Banken in Europa ihre Geschäftsmodelle überarbeiten müssten, damit sie auch in Zukunft profitabel bleiben. An all diesen Themen wird aktuell mit Hochdruck gearbeitet. In allen Fällen geht es darum, dass die Banken mehr Eigenkapital benötigen. Bei Monte dei Paschi die Siena ist klar, dass sie die Probleme nicht aus eigener Kraft meistern kann. Bei der Deutschen Bank und der italienischen Unicredit stehen die Chancen deutlich besser.
Die Analysten von Goldman Sachs haben im September eine Studie veröffentlicht, in der sie die niedrige Bewertung der europäischen Banken an den Aktienmärkten herausstellten. Insgesamt rechnen sie mit einer positiven Lösung des Problems und sahen für risikobereite Anleger Einstiegschancen.
Deutsche Bank in Warschau, Quelle: http://www.db.com
Fazit
Das Wirtschaftswachstum bleibt aktuell stabil aber niedrig. Gleichzeitig hat die Unsicherheit zugenommen und die Bewertung von Aktien und Anleihen ist mittlerweile in vielen Sektoren hoch. Damit ist zwar aus unserer Sicht noch nicht das Ende des Aufschwungs am Aktienmarkt erreicht, aber die Wahrscheinlichkeit von größeren Rücksetzern am Aktienmarkt hat deutlich zugenommen. Aus diesem Grund haben wir in den vergangenen Wochen das Risiko in unseren Portfolios reduziert. Die Turbulenzen bieten voraussichtlich die Chance Aktienpositionen zu niedrigeren Preisen zurückzukaufen.