Reisen gehört nicht nur zu den Lieblingsbeschäftigungen der Deutschen, es ist auch Teil eines Big Business. Konzerne wie TUI sowie Newcomer wie Uber und Airbnb profitieren stark davon.
Die Reiselust der Deutschen: Die Kreuzfahrt hat die Nase vorn
Deutsche Verbraucher gelten im internationalen Vergleich zu Recht als Reiseweltmeister. So gaben sie im Jahr 2018 die stolze Summe von mehr als 90 Milliarden Euro für Urlaubsreisen aus. Davon entfällt ein stetig steigender Anteil auf Kreuzfahrten. Im vergangenen Jahr stachen rund 2,3 Millionen deutsche Touristen in See. Die Anzahl der Teilnehmer an Hochseekreuzfahrten fiel damit um 3,5 Prozent höher aus als 2017. Hinzu kommt die zunehmende Beliebtheit von Flusskreuzfahrten: 2018 entschied sich eine knappe halbe Million deutsche Touristen für diese entschleunigte Art des Reisens. Dies bedeutet einen Anstieg bei Flusskreuzfahrten von 5,5 Prozent. Die mit Abstand meisten Flusskreuzfahrtschiffe befahren den Rhein und die Donau. Die Branche erwartet, dass sich dieser Trend mit ungebrochener Dynamik fortsetzt: Aller Voraussicht nach wird das Wachstum der Passagierzahlen bei Hochsee- wie bei Flusskreuzfahrten in diesem Jahr noch höher ausfallen.
Internationale Reiselust: Europa steht hoch im Kurs
Auch Bürger anderer Nationen lieben das Reisen. Mit zunehmendem Wohlstand entdecken Einwohner von Schwellenländern, insbesondere China, wie viel Freude es macht, ferne Länder kennenzulernen. Experten rechnen damit, dass bereits im nächsten Jahr rund 200 Millionen Chinesen Urlaub im Ausland machen werden. Es ist nicht schwer zu erraten, welche Destinationen zu den Sehnsuchtsorten fernöstlicher Touristen gehören, nämlich alle kultur- und geschichtsträchtigen Zentren in Europa, insbesondere die folgenden Metropolen:
- Paris
- London
- Venedig
- Rom
- Wien
- Berlin
- München
Wer sind die Gewinner des Reisebooms?
Der Tourismus zählt zu den Top-Wachstumsbranchen der deutschen Volkswirtschaft. Diese Anbieter verzeichnen seit Jahren einen erheblichen Anstieg ihrer Umsätze:
- Kreuzfahrtreedereien
- klassische Reiseveranstalter
- Hotelketten
- Flughäfen
- Fluggesellschaften
Bei den Kreuzfahrtanbietern zählen vor allem diese Big Player zu den Profiteuren:
- Royal Caribbean
- Carnival (zu diesem Konzern gehört die Marke AIDA)
- Norwegian Cruise Line
Generell lässt sich festhalten, dass die Grundstimmung der Branche positiv ist.
Die Tourismusbranche im Umbruch
Doch die Freude der klassischen Branchengrößen ist alles andere als ungetrübt. TUI, Thomas Cook und Co. verzeichnen zwar Rekordumsätze, sehen sich aber gleichzeitig zunehmend unter Druck: Newcomer mit innovativen Geschäftsideen drängen auf den Markt und akquirieren viele neue Kunden. Aus der Perspektive der etablierten Reiseveranstalter ist es besonders besorgniserregend, dass sich vor allem junge Leute von "klassischen" Tourismusangeboten abwenden.
Mit Airbnb und Uber sind Wettbewerber mit völlig neuem Geschäftskonzept in den Markt eingetreten: Ihr Angebot basiert auf dem Prinzip der Sharing Economy. Diese revolutionäre Idee propagiert das Teilen von Ressourcen, direkt von Verbraucher zu Verbraucher über Internetplattformen. In Bezug auf Reisen stellen sie damit auf lange Sicht die Geschäftsgrundlage von traditionellen Reiseanbietern infrage.
Die folgenden Unternehmenszahlen von Airbnb aus dem Jahr 2018 verdeutlichen das Ausmaß der Bedrohung für konventionelle Tourismus-Konzerne:
- Marktpräsenz in knapp 200 Ländern
- Angebot in 81.000 Städten
- Vermittlung von rund 400 Millionen Übernachtungen pro Jahr
- neues Angebot: Airbnb Luxe
Dementsprechend gespannt sehen Investoren dem Börsengang von Airbnb noch in diesem Jahr entgegen. Vor diesem Hintergrund scheint es eine intelligente Strategie zu sein, auf Kreuzfahrten zu setzen. Hier ist keine Konkurrenz mit alternativen Angeboten in Sicht. Darüber hinaus finden zunehmend junge Leute Gefallen an dieser Art des Cruisens. So halten auch Experten das Investment in Aktien von Reedereien, die diesen Trend erfolgreich fördern, für aussichtsreich.
Welche Schwierigkeiten machen den etablierten Reiseveranstaltern außerdem zu schaffen?
Neben diesen grundlegenden Umbrüchen in der Branche belasten die folgenden Faktoren das Ergebnis von TUI und seinen Wettbewerbern:
- ein zunehmend brutaler werdender Preiskampf
- Tendenz, Reisen erst last minute zu buchen
- unerwartetes Buchungsverhalten der Kunden
So ergeben sich beispielsweise in diesem Jahr Probleme aus der Tatsache, dass deutsche Touristen sich wieder zunehmend für die Türkei sowie nordafrikanische Länder und nicht das westliche Mittelmeer oder die Kanaren entscheiden. Dort beklagen Touristik-Konzerne nun ein kostspieliges Überangebot an reservierten Betten.
In den letzten Monaten kam für den Reiseveranstalter TUI das Debakel von Boeings 737 Max Flugzeugen hinzu. Das verhängte Start- und Auslieferungsverbot für diese Maschinen trifft den deutschen Konzern hart; nach Schätzungen sind allein für die Kosten der Ersatzflugzeuge mindestens 200 Millionen Euro zu veranschlagen.
Der Niedergang von Thomas Cook
Wie schnell ein traditionelles Reiseunternehmen in eine existenzbedrohende Schieflage geraten kann, zeigt der britische Touristik-Konzern Thomas Cook. Der bereits 1808 gegründete Reise-Experte verfügt über kein Eigenkapital mehr und erhielt postwendend die Quittung in Form einer Herabstufung durch die Rating-Agentur Standard and Poor's. Thomas Cook besitzt jetzt nur noch ein CCC+ Rating, welches im hochspekulativen Bereich angesiedelt ist.
Fazit:
- Kreuzfahrten werden bei deutschen Urlaubern aller Altersklassen immer beliebter
- der harte Wettbewerb in der Reisebranche verhindert, dass die Gewinne im gleichen Umfang wie die Umsätze wachsen
- insbesondere Start-ups wie Uber und Airbnb stellen eine ernst zunehmende Bedrohung traditioneller Tourismuskonzerne dar
Investieren Sie in Unternehmen der Tourismusbranche und falls ja, wieso? Wie schätzen Sie die aktuelle Entwicklung ein? Schreiben Sie einen Kommentar, wir freuen uns auf Ihren Diskussionsbeitrag!