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Sinnvolle Zukunftsinvestments

30.03.2021 15:12

Investments mit Nachhaltigkeitsansatz finden reißenden Absatz: wie Anleger in eine bessere Welt investieren.

 

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Wenn sich etwas in den vergangenen Jahren als absoluter Renner in der Finanz- und Börsenwelt entpuppt hat, dann waren es Nachhaltigkeitsinvestments. Allein in Deutschland stieg 2019 das investierte Kapital in diese thematische Anlageform um 23 Prozent auf 269 Milliarden Euro. Zu dieser Erkenntnis kommt eine aktuelle Studie des Forums Nachhaltige Geldanlagen (FNG), die besonders Fonds (41 Prozent Zuwachs gegenüber 2018) und die Mandate bei Vermögensverwaltern (plus 36 Prozent) als Wachstumstreiber ausmacht. Vor allem bei Privatinvestoren gewinnt das verantwortungsvolle Geldanlegen immer mehr an Bedeutung. Mit starken 96 Prozent Zuwachs verdoppelte sich deren investiertes Volumen gegenüber 2018 nahezu.

 

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Was die Nachhaltigkeitsanleger miteinander vereint, ist ein doppelter Effekt: Sie optimieren ihr Depot, indem sie gewissenhaft investieren und damit ein gutes Gefühl mit Rendite zusammenbringen. Im besten Fall ein zweifacher Gewinn. Diese Art der Optimierung praktizieren die institutionellen Investoren schon deutlich länger als die privaten Anleger. In den Regularien vieler Pensionskassen, Stiftungen und Investmentgesellschaften steht bereits seit Jahren verpflichtend, dass ein bestimmter prozentualer Anteil des Anlagekapitals in nachhaltige Finanzprodukte fließen muss. Auch bei ihnen nahmen die Einlagen 2019 um satte 27 Prozent zum Vorjahr zu.

 

Definition ESG

Doch halt! Ein Schritt zurück, und damit zur Kernfrage: Ab wann gilt ein Investment eigentlich als nachhaltig? Zentral dafür ist der sogenannte Environment-Social-Governance-Ansatz, kurz ESG. Dabei schauen sich die Investoren im Detail an, wie sich die ökologischen und sozialen Aktivitäten von Unternehmen auswirken bzw. diese geführt werden. Diese Dimension ergänzt die sonst üblichen Kennzahlen wie Liquidität, Performance und Sicherheit. Zwar erscheint der ESG-Ansatz recht neu und modern, tatsächlich gibt es ihn aber schon bedeutend länger, als viele annehmen, wie Nachhaltigkeitsexpertin Karin Groetsch aufklärt. „Bereits im vergangenen Jahrhundert wurden Geldanlagen immer wieder von Anlegern moralisch-ethisch hinterfragt. So zum Beispiel, ob es richtig ist, in bestimmte Branchen wie Rüstung zu investieren. Oder in Länder wie Südafrika, in dem zu dieser Zeit noch die Apartheid herrschte. Auch rückten zunehmend Kinderarbeit und Menschenrechtsverstöße in verschiedenen Branchen in den Fokus. Und ab 2000 gewannen dann Fragen der Unternehmensführung (Governance) sowie Klimathemen an Dringlichkeit“, umreißt sie die ESG-Entwicklungen.

 

Die Konsequenz: Aus dieser historisch gewachsenen Ansammlung folgten den UN-Millenniumszielen im Jahr 2015 die 17 UN-Ziele für eine nachhaltige Entwicklung  – ein Kompass für Regierungen, Unternehmen und eben auch Finanzprodukte.

 

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Dasselbe sind ESG und SDG im Anlagebereich dennoch nicht. Den Unterschied zeigt Produktmanager Andreas Kasbauer auf: „Für die ESG-Kriterien gibt es noch keinen einheitlichen Standard. Jeder Fondsanbieter und Marktteilnehmer definiert sie anders. Dagegen setzt das sogenannte Impact-Investing eine direkte Verbindung zu den 17 UN-Zielen voraus. Bei diesem Ansatz muss die Geldanlage transparent ausweisen, wie und in welchem Maß sie auf welches Ziel einzahlt.“

 

Bequeme Expertise

Allerdings ist es für Anleger nicht ganz einfach, nachhaltige Investments bzw. Konzerne ausfindig zu machen und zu beurteilen. Abhilfe schaffen da unabhängige Rating-Agenturen wie ISS-oekom oder Sustainalytics, die eigenständige Kriterien entwickelt haben. Deren Urteile können privaten wie institutionellen Investoren Orientierung geben. Eine weitere Informationsquelle kommt häufig von den Unternehmen selbst: die CSR-Berichte. Sie geben Auskunft, in welcher Form und mit welchem Einsatz die Nachhaltigkeit beim Geschäftsmodell zum Tragen kommt. Allerdings ist deren Studium arbeitsintensiv.

Bedeutend einfacher funktioniert die gewissenhafte Vermögensanlage mit aktiv gemanagten Investmentfonds oder ETFs. „Hier übernimmt das Fondsmanagement bzw. der Indexanbieter das Nachhaltigkeits-Research. Der Anleger lagert diesen Aufwand aus, setzt auf die Kompetenz der Profis und spart sich damit viel Zeit“, zeigt Kasbauer den Vorteil auf.

 

Verschiedene Strategieansätze

Jedoch müssen Anleger die unterschiedliche Charakteristik der beiden Fondsgattungen kennen. Bei den aktiven Fonds orientieren sich die Fondsmanager an der im Verkaufsprospekt dargelegten Anlagestrategie. Verfolgen sie mit ihrem Produkt den Negativausschluss, werden in der Regel kurzerhand ganze Branchen, Kategorien oder Konzerne ignoriert, die beispielsweise einen Bezug zu Waffen, Alkohol oder Glücksspiel haben.

 

Eine Alternative dazu ist das Best-in-Class-Prinzip. Bei dieser Strategie werden Ausschlüsse vermieden. Stattdessen umfasst das Anlageuniversum nur diejenigen Unternehmen, die die besten Nachhaltigkeitsleistungen in ihrer Branche vorweisen. Der Vorteil: Honoriert werden die ökologischen und sozialen Anstrengungen bzw. eine gute Unternehmensführung. Der Nachteil: Dadurch, dass die Herangehensweise branchenübergreifend ist, kommen gegebenenfalls weniger nachhaltige Gesellschaften ins Portfolio. Es kann bei diesem Ansatz deshalb durchaus passieren, dass ein Ölförderkonzern im Korb landet.

 

Die dritte Methode bildet den goldenen Mittelweg und kombiniert die beiden Ansätze miteinander. Erst ein gezielter Ausschluss, dann die Auswahl der Nachhaltigkeits-Champs.

Ist der Kauf eines passiven Fonds geplant, gibt es Folgendes zu beachten: Da der ETF den Index eins zu eins abbildet, fehlen dem Emittenten Korrekturmöglichkeiten bei der Portfolio-Zusammensetzung. Auch die Verantwortung, welche ESG- bzw. SDG-Kriterien berücksichtigt werden, liegt allein beim Indexanbieter.

 

Performance stimmt

Ganz gleich, ob sich Anleger nun für einen gemanagten Fonds oder einen ETF entscheiden, mit einem nachhaltigen Investment fahren sie allemal gut. Denn anders als vielleicht angenommen, schneiden sie in der Wertentwicklung häufig besser ab als ihre klassischen Pendants, wie zahlreiche Analysen belegen. Ein aktuelles Beispiel hat Nachhaltigkeits-Expertin Groetsch parat: „Im Juni erschien eine Studie des Analysehauses Morningstar Manager Research, wonach in den vergangenen zehn Jahren, inklusive der Corona-Zeit, die ESG-Fonds die traditionellen Fonds in fast 60 Prozent der Fälle outperformten. Das beweist die Attraktivität, nicht nur aus moralisch-ethischer Sicht, sondern auch aus der Renditeperspektive.“

 

Dem pflichtet Kasbauer bei und liefert dafür gleich eine Erklärung: „Die Nachhaltigkeitsbranchen werden unumstritten wachsen, da sie sich mit den Problemlösungen der Zukunft befassen. Mit ihren Ausrichtungen haben sie einen klaren Wettbewerbsvorteil gegenüber Unternehmen, die beispielsweise einen hohen CO2-Ausstoß haben.“ Auch deshalb dürfte nachhaltiges Anlegen zu einem langfristigen Trend werden.

 

Genügend Luft nach oben für mehr Wachstum ist vorhanden. Schließlich betrug der Anteil nachhaltiger Fonds laut der anfangs erwähnten FNG-Untersuchung im Jahr 2019 gerade einmal 5,4 Prozent am Gesamtmarkt. Dass diese Quote in Zukunft massiv ansteigen wird, bleibt ohne Zweifel und scheint eine aktuelle Umfrage vom August unter Consorsbank-Kunden zu bestätigen. Demnach glauben die Teilnehmer, dass sich der Anteil ihres Vermögens in nachhaltige Geldanlagen von heute bis 2025 fast verfünffachen wird.

 

Demografie als Faktor

Außerdem spricht ein entscheidender Faktor dafür, dass die Nachfrage nach nachhaltigen Investments stark ansteigt: die Demografie. Speziell die Millennials dürften künftig für gigantisches Wachstum sorgen, nicht nur in Deutschland, sondern weltweit. „Bei dieser Generation spielt das Hinterfragen eines Finanzprodukts eine deutlich größere Rolle als bei allen anderen davor. Hinzu kommt, dass es sich um eine Erbengeneration handelt, die darüber entscheidet, wohin ihr Vermögen gelenkt werden soll“, attestiert Groetsch den nachhaltigen Investments ein riesiges Potenzial.

 

In die gleiche Kerbe schlägt eine aktuelle Studie der Boston Consulting Group zur weltweiten Wohlstandsentwicklung. Demnach stieg das weltweite Privatvermögen von 80,5 Billionen US-Dollar 1999 auf 226,5 Billionen US-Dollar 2019 an. Das dürfte sich weiter fortsetzen. Diese Kombination aus permanent wachsendem Vermögen und einer Generation, die bewusst und nachhaltig lebt und so anlegt, ist die beste Voraussetzung für die nächste Stufe des grünen Booms.

 

Die Artikel-Serie „Vermögen aufbauen & erhalten“ ist im Wirtschaftsmagazin FOCUS-MONEY erschienen in den Ausgaben 46/2020, 47/2020, 49/2020 und 50/2020.

 

Teil 1 – Der Einstieg: Rendite für die nächste Generation (erschien am 04.11.2020)

Teil 2 – Die Etablierung: Heute für später (vor)sorgen (erschien am 11.11.2020)

Teil 3 – Die Optimierung: Sinnvolle Zukunftsinvestments (erschien am 25.11.2020)

Teil 4 – Die Absicherung: Alter schützt vor Rendite nicht (erschien am 02.12.2020)