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Rendite für die nächste Generation

30.03.2021 15:17

Serie „Vermögen aufbauen & erhalten“

 

Teil 1: Der Einstieg

 

Rendite für die nächste Generation

Wieso sich Sparpläne so gut eignen, um den Vermögensaufbau zu starten – besonders bei Einsteigern und für die Kinder.

 

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Die Deutschen sind ein Volk der Sparer. Erschreckend nur: 2019 war für über 55 Prozent der Bürger hierzulande das klassische Sparbuch immer noch die beliebteste Geldanlagemöglichkeit. Zu diesem Schluss kommt eine Umfrage der Verbrauchs- und Medienanalyse (VuMA) mit über 20.000 Teilnehmern. Folglich kein Wunder, dass die Deutsche Bundesbank im August davon sprach, dass die Gesamtrenditen der privaten Haushalte unter Berücksichtigung der Inflation Anfang 2020 bei minus zwei Prozent lagen. Dafür verantwortlich: die historisch niedrigen Zinsen. Schließlich werden nicht selten Bankeinlagen hierzulande mit null Prozent „verzinst“. Dass sich dadurch weder lang- noch kurzfristig ein Vermögen aufbauen oder erhalten lässt, ist logisch. Was also tun, um das Geld gewinnbringend wirtschaften zu lassen?

 

Sparpläne immer beliebter

Ein Anlageprodukt, das aufgrund der festzementierten Niedrigzinsen und seiner gleichzeitig vielversprechenden Renditen einen wahren Boom erfährt, ist der Sparplan. Das belegen aktuelle Zahlen der Consorsbank zu neu abgeschlossenen Sparplanverträgen im Zeitraum zwischen Januar und September 2020. Sie legten um rund 140 Prozent zum vergleichbaren Vorjahreszeitraum zu. Das Resultat: Mitte Juli wurde die Marke von einer Million aktiver Sparpläne geknackt. Für Paola Garcia Abril, Expertin für das Kundensegment jüngere Anleger, liegt das jedoch nicht nur am Zinsumfeld oder den Erträgen. Sie macht noch einen anderen Punkt aus. „Früher erschienen Produkte mit Wertpapierbezug als komplex und für Privatpersonen nur schwer zu durchschauen. Heute können sich Anleger einfach informieren. Es gibt viele gute Werkzeuge im Internet, wie etwa die Musterportfolios bei der Consorsbank, an denen sich Sparplananfänger orientieren können“, macht Garcia Abril auf die digitalen Online-Helfer aufmerksam.

 

Anlage für die Jugend

Auf besondere Beliebtheit stößt die rentierliche Anlage derzeit vor allem bei der Kundengruppe 30 Jahre und jünger. Mit einem Zuwachs von über 200 Prozent zum Vorjahr verzeichneten sie bei der Consorsbank einen deutlich überproportionalen Anstieg gegenüber dem Gesamtwachstum. Gut so, denn bei Sparplänen gilt: Wer früher anfängt, hat mehr davon. Diese Aussage unterschreibt Sparplan-Experte Andreas Zimmermann sofort. „Je länger ein Sparplan arbeitet, umso mehr Zeit hat man, eventuelle Abschwünge im Markt wieder aufzuholen und Kursrückschläge für günstige Nachkäufe zu nutzen. Ebenso profitiert man vom Zinseszins-Effekt, wenn Dividenden wieder angelegt werden. Außerdem werden Kinder Schritt für Schritt an das Thema Sparen herangeführt. Ihnen wird aufgezeigt, dass es sich lohnt, auf ein Ziel zu sparen“, beschreibt Zimmermann die Vorteile eines frühen Einstiegs. Gerade deshalb macht es Sinn, wenn bereits Eltern oder Großeltern für ihre Kinder oder Enkelkinder einen Sparplan einrichten und regelmäßig auf ihn einzahlen.

 

Einrichten leicht gemacht

Das gelingt bereits mit nur wenig Aufwand, denn prinzipiell funktioniert ein Sparplan wie ein Dauerauftrag. Sind in den finanziellen Planungen die Fixkosten wie Miete und Versicherungen bereits abgezogen und verfügen die Eltern danach über genügend freie finanzielle Mittel, entscheiden sie sich zunächst, ob sie die Anlage auf den Namen des Kindes oder den eigenen Namen einrichten wollen. Ein Vorteil, wenn der Sparplan auf das Kind läuft: Es hat einen eigenen Freibetrag von 801 Euro für Kapitalerträge. Erreicht dann das Kind die Volljährigkeit, geht das darauf liegende Kapital in sein Eigentum über. Der Vertrag lässt sich zudem von mehreren Parteien gleichzeitig besparen. Dafür müssen zum Beispiel die Großeltern lediglich bei ihrer Bank ebenfalls einen Dauerauftrag auf das Verrechnungskonto des Begünstigten einrichten, von dem die Sparraten eingezogen werden.

 

Die Frage, die sich die Eltern oder auch Sparplananfänger am Anfang natürlich stellen müssen: In welche Art von Sparplan soll ich überhaupt einzahlen? Immerhin gibt es Sparpläne auf Aktien, ETFs, Fonds und Zertifikate. Dazu vertritt Garcia Abril eine klare Meinung: „Für eine breite Risikostreuung rate ich Anfängern zu ETF- oder Fondssparplänen. Bei ihnen werden nicht nur Anteile von einem, sondern von mehreren Unternehmen gekauft. Wenn sich mit der Zeit allmählich ein Gefühl für Aktien, Fonds & Co. einstellt, lässt sich immer noch in andere Sparplangattungen investieren.“ Sparplan-Spezialist Zimmermann ergänzt: „Die Anleger müssen sich die Frage stellen, wie viel Risiko sie tragen und wie oft sie sich mit dem Produkt beschäftigen wollen. Ebenso ist der Anlagehorizont ein Kriterium bei der Auswahl des Sparplans.

 

Gerade bei längeren Laufzeiten lassen sich mit einer breiteren Aktienverteilung Risiken besser ausgleichen.“ Ein Tipp an die Eltern von Kleinkindern oder für Sparplananfänger lautet daher: Wer einmal einen Sparplan einrichtet und sich danach nicht mehr damit beschäftigen möchte, für den empfiehlt sich ganz klar ein ETF- oder Fondssparplan. Wie wäre es da mit einem Investment in den MSCI World? Der Index bildet branchenübergreifend Unternehmen aus Industrieländern ab und konnte in den vergangenen zehn Jahren im Mittel jährlich ein Plus von rund neun Prozent verbuchen.

 

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Vollkommen variabel

Haben sich die Anleger für einen Sparplan entschieden, legen sie zunächst fest, wie hoch die Rate sein soll und in welchen Abständen sie auf ihn einzahlen. Und bei diesen beiden Stellschrauben punktet dieses Anlageprodukt besonders. Warum? Weil es sich jederzeit auf die individuelle Situation des Sparers anpassen lässt. Das macht Sparpläne selbst bei eng gesetzten finanziellen Spielräumen ohne Weiteres möglich. Denn bei den meisten deutschen Brokern ist eine Sparrate bereits ab 25 Euro realisierbar. Stellen Anleger fest, dass sie an manchen Monaten doch etwas mehr auf der hohen Kante haben, können sie problemlos den Betrag einmalig oder dauerhaft nach oben und später, je nach Bedarf, wieder nach unten fahren. Zudem sind zusätzliche Einmalzahlungen auf den Sparplan möglich, beispielsweise dann, wenn das Kind Geldgeschenke zum Geburtstag erhalten hat.

Genauso flexibel verhält es sich beim Sparrhythmus. Der Anleger wählt zwischen monatlicher, zweimonatlicher, quartalsweiser oder halbjährlicher Zahlweise. Mit seinem Erfahrungsschatz rät Wertpapier-Profi Zimmermann allerdings, auf den monatlichen Turnus zu gehen. Aus zweierlei Gründen: „Dadurch stellt sich bei den Sparern eine gewisse Kontinuität bei ihren Abbuchungen ein. Geht monatlich ein kleiner Betrag weg, tut das nicht so weh. Zudem läuft man nicht Gefahr, eine sehr schlechte Börsenphase zu erwischen mit seiner Sparrate. Mit einer regelmäßigeren Einzahlung verringert man das Risiko und nutzt den sogenannten Durchschnittskosteneffekt. Das heißt, man sammelt mit seiner fixen Sparrate bei niedrigen Kursen mehr Anteile ein als bei hohen Kursen und optimiert so seinen Einstandskurs. Wobei dieser Effekt mit zunehmender Spardauer abnimmt.“

 

Möglich ist aber auch, einfach einmal komplett die Einzahlungen auszusetzen, wenn der finanzielle Schuh drückt – und das unbefristet. Selbst wenn der Sparplan für fünf oder zehn Jahre stillgelegt wird, schließt ihn die Bank nicht automatisch. Das Gute daran: „Wer sich später entscheidet, die Besparung wieder aufzunehmen, kann das kostenfrei und ohne großen Aufwand tun“, weiß Garcia Abril.

 

Angebote nutzen

Nicht immer kostenfrei, dafür aber im Großen und Ganzen günstig sind die Sparplanausführungen selbst. Allerdings muss hier differenziert werden: Für gemanagte Fonds gibt es einen Ausgabeaufschlag. Für ETFs oder Aktien fallen pauschale oder prozentuale Gebühren abhängig von der Sparrate an. Häufig komplett gebührenfrei sind für Sparer dagegen Produkte, bei denen die Broker eine Partnerschaft mit den ausgebenden Fondsgesellschaften und Emittenten pflegen oder für die es bestimmte Angebote gibt. Aber: Es sollte nicht so sein, dass ein Sparplan nur eingerichtet wird, weil er gerade kostenfrei ist. Vielmehr steht im Vordergrund, ob er sich von seiner Ausrichtung her eignet. Hinzu kommt, dass Anleger mögliche andere Kostenfaktoren auf dem Schirm haben müssen. „Es sollte immer darauf geachtet werden, ob Depotgebühren oder möglicherweise auch Strafzinsen auf Guthaben auf dem Verrechnungskonto anfallen. Ein besonderes Augenmerk gilt auch den Produktkosten selber. Wie hoch sind die Verwaltungsgebühren eines ETF oder Fonds? Schließlich mindern diese Kosten die Erträge“, gibt Zimmermann den Sparplanern mit auf den Weg.

 

Themenbezogen investieren

Haben nun die Eltern oder Sparplananfänger nach einiger Zeit eine gewisse Erfahrung mit einem breit diversifizierten Sparplan gesammelt, können sie in einen weiteren, vielleicht sogar in einen themenbezogenen Plan investieren. „Wenn man sich über einen Trend wie zum Beispiel die Digitalisierung ausgiebig informiert hat und davon überzeugt ist, können sich Sparpläne mit Werten oder Indizes aus diesem Bereich durchaus als Beimischung eignen“, regt Zimmermann einen späteren Ausbau des eigenen Portfolios an. Auch Erneuerbare Energien und Fonds und ETFs mit Fokus auf Umwelttechnik können sich als zweites Standbein neben dem breit angelegten Grundstock eignen, pflichtet ihm seine Kollegin Garcia Abril bei.

 

Auszahlung leicht gemacht

Ein weiterer Vorteil des Sparplans ist die sofortige Verfügbarkeit des darauf liegenden Kapitals. Erreicht beim Beispiel der Elternbesparung das Kind die Volljährigkeit, kann es das Vermögen vollständig abheben und darüber frei verfügen, beispielsweise für die Erlangung des Führerscheins oder eine groß angelegte Reise. Allerdings weist Finanzfachmann Zimmermann darauf hin, dass auch hinter einem Fonds- oder ETF-Sparplan in der Regel Aktien stehen, die börsentäglich gehandelt werden, weshalb der auszuzahlende Betrag Schwankungen unterworfen sei. Sind die Börsen zum Zeitpunkt der geplanten Auszahlung in einer Schwächephase, sollte geprüft werden, die Geldentnahme erst später vorzunehmen. Eine Auszahlung am Ende des Anlagehorizonts, wie hier im Fall der Volljährigkeit, muss darüber hinaus noch lange nicht das Ende sein. „Wenn das Geld dann nicht benötigt wird, einfach laufen lassen. Die Zeit spielt im Zweifel für einen und die Renditechancen“, empfiehlt Anlage-Expertin Garcia Abril und unterstreicht damit das Merkmal der Langfristigkeit eines Sparplans.

 

To-dos für Sparplananfänger

  • Informationen sammeln: sich in Finanzblogs schlaumachen, Wissen zu Sparplanprodukten aneignen, Modellrechner benutzen
  • Risiken minimieren: erst auf breit angelegte Indizes setzen, Beispiele sind der MSCI World oder der All-Countries-World
  • Schnäppchenjäger: auf Angebote und Discounts der Broker achten, dadurch können Gebühren dauerhaft entfallen
  • Sparziel definieren: Anlagehorizont von vorneherein festsetzen. Für was wird das Geld später benötigt? Beispiel: Studium

 

Die Artikel-Serie „Vermögen aufbauen & erhalten“ ist im Wirtschaftsmagazin FOCUS-MONEY erschienen in den Ausgaben 46/2020, 47/2020, 49/2020 und 50/2020.

 

Teil 1 – Der Einstieg: Rendite für die nächste Generation (erschien am 04.11.2020)

Teil 2 – Die Etablierung: Heute für später (vor)sorgen (erschien am 11.11.2020)

Teil 3 – Die Optimierung: Sinnvolle Zukunftsinvestments (erschien am 25.11.2020)

Teil 4 – Die Absicherung: Alter schützt vor Rendite nicht (erschien am 02.12.2020)