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Phänomen Präsidentschaftszyklus: wie sich US-Börsen in Wahljahren verhalten

07.11.2023 11:34

Am 5. November 2024 finden in den USA die neuen Präsidentschaftswahlen statt. Rund um die US-Wahlen existiert an der US-Börse ein viel beachteter Saisonalitäts-Zyklus: Der Präsidentschaftszyklus der US-Börse erstreckt sich über die vier verschiedenen Jahre einer Präsidentschaft im Weißen Haus.

 

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Präsidentschaftszyklus spiegelt Börsenentwicklung über vierjährige Amtszeit wider

 

Der Präsidentschaftszyklus spiegelt die historisch gesehen durchschnittliche Entwicklung der US-Börse innerhalb der vierjährigen Regierungsphase eines US-Präsidenten wider. Der Präsidentschaftszyklus unterscheidet sich in vier Jahre:

 

Es gibt das Wahljahr. Das Nach-Wahljahr (erstes Jahr einer neuen Administration). Das Zwischenwahljahr oder Midterm-Jahr (hier finden die Midterm-Wahlen für den US-Kongress statt) und das Vor-Wahljahr vor der nächsten Präsidentschaftswahl. In der Grafik ist die durchschnittliche historische Entwicklung des Dow-Jones-Index über die jeweiligen vier Jahre aller Präsidentschaften in den USA seit 1900 dargestellt.

 

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Welche Jahre im Präsidentschaftszyklus sind tendenziell stärker oder schwächer? Wichtiger als die absoluten prozentualen Gewinne der US-Börse sind die Gewinnwahrscheinlichkeiten. Bisher waren die Vorwahljahre mit einer historischen Gewinnwahrscheinlichkeit von 83 % die stärksten Jahre. Sie weisen auch die mit Abstand höchsten prozentualen Gewinne auf.

 

Auch in Wahljahren zeigen die US-Börse mit einer hohen historischen Gewinnwahrscheinlichkeit von 66 % eine positive Performance – wobei der Großteil der Performance im zweiten Halbjahr erfolgt. Die Jahre nach der Wahl entwickeln sich hingegen meist durchwachsen. Die Gewinnwahrscheinlichkeit liegt dann historisch betrachtet nur bei 52 %. Das Gleiche gilt für die Zwischenwahljahre (nur 59 %).

 

 

Börse reagiert auf politischen Aktionismus rund um den Wahlzyklus

 

Die Begründung findet sich in politischen Faktoren rund um den Präsidentschaftszyklus und in der Marktpsychologie der US-Börsen. Bei den politischen Faktoren müssen wir uns vor Augen führen, dass Politiker Machtmenschen sind. Ein großer Teil ihres politischen Aktionismus erfolgt mit dem Ziel des Machterhalts oder der Machtgewinnung.

 

Deshalb werden amtierende Präsidenten, die sich zur Wiederwahl stellen, in Vorwahl- und Wahljahren historisch besonders häufig aktiv: Um ihre Siegeschancen zu erhöhen, werden oft Konjunkturprogramme aufgelegt, Benzinpreise gesenkt, Steuern gesenkt etc. – eben Aktionen, die bei den amerikanischen Wählern gut ankommen.

 

Auf der anderen Seite sind die Nachwahljahre häufig schwächer. Denn die neue oder wiedergewählte Regierung nutzt die Honeymoon-Phase nach der US-Wahl traditionell, um unpopuläre Entscheidungen durchzusetzen. Denn jetzt hat man den größten Rückhalt in der Bevölkerung, und die nächsten US-Wahlen sind weit weg.

 

 

Vorwahljahre und Wahljahre sind besonders stark

 

Das Zwischenwahljahr/Midterm-Jahr ist historisch das schwächste der vier Jahre. Denn Börsianer hassen nichts mehr als Unsicherheit. Die US-Börse kann mit fast jedem Präsidenten leben. Womit die US-Börse aber nicht leben kann, ist Unklarheit und Unsicherheit über die politische Zukunft in Washington.

 

Doch Amerikaner lieben Gewaltenteilung. Je nachdem, ob Republikaner oder Demokraten im Weißen Haus regieren, wird bei den Kongresswahlen, deshalb bevorzugt die jeweils andere Partei gewählt – damit nicht Weißes Haus und Kongress in einer Partei vereint sind. Dies führt jedoch dazu, dass der Präsident im letzten Amtsjahr häufig zu einer „lahmen Ente“ wird und keine neuen Initiativen mehr durchsetzen kann.

 

Die politische Unsicherheit ist auch der Grund für die historische Schwäche in der ersten Hälfte der Präsidentschaftswahljahre. Die US-Börse ist in dieser Phase meist unsicher, welcher Kandidat das Rennen machen wird. Also hält man sich mit Investments noch zurück. Klärt sich die Lage mit den näher rückenden Wahlen auf, sehen wir an der US-Börse im zweiten Halbjahr historisch eine Rallyphase.

 

 

Kann der Präsidentschaftszyklus die Börsenrichtung vorzeichnen?

 

Wie stark sollte man dem Zyklus Beachtung schenken? Es scheint eine gewisse historische Treffsicherheit des Präsidentschaftszyklus zu geben. Denn der politische Aktionismus vor den US-Wahlen kann die Perspektiven der amerikanischen Wirtschaft verbessern und damit die US-Börse anfeuern. Oder umgekehrt können unpopuläre Maßnahmen belasten.

 

Zudem muss man das psychologische Phänomen der „selbsterfüllenden Prophezeiung“ mit einbeziehen. Da der Präsidentschaftszyklus an der US-Börse viel Beachtung erhält, entwickelt sich bei Börsianern oft ein psychologisch bedingtes Verhaltensmuster, das auf den historischen Entwicklungen basiert.

 

Sollte man sich bei seinen Investmententscheidungen also primär auf die Saisonalität im Allgemeinen und auf die saisonalen Muster des Präsidentschaftszyklus verlassen? Nein. Die Saisonalität deckt auf, ob die historische Erfolgswahrscheinlichkeit zugunsten eines Trades oder Investments spricht. Es ist ein unterstützender Faktor.  

 

Anhand der historischen Verlaufsmuster kann man ableiten, wann man mit ETFs, Fonds oder Aktien in die US-Börse investieren könnte. Erfahrene Anleger könnten zudem mit Branchen-ETFs gezielt an den politischen Maßnahmen der Demokraten oder Republikaner partizipieren. So profitierten in der Vergangenheit Branchen wie Rüstung, Öl/Gas oder Big Business (wegen Steuersenkungen) eher von einer republikanischen Regierung. Während es unter den Demokraten vermehrt Sektoren wie Bildung, der Gesundheitssektor oder der niedrigpreisige Immobiliensektor waren. Anlegende sollten jedoch bedenken, dass unerwartete Entwicklungen und Ereignisse wie der 11. September 2001 (9/11), die Immobilienkrise oder der Krieg in der Ukraine in der Regel größere und direktere Auswirkungen auf die Börsen haben als die politische Agenda des amtierenden oder künftigen Präsidenten.

 

 

Wie in US-Aktien investieren?

 

Anlegende haben verschiedene Möglichkeiten, in US-Aktien zu investieren. Eine davon ist der Kauf von Fonds oder Exchange Traded Funds (ETFs), die sich auf US-Aktien konzentrieren. Diese Instrumente bieten eine breite Streuung. Darüber hinaus können viele US-Aktien auch an deutschen Börsen gekauft werden. Die dritte Möglichkeit ist der direkte Kauf von US-Aktien an den US-Börsen. Diese Option ist vor allem dann interessant, wenn Sie kleinere Werte mit geringer Liquidität kaufen oder verkaufen möchten. Lesen Sie, wie der Handel an US-Börsen genau funktioniert. Auch über die steuerlichen Besonderheiten sollten Sie sich vorab informieren.

 

Seit dem 4. Oktober 2023 und noch bis Ende November, bietet die Consorsbank vergünstigte Konditionen für den Handel von Aktien an den US-Börsen an. Es entfallen bei jedem Kauf und bei jedem Verkauf im Aktionszeitraum die Handelsplatzkosten in Höhe von 21 Euro.

 

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  • Der Präsidentschaftszyklus an den US-Börsen ist ein wiederkehrender saisonaler Trend, wobei die historische Performance der Börsen in den Jahren vor und direkt nach den Wahlen am stärksten ist, während die Performance in den Jahren nach und zwischen den Wahlen tendenziell schwächer ausfällt.
  • Politische Maßnahmen, die vom Wunsch des amtierenden Präsidenten getrieben sind, seine Wiederwahlchancen zu erhöhen, sowie die politische Unsicherheit rund um die Wahlen, beeinflussen die Performance der US-Börsen erheblich. Prägnante Beispiele hierfür sind Konjunkturprogramme oder Steuersenkungen in Wahljahren, die tendenziell die Aktienkurse stärken.
  • Trotz historischer Tendenzen im Präsidentschaftszyklus sollte die Saisonalität nicht der primäre Faktor bei Anlageentscheidungen sein. Unvorhersehbare Ereignisse und Entwicklungen haben oft einen viel größeren und direkteren Einfluss auf die Börsenperformance.