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Nintendo – der bekannte Spieleentwickler im Wandel

18.07.2017 13:34

Eine lange Tradition, große Erfolge und begeisterte Anhänger weltweit – Nintendo zählt zu den bekanntesten und beliebtesten Unternehmen im Bereich Videospiele. Bei den Verkaufszahlen haben die Konkurrenten die Firma aber mittlerweile abgehängt. Nachdem es nicht gelungen ist, die Erfolge von Wii und Nintendo DS zu wiederholen, verfolgt die Firma nun neue Strategien.

 

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By bcchardware (Nintendo America HQ), CC BY-SA 2.0, via Wikimedia Commons 

 

Nintendo und die Revolution zu Beginn des Jahrtausends

 

Am 16. September 2005 betritt Satoru Iwata, seit 2002 Präsident von Nintendo, die Bühne der Tokyo Game Show und präsentiert eine Maschine mit dem Codenamen „Revolution“, die nächste Spielekonsole von Nintendo. Zum ersten Mal hat die Öffentlichkeit Gelegenheit, sich ein Bild von dem innovativen Konzept zu machen: Der Controller gleicht einer Fernbedienung, erkennt Bewegungen und ermöglicht dadurch eine intuitive Steuerung. Die Erwartungen sind groß, schließlich steht Nintendo zu diesem Zeitpunkt sehr unter Druck: Der Vorgänger GameCube wurde nur rund 20 Millionen Mal verkauft, während die konkurrierende PlayStation 2 mit 157 Millionen Einheiten Rekorde bricht. Nach anfänglicher Skepsis von Presse und Spielern stellt sich schnell heraus, dass Nintendos Rechnung aufgeht: Die Wii wird mit über 100 Millionen verkauften Exemplaren zur erfolgreichsten stationären Konsole des Unternehmens und dominiert die Softwarecharts weltweit.

 

Nintendo: Erfolgreich mit Konsolen und Handhelds

 

Als das Unternehmen in den 1980er Jahren mit dem NES erstmals auf den Markt drängt, erholt sich die Branche von einem massiven Umsatzeinbruch. Allmählich erobert sich Nintendo mit Qualität und innovativem Gameplay annähernd ein Monopol – lange Zeit ist der Name des Unternehmens gleichbedeutend mit dem Begriff Spielekonsole. Dazu hat auch der Game Boy mit knapp 120 Millionen verkauften Konsolen beigetragen. Das japanische Unternehmen stellt dabei in der Spielewelt einen Sonderfall dar: Es entwickelt sowohl die Hardware – stationäre Konsolen und tragbare Handhelds – als auch eigene Software mit Spieleserien wie Mario, Zelda oder Donkey Kong. Mit Wii und Nintendo DS, der über 154 Millionen abgesetzt wird, ist die Firma Anfang der 2010er Jahre erneut der Marktführer.

 

Die neuen Konkurrenten: Smartphones und Tablets

 

Entsprechend hoch sind die Erwartungen, als Nintendo nach den höchsten Umsätzen der Unternehmensgeschichte 2011 zunächst die tragbare 3DS- und 2012 die stationäre Wii U-Spielekonsole veröffentlicht. Doch die Verkaufszahlen liegen weit unter den Schätzungen von Nintendo und zwingen die Unternehmensführung beim 3DS nach wenigen Monaten zu einer drastischen Preissenkung. Verantwortlich für schleppende Verkäufe sind für viele Experten die neuen Konkurrenten, die Nintendo die traditionell wichtigsten Kunden – Familien und Kinder – abspenstig machen: Mit Smartphones und Tablets betreten Apple und Google den Spielemarkt und bieten in Sachen Unterhaltung weitere Alternativen. Gegenüber Xbox One und PlayStation 4 floppt zudem die Wii U mit nur über 10 Millionen verkauften Konsolen – ein historischer Tiefpunkt.

 

Wie will Nintendo an alte Erfolge anknüpfen?

 

Das Hardware- und Softwareunternehmen hat sich lange geweigert, Spieletitel für andere Plattformen zu veröffentlichen. Im März 2015 verkündet Satoru Iwata jedoch überraschend eine Partnerschaft mit DeNa, einer japanischen Firma für Smartphonespiele – und bestätigt außerdem die Arbeit an einer weiteren Spielekonsole. Um aktuelle Kunden zu halten und neue Spieler zu gewinnen, werden die Titel genau an die jeweilige Plattform angepasst. So soll es nicht dazu kommen, dass Konsolenspiele zeitgleich oder später für Smartphones oder Tablets erscheinen. Diese neue Strategie richtet sich vor allem nach den Wachstumsperspektiven: Während die Verkaufszahlen für Konsolen und Spiele stagnieren, steigen die Umsätze mit Software für Smartphones. Der derzeitige Nintendo-Chef und Nachfolger von Satoru Iwata, Tatsumi Kimishima, verfolgt ganz neue Strategien und plant unter anderem den Einstieg in das Filmgeschäft.

 

Darüber hinaus plant Nintendo mit anderen Initiativen, wieder ein größeres Publikum zu erreichen:

 

  • Toys-to-life Spielzeug wie „amiibo”
  • berühmte Spielecharaktere lizenzieren, z. B. in Vergnügungsparks
  • Mario & Co. in Smartphonespielen
  • Entwicklungsprozesse für Konsolen und Handhelds zusammenführen.

 

Pokémon Go bringt Nintendo wieder auf Erfolgskurs

 

Im Juli 2016 bringt Nintendo in Kooperation mit der japanischen Games-Firma Niantic Labs eine Smartphone Anwendung auf den Markt. Bei Pokémon Go handelt es sich um ein Augmented-Reality Spiel: Durch die Smartphone-Kamera wird die reale Umgebung abgebildet, gleichzeitig werden Pokémon Figuren eingeblendet, die der Spieler fangen kann. Zu finden sind Pokémon überall: an öffentlichen Plätzen, in Restaurants oder an Sehenswürdigkeiten. Mit Pokémon Go kann das Unternehmen an alte Erfolge anknüpfen: Das Spiel wird ein wahrer Hype, überall auf der Welt finden sich Menschen, die den Blick auf das Smartphone gerichtet durch die Straßen laufen und Pokémon sammeln. Nach nur zwei Tagen nach Veröffentlichung der App ist das Spiel auf 5% aller Android-Smartphones in den USA installiert. Wenige Tage später ist die App auch in Deutschland verfügbar. Inzwischen sind weltweit mehr als 75 Millionen Nutzer registriert.

 

 

Kursrallye bei der Nintendo-Aktie

 

Mit Pokémon Go hat Nintendo direkt einen Volltreffer auf dem Smartphone-Markt gelandet, das macht sich auch in der Aktienentwicklung des Unternehmens bemerkbar: Anfang des Jahres war die Aktie für Anleger noch weitgehend uninteressant, innerhalb von drei Wochen nach Veröffentlichung des Spiels hat sich der Aktienwert von Nintendo jedoch mehr als verdoppelt. Aber bereits Ende Juli verzeichnete die Aktie wieder deutliche Kurseinbrüche von bis zu 18 %, nachdem Nintendo nur einen begrenzten Einfluss von Pokémon Go auf den Gewinn erklärte und an seinen Gewinnprognosen für das laufende Geschäftsjahr festhielt.

 

Experten beurteilen das Potenzial von Pokémon Go und die weitere Entwicklung der Aktie durchaus unterschiedlich. Einige Analysten sehen in den Download-Rekorden und durch kommende zahlungspflichtige Erweiterungen des Spiels durchaus Gewinnsteigerungspotenzial für Nintendo und bewerten den derzeitigen Aktieneinsturz als überzogen. Kritiker hingegen sind von dem schnellen Kursabsturz nicht überrascht.

 

Fazit:

 

  • Nach Wii und DS konnte Nintendo nicht an den Erfolg anknüpfen
  • Anstatt die Hardwareentwicklung aufzugeben, will das Unternehmen diversifizieren
  • Umsätze mit Smartphonespielen und Spielzeug sollen zum Gewinn beitragen
  • Dabei setzt Nintendo auf Charaktere und Spieleserien wie Mario und Pokémon
  • Im Hinblick auf die nächste Konsole wird die Softwareentwicklung optimiert

 

Glauben Sie, dass Nintendo mit dem ersten Erfolg auf dem Smartphone-Markt langfristig wieder auf Erfolgskurs ist? Werden Smartphonespiele die klassischen Konsolentitel auf Dauer ablösen? Und wie groß ist nach wie vor das Standing von Nintendo in der Branche?

 

Eingebundene Videos im Consorsbank Blog haben lediglich informativen Charakter und spiegeln nicht zwingend unsere Meinung wider.

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