Geld ist ganz ohne jeden Zweifel ein zentraler Aspekt in unserer Welt. Es kann unser Leben auf verschiedene Weise beeinflussen und wird nicht selten auch als Indikator für Wohlstand und Glück herangezogen.
Doch ist diese Einteilung wirklich sinnvoll? Macht Geld tatsächlich glücklich? Enthält die Geschichte vom glückseligen Onkel Dagobert, in den Goldtalern seines Geldspeichers badend, tatsächlich ein Körnchen Wahrheit?
Diesen Fragen widmen sich nicht nur viele Menschen ganz privat, sondern auch die Wissenschaft. Es gibt unzählige Studien aus der Glücksforschung, die den Zusammenhang zwischen Geld und Glück erforschen. Die Ergebnisse sind dabei mal plausibel und nicht selten einfach nur erstaunlich.
Bedeutet ein höheres Einkommen immer auch mehr Glück?
Wenn Geld uns buchstäblich selig macht, müssten Menschen mit hohem Einkommen stets glücklicher sein als arme Menschen. Die Statistiken suggerieren dies auf den ersten Blick. So erreichten im großen „ARD-GlücksTrend 2013“ in Deutschland die Menschen mit einem monatlichen Netto-Haushaltseinkommen von mehr als 3.000 Euro den höchsten Glückswert.
Doch eine Eurostat-Statistik aus dem Jahr 2014 lässt Zweifel aufkommen. Die folgende Grafik zeigt die Rangliste der Zufriedenheit im Zusammenhang mit dem Median-Einkommen im jeweiligen Land:
Zufriedenheit in den EU-Staaten laut Eurostat
Wie Sie sehen, liegt Dänemark in puncto Zufriedenheit an der Spitze, obwohl in Luxemburg ein deutlich höheres Median-Einkommen erreicht wird. Dies zeigt sehr anschaulich, dass ein höheres Einkommen zwar grundsätzlich eine größere Zufriedenheit mit sich bringt. Doch die Ausnahmen bestätigen die Annahme, dass durchaus noch andere Faktoren existieren, die für das Glück der Menschen ausschlaggebend sind.
Gibt es eine Einkommensgrenze für Glück?
Unser Einkommen scheint unser Glück tatsächlich zu beeinflussen – jedoch nur in bestimmten Grenzen. Dies hat auch der US-Ökonom Richard Easterlin in seinen Glücksstudien zwischen 1946 und 1970 in den USA festgestellt.
Demnach empfand die Bevölkerung ihr Leben trotz deutlicher Einkommensanstiege nicht glückserfüllter als vorher. Viele Wissenschaftler zogen daher den Schluss, dass Einkommen und Geld nur bis zu einem gewissen Niveau zu einem gesteigerten Glücksempfinden beitragen.
Dies wird auch durch eine Studie des Psychologen und Nobelpreisträgers Daniel Kahneman und seines Kollegen Angus Deaton von der Princeton University gestützt.
Nach einer Auswertung von über 450.000 Fragebögen zum Gallup-Healthways Well-Being Index kamen die Forscher zu dem Ergebnis, dass der durchschnittliche US-Bürger sein Glücksoptimum bei einem Jahreseinkommen von ca. 75.000 US-Dollar (ca. 58.000 Euro) erreicht. Größere Einkommenssteigerungen jenseits dieser Grenze beeinflussen das Glück hingegen kaum noch. Ferner seien Gesundheit oder Einsamkeit im alltäglichen Leben noch deutlich stärkere Einflussfaktoren auf unser Glück.
Der Wohlstand der anderen – Glück ist in Geldfragen relativ
Wenn ab einer gewissen Stufe mehr Geld das Glücksgefühl nicht weiter steigert, drängt sich jedoch die Frage auf, warum trotzdem auch viele reiche Menschen nach immer mehr Geld streben. Einen ersten Hinweis fand bereits zu seiner Zeit der Ökonom Easterlin. Er stieß bei seinen Forschungen auf die Tatsache, dass relatives Einkommen oftmals wichtiger ist als absolutes. Demnach bringt Geld vor allem Prestige mit sich und es ist uns ein inneres Bedürfnis, uns mit anderen in Bezug auf unser Einkommen und Vermögen zu messen.
Selbst eine Gehaltserhöhung um 5 % kann uns demnach also tendenziell unglücklich machen, wenn unser Nachbar eine Steigerung um 8 % erhält. Dieses Phänomen wird heute durch Auswertungen des sozio-ökonomischen Panels (SOEP) des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) gestützt. Laut Aussage des Ökonomen Jürgen Schupp orientieren sich dabei vor allem Männer sehr an ihrem sozialen Umfeld. Sie ziehen also Glück daraus, mehr zu besitzen als andere Menschen in ihrem Lebensumfeld.
Glück und Individualität – macht Geld jeden Menschen gleich glücklich?
Menschen sind Individuen und reagieren ganz unterschiedlich auf bestimmte Situationen. Da liegt es nur nahe, dass dies auch beim Zusammenhang zwischen Geld und Glück der Fall ist. Profitiert also nicht jeder Mensch gleich stark von zusätzlichem Einkommen?
Zu diesem Thema haben die Psychologen Christopher Soto vom Colby College in Waterville, USA, und Maike Luhmann von der Universität Chicago eine interessante Studie präsentiert. Durch eine Auswertung von drei Langzeit-Studien fanden die beiden Forscher heraus, dass es hinsichtlich des mittels Geld erreichten Glücks auch auf die jeweilige Persönlichkeit des Menschen ankommt.
So fällt bei neurotischen Menschen die Beeinflussung durch Geld im positiven wie im negativen Sinne besonders stark auf. Dies könne vor allem auf die fehlende Ausgeglichenheit zurückgeführt werden. Neurotische Menschen seien nämlich grundsätzlich ängstlicher und nervöser und würden deshalb heftiger auf finanzielle Veränderungen reagieren. Ferner erhöhe sich durch Sinken des Einkommens die Wahrscheinlichkeit für schlechte Erlebnisse. Dies führe bei neurotischen Menschen ebenfalls zu stärkeren Reaktionen, hieß es in der Studie.
Selbstsichere Menschen gehen laut der Auswertung hingegen deutlich besser mit einer Verschlechterung der Einkommenssituation um. Im Gegenzug ist bei einer deutlichen Verbesserung der Zugewinn an Glück und Freude dafür auch nicht so ausgeprägt.
Fazit: Es hängt also durchaus von unserer Persönlichkeit ab, wie stark unser Glück durch Geld beeinflusst wird. Unsichere und neurotische Menschen brauchen die Sicherheit, die Geld bieten kann. Wer hingegen innerlich gefestigt ist oder neuen Situationen sowieso stets aufgeschlossen gegenübersteht, wird von finanziellen Rückschlägen nicht so stark bestimmt.
Kann Geld unser Glück auch indirekt steigern?
Die Glücksforschung ist sich zwar nicht einig, aber viele Studien deuten darauf hin, dass Geld uns bis zu einem bestimmten Level glücklicher macht. Ferner hat Geld auch auf viele andere Faktoren in unserem Leben einen wichtigen Einfluss. Diese wiederum wirken sich auf unser Glück aus. Somit kann Geld unser Glück auch indirekt beeinflussen. Nachfolgend möchten wir Ihnen einige interessante Faktoren in diesem Zusammenhang präsentieren:
- Laut den SOEP-Daten sterben weibliche Geringverdiener durchschnittlich 3,5 Jahre eher als Frauen mit Vermögen. Bei Männern liegt der Unterschied sogar im Bereich von 5 Jahren.
- Jobs mit guter Bezahlung enthalten im Normalfall weniger körperlich harte Arbeit. Dies wirkt sich positiv auf die Gesundheit von Menschen mit höherem Einkommen aus.
- Weitere Auswertungen der SOEP-Daten zeigen, dass das Gefühl, für seine Arbeit nicht gerecht entlohnt zu werden, das Risiko von Herzerkrankungen steigert.
- Der britische Ökonom John Gathergood von der Universität Nottingham fand in einer Studie heraus, dass Menschen mit Geldsorgen häufiger unter Schlafstörungen und Ängsten leiden.
Somit lässt sich zusammenfassen, dass Geld auch mittelbar auf verschiedene Faktoren unserer persönlichen Befindlichkeit wie die Gesundheit, den seelischen Zustand und sogar unsere Lebensdauer Einfluss ausübt.
Das Geld spielt also indirekt eine sehr große Rolle für unser Glück.
Welche Faktoren prägen sonst noch unser Glück und welche vernichten es?
Auch wenn das Geld über indirekte Wege unser Glück zusätzlich beeinflusst, gibt es Faktoren, die davon unberührt sind. Laut dem Glücksatlas der Deutschen Post, der sich ebenfalls auf die SOEP-Daten bezieht, machen uns folgende Faktoren besonders glücklich:
- Gesundheit
- Ehe und Partnerschaft
- Freunde treffen
- regelmäßiger Sport
- Eigenheim
Sowohl die Situation in der Partnerschaft als auch die Freunde und regelmäßiger Sport werden durch Geld so gut wie gar nicht beeinflusst. Hier zeigt sich, dass es neben einer guten finanziellen Ausstattung auch auf ein intaktes Umfeld ankommt. Als Glückshemmnisse werden laut dem Glücksatlas vor allem folgende Aspekte angesehen:
- Krankheit
- Tod des Partners
- Arbeitslosigkeit
- soziale und kulturelle Isolation
- Scheidung
Unter den Glückshemmnissen sind durchaus einige Faktoren zu finden, auf die Geld indirekt einwirkt. Trotzdem zerstört der Tod eines nahestehenden Menschens oder die Scheidung vom Partner auch in einer guten finanziellen Situation unser Glück.
Fazit:
Geld beeinflusst unser Leben mitunter sehr stark. Es leistet einen großen Beitrag zu unserem Glück und ist bis zu einem gewissen Niveau ein sehr zentrales Glücksmotiv. Trotzdem ist die Wirkung von Geld auf unser Glück nicht allumfassend. Es gibt Faktoren wie Partnerschaft, Freundschaft und die kleinen Dinge im Leben, die uns unabhängig vom Geld Lebensfreude und Glück spenden.
Wenn Sie also in Zukunft eine Geschichte von Onkel Dagobert lesen, können Sie ganz beruhigt sein: Es braucht keinen kompletten Speicher voller Geld, um glücklich zu sein.
Können Sie den Forschungsergebnissen zustimmen? Wie stark beeinflusst Geld Ihr Glücksempfinden?