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Macht Geld wirklich glücklich? Ergebnisse aus Forschung und Wissenschaft

06.12.2016 15:42

Geld ist ganz ohne jeden Zweifel ein zentraler Aspekt in unserer Welt. Es kann unser Leben auf verschiedene Weise beeinflussen und wird nicht selten auch als Indikator für Wohlstand und Glück herangezogen.

 

Doch ist diese Einteilung wirklich sinnvoll? Macht Geld tatsächlich glücklich? Enthält die Geschichte vom glückseligen Onkel Dagobert, in den Goldtalern seines Geldspeichers badend, tatsächlich ein Körnchen Wahrheit?

 

Diesen Fragen widmen sich nicht nur viele Menschen ganz privat, sondern auch die Wissenschaft. Es gibt unzählige Studien aus der Glücksforschung, die den Zusammenhang zwischen Geld und Glück erforschen. Die Ergebnisse sind dabei mal plausibel und nicht selten einfach nur erstaunlich.

 

Bedeutet ein höheres Einkommen immer auch mehr Glück?

 

Wenn Geld uns buchstäblich selig macht, müssten Menschen mit hohem Einkommen stets glücklicher sein als arme Menschen. Die Statistiken suggerieren dies auf den ersten Blick. So erreichten im großen „ARD-GlücksTrend 2013“ in Deutschland die Menschen mit einem monatlichen Netto-Haushaltseinkommen von mehr als 3.000 Euro den höchsten Glückswert.

Doch eine Eurostat-Statistik aus dem Jahr 2014 lässt Zweifel aufkommen. Die folgende Grafik zeigt die Rangliste der Zufriedenheit im Zusammenhang mit dem Median-Einkommen im jeweiligen Land:

Zufriedenheit in den EU-Staaten laut Eurostat.png
Zufriedenheit in den EU-Staaten laut Eurostat

 

 

Wie Sie sehen, liegt Dänemark in puncto Zufriedenheit an der Spitze, obwohl in Luxemburg ein deutlich höheres Median-Einkommen erreicht wird. Dies zeigt sehr anschaulich, dass ein höheres Einkommen zwar grundsätzlich eine größere Zufriedenheit mit sich bringt. Doch die Ausnahmen bestätigen die Annahme, dass durchaus noch andere Faktoren existieren, die für das Glück der Menschen ausschlaggebend sind.

 

Gibt es eine Einkommensgrenze für Glück?

 

Unser Einkommen scheint unser Glück tatsächlich zu beeinflussen – jedoch nur in bestimmten Grenzen. Dies hat auch der US-Ökonom Richard Easterlin in seinen Glücksstudien zwischen 1946 und 1970 in den USA festgestellt.

 

Demnach empfand die Bevölkerung ihr Leben trotz deutlicher Einkommensanstiege nicht glückserfüllter als vorher. Viele Wissenschaftler zogen daher den Schluss, dass Einkommen und Geld nur bis zu einem gewissen Niveau zu einem gesteigerten Glücksempfinden beitragen.

Dies wird auch durch eine Studie des Psychologen und Nobelpreisträgers Daniel Kahneman und seines Kollegen Angus Deaton von der Princeton University gestützt.

 

Nach einer Auswertung von über 450.000 Fragebögen zum Gallup-Healthways Well-Being Index kamen die Forscher zu dem Ergebnis, dass der durchschnittliche US-Bürger sein Glücksoptimum bei einem Jahreseinkommen von ca. 75.000 US-Dollar (ca. 58.000 Euro) erreicht. Größere Einkommenssteigerungen jenseits dieser Grenze beeinflussen das Glück hingegen kaum noch. Ferner seien Gesundheit oder Einsamkeit im alltäglichen Leben noch deutlich stärkere Einflussfaktoren auf unser Glück.

 

Relatives Einkommen und Glück.jpg

 

 

Der Wohlstand der anderen – Glück ist in Geldfragen relativ

 

Wenn ab einer gewissen Stufe mehr Geld das Glücksgefühl nicht weiter steigert, drängt sich jedoch die Frage auf, warum trotzdem auch viele reiche Menschen nach immer mehr Geld streben. Einen ersten Hinweis fand bereits zu seiner Zeit der Ökonom Easterlin. Er stieß bei seinen Forschungen auf die Tatsache, dass relatives Einkommen oftmals wichtiger ist als absolutes. Demnach bringt Geld vor allem Prestige mit sich und es ist uns ein inneres Bedürfnis, uns mit anderen in Bezug auf unser Einkommen und Vermögen zu messen.

 

Selbst eine Gehaltserhöhung um 5 % kann uns demnach also tendenziell unglücklich machen, wenn unser Nachbar eine Steigerung um 8 % erhält. Dieses Phänomen wird heute durch Auswertungen des sozio-ökonomischen Panels (SOEP) des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) gestützt. Laut Aussage des Ökonomen Jürgen Schupp orientieren sich dabei vor allem Männer sehr an ihrem sozialen Umfeld. Sie ziehen also Glück daraus, mehr zu besitzen als andere Menschen in ihrem Lebensumfeld.

 

Glück und Individualität – macht Geld jeden Menschen gleich glücklich?

 

Menschen sind Individuen und reagieren ganz unterschiedlich auf bestimmte Situationen. Da liegt es nur nahe, dass dies auch beim Zusammenhang zwischen Geld und Glück der Fall ist. Profitiert also nicht jeder Mensch gleich stark von zusätzlichem Einkommen?

 

Zu diesem Thema haben die Psychologen Christopher Soto vom Colby College in Waterville, USA, und Maike Luhmann von der Universität Chicago eine interessante Studie präsentiert. Durch eine Auswertung von drei Langzeit-Studien fanden die beiden Forscher heraus, dass es hinsichtlich des mittels Geld erreichten Glücks auch auf die jeweilige Persönlichkeit des Menschen ankommt.

 

So fällt bei neurotischen Menschen die Beeinflussung durch Geld im positiven wie im negativen Sinne besonders stark auf. Dies könne vor allem auf die fehlende Ausgeglichenheit zurückgeführt werden. Neurotische Menschen seien nämlich grundsätzlich ängstlicher und nervöser und würden deshalb heftiger auf finanzielle Veränderungen reagieren. Ferner erhöhe sich durch Sinken des Einkommens die Wahrscheinlichkeit für schlechte Erlebnisse. Dies führe bei neurotischen Menschen ebenfalls zu stärkeren Reaktionen, hieß es in der Studie.

 

Selbstsichere Menschen gehen laut der Auswertung hingegen deutlich besser mit einer Verschlechterung der Einkommenssituation um. Im Gegenzug ist bei einer deutlichen Verbesserung der Zugewinn an Glück und Freude dafür auch nicht so ausgeprägt.

Fazit: Es hängt also durchaus von unserer Persönlichkeit ab, wie stark unser Glück durch Geld beeinflusst wird. Unsichere und neurotische Menschen brauchen die Sicherheit, die Geld bieten kann. Wer hingegen innerlich gefestigt ist oder neuen Situationen sowieso stets aufgeschlossen gegenübersteht, wird von finanziellen Rückschlägen nicht so stark bestimmt.

 

Kann Geld unser Glück auch indirekt steigern?

 

Die Glücksforschung ist sich zwar nicht einig, aber viele Studien deuten darauf hin, dass Geld uns bis zu einem bestimmten Level glücklicher macht. Ferner hat Geld auch auf viele andere Faktoren in unserem Leben einen wichtigen Einfluss. Diese wiederum wirken sich auf unser Glück aus. Somit kann Geld unser Glück auch indirekt beeinflussen. Nachfolgend möchten wir Ihnen einige interessante Faktoren in diesem Zusammenhang präsentieren:

 

  • Laut den SOEP-Daten sterben weibliche Geringverdiener durchschnittlich 3,5 Jahre eher als Frauen mit Vermögen. Bei Männern liegt der Unterschied sogar im Bereich von 5 Jahren.
  • Jobs mit guter Bezahlung enthalten im Normalfall weniger körperlich harte Arbeit. Dies wirkt sich positiv auf die Gesundheit von Menschen mit höherem Einkommen aus.
  • Weitere Auswertungen der SOEP-Daten zeigen, dass das Gefühl, für seine Arbeit nicht gerecht entlohnt zu werden, das Risiko von Herzerkrankungen steigert.
  • Der britische Ökonom John Gathergood von der Universität Nottingham fand in einer Studie heraus, dass Menschen mit Geldsorgen häufiger unter Schlafstörungen und Ängsten leiden.

Somit lässt sich zusammenfassen, dass Geld auch mittelbar auf verschiedene Faktoren unserer persönlichen Befindlichkeit wie die Gesundheit, den seelischen Zustand und sogar unsere Lebensdauer Einfluss ausübt.

 

Das Geld spielt also indirekt eine sehr große Rolle für unser Glück.

Macht Geld glücklich.jpg

Welche Faktoren prägen sonst noch unser Glück und welche vernichten es?

Auch wenn das Geld über indirekte Wege unser Glück zusätzlich beeinflusst, gibt es Faktoren, die davon unberührt sind. Laut dem Glücksatlas der Deutschen Post, der sich ebenfalls auf die SOEP-Daten bezieht, machen uns folgende Faktoren besonders glücklich:

  • Gesundheit
  • Ehe und Partnerschaft
  • Freunde treffen
  • regelmäßiger Sport
  • Eigenheim

Sowohl die Situation in der Partnerschaft als auch die Freunde und regelmäßiger Sport werden durch Geld so gut wie gar nicht beeinflusst. Hier zeigt sich, dass es neben einer guten finanziellen Ausstattung auch auf ein intaktes Umfeld ankommt. Als Glückshemmnisse werden laut dem Glücksatlas vor allem folgende Aspekte angesehen:

  • Krankheit
  • Tod des Partners
  • Arbeitslosigkeit
  • soziale und kulturelle Isolation
  • Scheidung

Unter den Glückshemmnissen sind durchaus einige Faktoren zu finden, auf die Geld indirekt einwirkt. Trotzdem zerstört der Tod eines nahestehenden Menschens oder die Scheidung vom Partner auch in einer guten finanziellen Situation unser Glück.

 

Fazit:

 

Geld beeinflusst unser Leben mitunter sehr stark. Es leistet einen großen Beitrag zu unserem Glück und ist bis zu einem gewissen Niveau ein sehr zentrales Glücksmotiv. Trotzdem ist die Wirkung von Geld auf unser Glück nicht allumfassend. Es gibt Faktoren wie Partnerschaft, Freundschaft und die kleinen Dinge im Leben, die uns unabhängig vom Geld Lebensfreude und Glück spenden.

 

Wenn Sie also in Zukunft eine Geschichte von Onkel Dagobert lesen, können Sie ganz beruhigt sein: Es braucht keinen kompletten Speicher voller Geld, um glücklich zu sein.

 

Können Sie den Forschungsergebnissen zustimmen? Wie stark beeinflusst Geld Ihr Glücksempfinden?

7 Kommentare

Häufiger Besucher
Danke für die schöne Zusammenstellung wissenschaftlicher Fakten. Persönlich finde ich es wichtig sich immer wieder klar zu machen, dass Geld immer nur ein Mittel zum Zweck ist. Dennoch ist es bis zu einem gewissen Grad ein zentraler Baustein in unserer Gesellschaft. Geld bedeutet in erster Linie Freiheit - ich kann mir aussuchen ob ich Stadtnah oder auf dem Land wohnen möchte - ich kann freier entscheiden, für welche Tätigkeiten ich meine Lebenszeit verwende - ich bin weniger Abhängig von den Entscheidungen und Meinungen anderer Sind jedoch gewisse Grundbedürfnisse befriedigt (welche von Person zu Person sehr unterschiedlich ausfallen können) treten sehr schnell andere Faktoren (Familie, Freunde, Persönlichkeit) für das Maß an Glück in den Vordergrund.

Häufiger Besucher
Die Studie ist ganz interessant. Ich habe mir die Frage nach dem Glück auch jahrelang gestellt. Ich habe in einer Predigt einen interessanten Satz gehört: Gott will nicht, dass das Geld uns hat, sondern dass wir Geld haben. Wenn ich es genau in dieser Priorität sehe und IHN an die erste Stelle setze, sorgt ER auch dafür, dass ich genügend Geld habe. Seit Jahren sorge ich mich nicht mehr um Geld, und so öffnen sich immer mehr Wege, auf denen Geld zu mir kommt. Einen wichtigen Grundsatz habe ich auch lernen dürfen. Geld ist wie Wasser, es muss in Bewegung bleiben. Wenn es zum Stillstand kommt, fängt es an zu stinken. So bin ich bemüht, mehr für den Bau des Reiches Gottes einzusetzen, also Mitmenschen zu helfen, und so fängt es nicht an zu stinken, und wird doch immer mehr. Ich kann nur empfehlen, die Grundsätze, die die Bibel über den Umgang mit Geld lehrt zu ergründen und so auch einen nachhaltigen Weg zum Glück zu finden!

Häufiger Besucher

Vielen Dank für die interessanten Auszüge aus den Glücks-Studien. Ein Aspekt, der aus meiner Sicht sehr für das Glück in Verbindung mit Geld spricht, ist, das Geld weise zu verwenden. Geld für "Gutes" zu investieren, zu spenden, zu unterstützen, fördert das persönliche Glücksgefühl auf sehr schöne Weise, wie ich finde.


Regelmäßiger Besucher

hallo leute. zu erst ist für mich mal richtig wichtig,das die gesundheit stimmt.mein sohn gesund bleibt bis ins hohe alter,sowie meine ganze familie.das man die arbeit behält und da sind wir schon beim themaund wenn mir einer sagt .geld ist nicht wichtig für das glück,dann hat er gelogen. wir kommen gerade so über die runden, aber es gibt genug menschen in unserem land die unverschuldet auf der strasse  leben.warum???. weil zum vernüftig leben einfach das geld fehlt und wenn ich dann sehen, wieviele in saus und praus leben und das geld raus werfen für unnötige dinge dann kommt mir auf deutsch gesagt das kotzen.man hohe mieten zahlt für wohnungen , wo der vermieter nur die dollarzeichen in den augen hat, aber nix in den wohnungen tut.dann frag ich mich oft, was mach ich falsch ? arbeite schon mein ganzes leben, die rente rückt immer näher,aber davon kann ich nicht leben, dann wünsch ich mir ,einmal einen richtig hochen gewinn im lotto,der mir versagt bleib, wiel ich nicht spiele...mir das geld dafür zu schade ist.da soll noch einer sagen geld macht nicht glücklich.ich wäre froh, davon nur ein kleines bisschen mehr zu haben.tschau leute


Aufsteiger

I was rich. I was poor. Rich is better.


Gelegentlicher Autor

Glück hat keine Ursache. Und die ist auch nicht nötig.

 

Die erste Umfrage der UN, in welchem Land der Erde die glücklichsten Menschen leben, wurde von einigen der ärmsten Länder Mittelamerikas angeführt.

 

Die nachfolenden Umfragen wurden dann "objektiviert", man könnte auch sagen manipuliert. Weil Menschen ohne Geld nicht glücklich sein durften, wurde Geld als Glückkriterium in die Umfrage mit aufgenommen.

 

Dabei gibt es Mönche, die zu den gücklichsten Menschen der Erde gehören, aber nicht einen einzigen Cent besitzen. Auch keinen andern materiellen Besitz außer ihrem Gewand und Ihrer Bettlerschale.

 

Glück hat keine Ursache, aber es kann zerstört werden. Durch die Sorge, wie nächsten Monat die Miete bezahlt werden soll, durch die Sorge, dass das eigene Depot nächsten Monat weniger wert sein könnte oder durch generelle Unzufriedenheit.

 

Wem Geld nicht so wichtig ist, der kann glücklich sein.

 

Das ist eine andere Interpretation als die der Wissenschaftler, die leider durch deren eigene, emotionale Sichtweise geprägt ist. Deren Schlussfolgerungen sind daher wertlos und irreführend.

 

Wer wissen will, wie Glück errreicht werden kann, sollte keinen Wissenschaftler fragen, sondern jemanden, der aus eigener Erfahrung weiß, wovon er spricht.

 

 


Aufsteiger

Ich halte mich an Sammy Davies Jr.:

I was rich. I was poor. Rich is better.