abbrechen
Suchergebnisse werden angezeigt für 
Stattdessen suchen nach 
Meintest du: 

John Templeton – ein risikobereiter Schnäppchenjäger

09.05.2017 09:44

John Templeton war einer der Pioniere der Investmentfonds-Branche. Erfahren Sie hier mehr über den Börsenguru.

 

Unter Börsenexperten gilt John Templeton als „Vater“ des Investmentfonds. Der Aufstieg des einfachen Jungen vom Lande ist ein faszinierendes Lehrstück. Seinen größten Erfolg hat er während der Weltwirtschaftskrise. Dabei bleibt er lebenslang seinen Prinzipien als gläubiger und aktiver Presbyterianer treu. Er wird von der Queen für sein Lebenswerk geadelt und hinterlässt unter anderem eine einflussreiche Stiftung.

 

John Templeton-Pionier der Investmentfonds-Branche.jpg

 

Kindheit auf dem Land

 

John Templeton erblickt das Licht der Welt am 29. November 1912. Er wird in der Kleinstadt Winchester im landwirtschaftlich geprägten US-Staat Tennessee geboren und ist der erste Einwohner der Stadt, der die Universität besucht. Wobei es sich nicht um irgendeine Hochschule handelt: Templeton besucht die Elite-Universität Yale. Das Wirtschaftsstudium finanziert er teilweise durch ein Stipendium, den anderen Teil der Kosten bringt er durch Gewinne beim Poker auf. Nach dem Abschluss in Yale erhält John Templeton das renommierte Rhodes Scholarship-Stipendium und schließt seine Studien im britischen Oxford ab. Dort studiert er Jura, da erst im Jahr 1965 eine wirtschaftswissenschaftliche Fakultät entsteht. Templeton hat seine Ausbildung in Oxford nie vergessen. Dank einer großzügigen Spende heißt der Fachbereich heute Templeton College.

 

Der erste große Coup

 

Rund zwei Jahre nach dem Ende des Studiums geht Templeton, der als Jugendlicher noch Missionar werden wollte, an die Wall Street. Dort landet er einen heute noch legendären Coup, der ihn unter Anlegern und Experten bekannt macht: Kurz nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, inmitten der Weltwirtschaftskrise leiht sich Templeton 10.000 US-Dollar. Er sucht gezielt nach Unternehmen, die stark unterbewertet sind, die teilweise sogar vor der Pleite stehen. So kauft er von 104 Unternehmen je 100 Aktien, die einen Wert von maximal einem Dollar pro Stück haben. Seine Devise lautet: Der Pessimismus macht die Hausse. Er investiert nach der alten Börsenweisheit „günstig kaufen, teuer verkaufen“ und führt sie zu Extremen. Insgesamt muss John Templeton lediglich vier Totalverluste verschmerzen. Nach einer durchschnittlichen Haltezeit von vier Jahren erwirtschaftet das junge Genie 40.000 US-Dollar. Das entspricht einer Rendite von satten 300 Prozent. Wenn eine Branche, ein Land oder ein Unternehmen in Schieflage gerät, ist Templeton zur Stelle und erwirbt in großem Stil Aktien. Mit dem Kauf einer kleinen Investmentgesellschaft im Jahr 1940 legt der den Grundstein für seine späteren Fonds.

 

Karriere als Fondsmanager

 

Die internationalen Erfahrungen als junger Erwachsener lassen Templeton über Landesgrenzen hinweg denken. Pünktlich zu seinem 42. Geburtstag legt er den Templeton Growth Fund für Privatanleger auf. Zwei Jahre später gründet er die Fondsgesellschaft Templeton Funds. Im Fonds vereinigt Templeton als einer der ersten in den 60er-Jahren Aktien aus Russland, Japan und China. Damit ist er der erste Fondsmanager, der die Chancen dieser Märkte erkannt hat. Ausgegeben wird das Produkt in Kanada, da dort zu diesem Zeitpunkt keinerlei Steuern und Abgaben auf Kapitalerträge anfallen. Die Fondsgesellschaft Templeton Funds besteht bis 1992, dann verkauft Templeton das Unternehmen für 440 Millionen Dollar an die Franklin Group. Von der Gründung bis zum Verkauf erzielt der Templeton Growth eine durchschnittliche Rendite von 14,5 Prozent.

 

John Templeton Börsenguru.jpg

 

Gläubig, sparsam, großzügig

 

Der hektischen Wall Street kehrt Templeton früh, nämlich bereits 1968, den Rücken. Er lässt sich auf den Bahamas nieder, die damals noch zu Großbritannien gehören, gibt die amerikanische Staatsbürgerschaft auf und wird Brite. Diese Entscheidung hat steuerliche Gründe. Generell bleibt Templeton sein Leben lang sparsam. Zwar gönnt er sich einen Rolls-Royce, aber ein Gebrauchtwagen muss genügen. Als bekennender Presbyterianer bleiben Arbeit und Glaube für ihn immer eng verbunden. Er beginnt jeden Tag mit einem Gebet und eröffnet auch die Sitzungen in seinem Unternehmen so. Er ist Ältester der First Presbyterian Church of Englewood in New Jersey und als Treuhänder leitet er die Geschicke des Princeton Theological Seminary – es ist das größte presbyterianische Priesterseminar, dessen Vorsitzender er außerdem 12 Jahre lang ist. Mit dem mit einer Million Pfund Sterling dotierten „Templeton Prize for Progress Toward Research or Discoveries About Spiritual Realities“ ehrt Templeton Menschen, die eine außergewöhnliche Lebensbejahung und Spiritualität leben und die später gegründete Templeton Foundation unterstützt Forschungs- und Bildungsprojekte. Für sein Lebenswerk schlägt Queen Elizabeth II. Templeton 1987 zum Ritter.

 

Zwei Ehefrauen, drei Kinder

 

John Templeton heiratet 1937 seine erste Ehefrau. Mit Judith Folk hat er drei Kinder, sein Sohn John Marks Templeton Junior leitet heute die Templeton Foundation. Seine erste Ehefrau stirbt im Jahr 1951 bei einem Motorradunfall. Acht Jahre später ehelicht Templeton seine zweite Frau Irene Reynolds Butler. John Templeton stirbt im stolzen Alter von 95 Jahren am 8. Juli 2008 infolge einer Lungenentzündung.

 

Fazit:

 

  • John Templeton stammt aus einer Kleinstadt und studiert an den Kaderschmieden Yale und Oxford.
  • Mit seinem ersten großen Erfolg in der Weltwirtschaftskrise setzt er Maßstäbe, die noch heute zu den Grundsätzen des Value Investing zählen.
  • Er ist der erste Investor, der Russland, China und die asiatischen Märkte entdeckt.
  • Sein Fonds Templeton Growth erzielt über Jahrzehnte außergewöhnliche Renditen.

 

Wie denken Sie über die Karriere von John Templeton? Ist ein solcher Aufstieg heute noch möglich? Teilen Sie uns Ihre Meinung mit.