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Hurricanes, Erdbeben, Hochwasser: Was kosten Naturkatastrophen die Versicherungen?

12.06.2018 11:03

Verheerende Wirbelstürme in der Karibik haben in den letzten Jahren gigantische Versicherungsschäden verursacht. Doch wie hoch sind die Kosten für Versicherungen wirklich?

 

Der Hurricane Katrina ist zwar schon eine Weile her, dennoch zählt der verheerende Wirbelsturm, der im Jahr 2005 den Süden der USA heimsuchte, zu den teuersten Versicherungsfällen weltweit. Er kostete die Branche nach seriösen Schätzungen immerhin rund 80,7 Milliarden US-Dollar. Erstaunlicherweise waren die Zahlungen, die Versicherungen nach dem katastrophalen Erdbeben mit anschließendem Tsunami Ende 2011 in Japan leisten mussten, wesentlich niedriger. Dieses Schadensereignis schlug mit „nur“ 37, 35 Mrd. US-Dollar zu Buche.

 

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Natürliche und von Menschen herbeigeführte Katastrophen – die größten Schadensereignisse

 

Insgesamt lässt sich feststellen, dass Hurricanes auf der Schadensliste der internationalen großen Versicherungsfälle weit oben rangieren. Dabei ist allerdings zu beachten, dass die angegebenen Beträge die Zahlungen durch das US-amerikanische National Flood Insurance Programm berücksichtigen. So folgt auf die japanische Naturkatastrophe der Hurricane Sandy, der sich im Jahre 2012 ereignete, und eine Schadenssumme von ca. 30 Milliarden US-Dollar zur Folge hatte. Erwähnenswert sind außerdem Hurricane Ike (2008, 22,5 Mrd. US-Dollar) und Hurricane Ivan (2004, 16,5 Mrd. US-Dollar).

 

Auch im vergangenen Jahr brachte der Hurricane Irma Tod und großflächige Verwüstungen, vor allem im US-amerikanischen Bundesstaat Florida. Experten gehen davon aus, dass der stärkste Sturm, der bislang je über dem Atlantik gemessen wurde, Versicherungsschäden von bis zu 50 Milliarden US-Dollar verursacht hat. Vor Irma wütete 2017 der Hurricane Harvey in der Karibik sowie im Südosten der USA, insbesondere in Texas. Auch dieser tropische Wirbelsturm kam die Versicherungsbranche, mit einer geschätzten Gesamtsumme an erforderlichen Schadensregulierungen in Höhe von bis zu 30 Milliarden US-Dollar, teuer zu stehen.

Doch nicht nur natürliche Vorkommnisse richten extreme Schäden an, die von den Versicherungsgesellschaften auszugleichen sind. Das eindringlichste Beispiel für diese Tatsache dürfte wohl der Anschlag auf das World Trade Center im Jahr 2001 sein. Zusammen mit weiteren Attentaten, die gemeinsam mit diesem Großangriff verübt wurden, verursachte der Terroranschlag einen Versicherungsschaden von rund 25,5 Milliarden US-Dollar.

 

Das Prinzip der Rückversicherung

 

Es ist international üblich, dass Erstversicherer, die Policen mit Endkunden abschließen, ihre Risiken zum Teil auf ein Rückversicherungsunternehmen übertragen. Dies ermöglicht den Erstversicherungsunternehmen, große Schadensereignisse leichter zu verkraften. Insbesondere Ereignisse wie folgenschwere Erdbeben werden auf diese Weise überhaupt erst versicherbar. Gleichzeitig verbessert die Rückversicherung die Bilanz der Erstversicherungsunternehmen, da diese Verträge unter bestimmten Voraussetzungen wie Eigenkapital behandelt werden dürfen. Ohne ein funktionierendes Rückversicherungssystem hätte bereits eine einzige bedeutende Naturkatastrophe oder ein anderer großer Schadenfall das Potenzial, die Zahlungsunfähigkeit und damit Insolvenz zahlreicher betroffener Versicherungsunternehmen zu bewirken.

 

Grundsätzlich können Erstversicherungsunternehmen einzelne Risiken oder zu Bündeln zusammengefasste Risiken, die gleiche beziehungsweise ähnliche Merkmale aufweisen, an einen Rückversicherer weitergeben. Dies kann in vollem Umfang oder nur bis zu einem vereinbarten Prozentsatz erfolgen. Diese Vereinbarung wird als Quotenrückversicherung bezeichnet. Darüber hinaus schließen Versicherungsunternehmen mit Rückversicherern häufig auch Verträge ab, die eine Selbstbeteiligung vorsehen. Für diese Policen ist in der Versicherungsbranche die Bezeichnung Exzedenten-Rückversicherung gebräuchlich. In jedem Fall hat der ursprüngliche Versicherungsnehmer im Schadenfall unverändert ausschließlich Ansprüche gegen den Erstversicherer.

 

Risikostreuung durch Kooperation

 

In der Regel übernehmen Rückversicherungsunternehmen gemeinsam größere Risiken. Dies führt zu einer weiteren Minimierung der Eintrittswahrscheinlichkeit von existenzbedrohenden Zahlungsverpflichtungen für die einzelnen Rückversicherer. Große internationale Rückversicherungsunternehmen arbeiten zusammen, um eine möglichst weite Streuung und Verteilung von Risiken, insbesondere nach geografischen Kriterien zu erreichen. Die Rückversicherung liegt im Interesse des Kunden, da ihm zum einen erspart bleibt, das Risiko selbst aufzuteilen und viele Verträge mit vielen verschiedenen Versicherungsunternehmen abzuschließen. Zum anderen profitieren Versicherte von der Rückversicherung, da diese Vorgehensweise die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass im Schadenfall tatsächlich ausreichende Mittel zur Regulierung des Schadens zur Verfügung stehen. Die deutsche Aktiengesellschaft Münchener Rück gilt als eine der weltweit führenden Rückversicherungen.

 

Schwierige Rahmenbedingungen

 

Die Branche der Rückversicherer leidet schon seit einiger Zeit nicht nur unter den Folgen von Klimawandel und Erderwärmung, die sich durch Zunahme sowohl der Anzahl als auch Intensität von Wirbelstürmen, Überschwemmungen und anderen Naturkatastrophen manifestieren. Darüber hinaus kämpfen die Rückversicherer gegen den Trend sinkender Prämien. So rechnen Beobachter damit, dass auch in 2018 die Beiträge weiter sinken werden. Die Ursache für diese ungünstige Entwicklung sehen Fachleute vor allem in einer stetig wachsenden Anzahl von Anbietern: Auch Hedgefonds und andere kapitalstarke Organisationen drängen auf diesen Markt, da sie angesichts der lang anhaltenden Niedrigzinsphase dringend Alternativen zu klassischen Investments suchen.

 

Fazit:

 

  • Der Klimawandel führt zu großen Schadensereignissen.
  • Bislang konnten die Versicherungsunternehmen die daraus resultierenden Ansprüche ohne größere Schwierigkeiten erfüllen.
  • Erstversicherer übertragen die versicherten Risiken zum Teil auf Rückversicherungen, die durch internationale Zusammenarbeit eine wirksame Risikostreuung erreichen.

 

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