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Helikoptergeld – Geld direkt von der EZB

19.04.2016 11:40

Der Begriff "Helikoptergeld" ist aktuell in aller Munde und sorgt für Verunsicherung. Dahinter steht die Frage, welche Mittel einer Zentralbank zur Verfügung stehen, um die Geldmenge auszuweiten und die Inflationsrate zu erhöhen.

 

Was ist mit dem Konzept "Helikoptergeld" gemeint? 

 

Normalerweise funktioniert die Geldpolitik als ein Zusammenspiel von Zentralbank und Geschäftsbanken. Die Zentralbank stellt eine gewisse Menge Geld zur Verfügung, anschließend können die Geschäftsbanken aus dem Wechselspiel von Sparkonten und Krediten zusätzliches Geld schöpfen. Diesen Prozess kann die Zentralbank über die Höhe des Leitzinses und den Handel von Wertpapieren mit den Geschäftsbanken entweder beschleunigen oder bremsen.

 

Die Geldpolitik der Zentralbanken verliert ihre Wirkung, wenn die Geschäftsbanken den Impuls nicht mehr in Form von mehr oder weniger Krediten auf die Realwirtschaft, sprich Unternehmen und Privathaushalte, übertragen können. Dies ist zum Beispiel dann der Fall, wenn das Eigenkapital der Banken nicht ausreicht, um mehr Kredite vergeben zu können. Dann helfen weder niedrige Zinsen noch großzügige Bereitstellung von Geld seitens der Zentralbank.

 

Eine Lösung des Problems könnte sein, dass die Zentralbank selbst mit Unternehmen, Privathaushalten und Staaten Geschäfte macht, quasi die Geschäftsbanken außen vor lässt. In der Eurozone ist die Staatsfinanzierung durch die Zentralbank gesetzlich verboten, es bleiben also noch die Unternehmen und die Haushalte.

 

Diese direkte Finanzierung von Unternehmen und Haushalten durch die Zentralbanken meint der Begriff Helikoptergeld, der von dem Wissenschaftler Milton Friedman geprägt wurde.

 Helikoptergeld_EZB.jpg

 

Darüber wird aktuell diskutiert

 

Zurzeit wird Helikoptergeld wieder heftig diskutiert nachdem der Präsident der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, es in der Pressekonferenz am 10. März 2016 als interessantes Konzept bezeichnet hat. Vordergründig wird vor allem die Möglichkeit diskutiert, dass die EZB Bürgen direkt Geld schenken könnte. Aber auch andere Formen wären denkbar, so zum Beispiel, dass die EZB Kredite direkt an Unternehmen vergibt, die nicht dem Finanzsektor angehören. Die Nebenwirkungen könnten aber erheblich sein, da damit auch Banken aus dem Markt gedrängt werden würden, was destabilisierend für das Finanzsystem wirken würde.

 

Helikoptergeld als letzte Möglichkeit

 

Das Konzept des Helikoptergeldes ist in seiner Art und seiner Wirkung äußerst ungewöhnlich und muss als letzte Möglichkeit der Zentralbanken gesehen werden, wenn alle anderen Mittel ausgeschöpft sind. Dies zeigt auch die Aussage von Mario Draghi, dass sich die EZB noch nicht näher mit dem Instrument beschäftigt hat.

 

Damit die Geldpolitik der EZB ihre Wirkung besser entfaltet und der Einsatz von Helikoptergeld nicht notwendig wird, bedarf es weiterer Anstrengungen der Regierungen der Eurozone. Sowohl Strukturreformen zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit und Schaffung eines unternehmensfreundlichen Umfelds, als auch eine Stärkung der Investitionen in Infrastruktur und Bildung, wie kürzlich auch vom Sachverständigenrat gefordert, sind hier zu nennen. Dies wird seit mehreren Jahren regelmäßig von Mario Draghi und der EZB angemahnt.