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Hebelzertifikate: Chancen und Risiken einer außergewöhnlichen Wertpapiergattung

10.08.2016 12:56

Hebelzertifikate vervielfachen Gewinne oder Verluste eines Basiswerts. Doch sind diese Papiere nichts für schwache Nerven. Eine Einführung.

 

Wer bei einer Geldanlage sehr risikobereit ist, für den sind Hebelzertifikate genau das Richtige. Sie hebeln mögliche Gewinne und Verluste. Zudem ermöglichen sie es Anlegern, auch auf fallende Kurse zu setzen. Doch Vorsicht: Ein Totalverlust ist nicht ausgeschlossen. Lesen Sie hier, welche Chancen und Risiken diese hochspekulative Wertpapiergattung mit sich bringt.

 

So funktionieren Hebelzertifikate

 

Eines haben Hebelzertifikate mit anderen Zertifikaten gemeinsam: Sie beziehen sich stets auf einen sogenannten Basiswert. Das ist meist eine Aktie, ein Rohstoff, eine Währung oder ein Index, von deren beziehungsweise dessen Kursentwicklung auch die Kursentwicklung des Zertifikats abhängt. Wie genau sich der Wert von Zertifikaten entwickelt, hängt stets von der Rechenformel ab, die ihnen zugrunde gelegt ist.

 

Chancen und Risiken von Hebelzertifikaten.jpg

 

Simple Rechenmethode, transparente Kursentwicklung

 

Bei Hebelzertifikaten der Delta 1 Gruppe (Unter einem Delta 1 Zertifikat versteht man eine besondere Gruppe der Finanzderivate, die sich in einer quasi 1:1 Korrelation zu ihrem Basiswert entwickeln) ist die Rechenformel ganz einfach: Jeder Gewinn oder Verlust des Basiswerts wird gehebelt, also vervielfacht. Dabei kann der Hebel bei 2, 3, 10 oder gar bei 100 und darüber liegen.

 

Ein Rechenbeispiel verdeutlicht, wie dieser Hebel wirkt:

Angenommen, ein Hebelzertifikat der Delta 1 Gruppe hat eine Aktie als Basiswert und den Hebel 8. Steigt die betreffende Aktie um nur einen Euro, hat der Zertifikate-Inhaber bereits acht Euro Gewinn gemacht. Verliert die Aktie dagegen einen Euro, beträgt allerdings auch der Verlust acht Euro.

 

Spekulation auf Gewinne und Verluste möglich

 

Nicht nur auf Gewinne des Basiswerts können Sie mit Hebelzertifikaten spekulieren. Sie können auch darauf setzen, dass der Basiswert Verluste macht, und Sie können an diesen Verlusten prächtig mitverdienen – ebenfalls wieder mit Hebel. Diejenigen Hebelzertifikate, mit denen der Anleger auf steigende Kurse setzt, heißen „Calls“ oder „Long-Zertifikate“. Diejenigen, mit denen der Anleger erst Geld verdient, wenn die Kurse sinken, heißen „Puts“ oder „Short-Zertifikate“.

 

Bei einem Put wird jede Kursbewegung mit umgekehrtem Vorzeichen gehebelt: Ein Kursgewinn des Basiswerts um einen Euro bedeutet bei Hebel 2 (nur bei Delta 1 Zertifikaten) also einen Verlust von zwei Euro. Ein Kursverlust des Basiswerts um einen Euro bedeutet dagegen einen Gewinn von zwei Euro.

 

Knock-out-Schwelle birgt Risiko eines Totalverlusts

 

Die Verlustrisiken beschränken sich bei Hebelzertifikaten allerdings nicht auf die gehebelten Verluste des Basiswerts. Es gibt noch eine weitaus schlimmere Tücke, die diese Wertpapiere mit sich bringen: die sogenannte Knock-out-Schwelle bei den sogenannten Knock-out Produkten. Das ist eine Kursschwelle, bei deren Erreichen das Zertifikat auf einen Schlag wertlos wird. Ein K.-o.-Schlag für dieses Investment sozusagen. Die Knock-out-Schwelle wird übrigens als Kurs des Basiswerts angegeben. Bei Calls liegt sie stets unter dem aktuellen Kurs, bei Puts darüber.

 

Zwei Beispiele:

 

Beispiel 1: Ein Call auf den DAX hat die Knock-out-Schwelle von 7.500 Punkten. Das heißt: Fällt der DAX auf oder unter diese Marke, dann verfällt dieses Hebelzertifikat wertlos.

Beispiel 2: Ein Put auf den DAX hat die Knock-out-Schwelle von 11.000 Punkten. Das heißt: Erreicht der DAX einen Punktestand von 11.000 oder mehr, dann verfällt auch dieses Hebelzertifikat wertlos.

 

Übrigens werden Hebelzertifikate genau wegen dieser K.-o.-Schwelle auch häufig als Knock-out-Zertifikate bezeichnet.

 

Kursentwicklung gleicht rasanter Achterbahnfahrt

 

Schon allein wegen des Hebels gleicht die Kursentwicklung von Hebelzertifikaten einer rasanten Achterbahnfahrt, bei der es innerhalb von kurzer Zeit (teilweise Minuten) kräftig auf und ab geht. Die Knock-out-Schwelle macht den Handel mit diesen Papieren noch riskanter. Ein Totalverlust ist möglicherweise vorprogrammiert – und übrigens gar nicht so selten.

 

Die besten Handelsplätze für Hebelzertifikate

 

Hebelzertifikate ordern Sie am besten im außerbörslichen Handel (OTC) oder über die Börsenplätze Stuttgart und Frankfurt.

Diese sind spezialisiert auf Derivate und somit auch auf Hebelzertifikate. Eine blitzschnelle Orderausführung ist hier gewährleistet – und das ist auch wichtig bei einem Wertpapier, bei dem jede Sekunde eine rasante Kursänderung mit sich bringt.

 

Hebelzertifikate.jpg

 

Unbedingt nötig: Stop-Loss-Marken

 

Klar ist: Wer in ein so hochriskantes Wertpapier investiert, darf den Markt nicht unbeobachtet lassen. Er sollte ständig überprüfen, wie sich der Kurs des Basiswerts bewegt und wie sich das auf das eigene Hebelzertifikat auswirkt. Zur Absicherung empfehlen sich auch Stop-Loss-Marken, also Kursschwellen, die Sie als Anleger festlegen und die einen automatischen Verkauf auslösen. Über deren Sinn oder Unsinn lässt sich normalerweise trefflich streiten. Nicht aber bei Hebelzertifikaten. Hier sind sie dringend notwendig. Denn nur ein Verkauf rechtzeitig vor Erreichen der Knock-out-Schwelle verhindert den Totalverlust. Deshalb sollten Sie die Stop-Loss-Marke stets mit ein paar Prozent Abstand über der Knock-out-Schwelle setzen.

 

Zahl ausgeknockter Papiere online ersichtlich

 

Damit Sie sich ein Bild davon machen können, wie häufig Hebelzertifikate ausgeknockt werden, lohnt sich ein Blick auf die Börse Stuttgart, die umsatzstärkste Börse bei Zertifikaten. Hier gibt es den „Ausgeknockte-Produkte-Finder“. Geben Sie in die Suchmaske einfach einen Zeitraum ein, und Sie sehen, wie viele Zertifikate innerhalb dieses Zeitraums wertlos verfallen sind.

 

Beispiel: Im September 2014 sind fast 80.000 Hebelzertifikate ausgeknockt worden. Bei einer Anzahl von rund 600.000 solcher Zertifikate ergibt sich damit ein Anteil von stolzen 13 Prozent.

Übrigens können Sie die Suche auch einschränken, beispielsweise auf einen bestimmten Emittenten oder einen bestimmten Basiswert.

 

Fazit: Ein hochspekulatives Investment – nur für risikobereite Anleger geeignet

 

Hebelzertifikate bieten überproportional hohe Gewinnchancen, aber auch gewaltige Risiken. Geeignet ist dieses Wertpapier nur für Menschen, die einen Totalverlust verkraften können und bereit sind, dieses Risiko einzugehen. Auch bietet es aufgrund des hohen Risikos an, lediglich geringe Positionen zu erwerben, um einen Totalverlust zu vermeiden. Der große Vorteil eines Hebelzertifikates ist, dass auch mit kleinen Positionen gutes Geld verdient werden kann. Wer in Hebelzertifikate investiert, sollte sich mit Stop-Loss-Marken absichern und zudem den Markt ständig beobachten.

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Die wichtigsten Punkte auf einen Blick:

 

  • Hebelzertifikate sind Derivate (abgeleitete Wertpapiere). Ihr Kurs hängt ab vom Kurs des Basiswerts und einer Rechenformel, die jede Kursbewegung vervielfacht.
  • Gattungen von Hebelzertifikate werden oft auch Knock-out-, Turbozertifikate oder Faktorzertifikate genannt.
  • Kursgewinne des Basiswerts werden gehebelt, Kursverluste ebenso.
  • Preise für die Zertifikate sind transparent und dadurch leicht nachvollziehbar
  • Mit Hebelzertifikaten können Anleger nicht nur auf steigende Kurse setzen (Long-Zertifikate, Calls), sondern auch auf fallende Kurse (Short-Zertifikate, Puts).
  • Hebelzertifikate verfallen wertlos, wenn der Basiswert die sogenannte Knock-out-Schwelle erreicht oder unterschreitet (bzw. bei Puts überschreitet).
  • Häufig verfügen Knock-Out Zertifikate noch über eine zweite Barriere, die Stopp-Loss-Schwelle. Diese Schwelle ist eine Sicherheitsbarriere. Sie schützt den Anleger vor dem Totalverlust und liegt meist einige Prozent vom Knock-Out-Niveau entfernt. Nach unterschreiten/überschreiten der Schwelle wird der Handel mit dem Zertifikat eingestellt und der Anleger bekommt am Ende der Laufzeit seinen Restwert zurück.
  • Wie bei allen Zertifikaten besteht bei Hebelzertifikaten ein Emittentenrisiko. Bei Zahlungsunfähigkeit des Emittenten ist ein annähernder Totalverlust möglich.

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