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Hausse und Baisse – von Bullen und Bären

09.06.2015 10:45

Hausse und Baisse, Grundbegriffe im Börsenslang

 

Die Börse ist ein Ort mit vielen Eigenheiten. Einsteiger haben es mitunter schwer, sich hier zurechtzufinden.  Dazu gehört auch, dass sich im Laufe der Zeit eine ganz eigene Börsensprache entwickelt hat, die mit vielen Fachbegriffen gespickt ist. 

 

Für Neueinsteiger ist es wichtig, diese Sprache zu kennen und wirklich zu durchschauen, damit Missverständnisse gar nicht erst entstehen. Nur so lässt sich der nötige Durchblick in Sachen Börsengeschehen erreichen. Ganz zentrale und klassische Begriffe, die auch der Börsenlaie vielleicht schon einmal gehört hat, sind „Hausse“ und „Baisse“.

 

Hausse Baisse.jpg

„Bulle und Bär Frankfurt“ von Eva K. - Eva K.. Lizenziert unter Creative Commons Attribution-Share Alike 2.5 über Wikimedia Commons

 

Hausse: Der Bulle verkündet steigende Kurse


Sind Sie schon einmal in Frankfurt am Main am Börsenplatz entlang spaziert? In diesem Fall ist Ihnen bestimmt eine Bronzeskulptur aufgefallen.


Der französische Begriff „Hausse“ bedeutet allerdings weder Bulle noch Bär, sondern einfach „Anstieg“ und meint im Börsenkontext selbstverständlich einen Anstieg der Börsenkurse. Es ist der Bulle, der die Hausse an der Börse symbolisiert. Kämpft dieses stattliche Tier, bewegt es den mit mächtigen Hörnern versehenen Kopf schließlich in gefährlichen Stoßbewegungen nach oben – auch wenn die Tierplastik auf dem Frankfurter Börsenplatz diese Kampfeshaltung nur bedingt nachzeichnet. 

 

Der Bulle präsentiert sich hier einfach mit erhobenem Kopf, während der Bär seiner Anatomie entsprechend den Kopf eher etwas hängen lässt. Die aufrechte Körperhaltung des Bullen steht so für die steigenden Börsenkurse.

 

Baisse: Der Bär bringt fallende Kurse


Wer des Französischen mächtig ist, weiß, dass sich der Begriff „Baisse“ gut mit „Sturz“ oder „Absinken“ übersetzen lässt. Die weniger Frankofonen unter uns können sich zumindest aufgrund der obigen Schilderungen denken, dass Hausse und Baisse gegensätzliche Begriffe sind. Eine Baisse ist also durch fallende Börsenkurse gekennzeichnet. 

 

Ihr symbolischer Pate ist der Bär, der im Kampf mit seiner Pranke von oben auf seinen Gegner schlägt. Auf dem Frankfurter Börsenplatz neigt der Bronzebär seinen Hals und Kopf, um die fallenden Kurse zu symbolisieren. Mehr über den historischen Hintergrund, vor dem sich die Gleichnisse „Bulle = Hausse“ und „Bär = Baisse“ entwickeln konnten, und warum Mexiko sowie echte Tierkämpfe dabei eine Rolle spielten, erfahren Sie in diesem online auf faz.net erschienenen Artikel.

 

Bulle oder Bär – was sind Sie?


Überträgt man das Gegensatzpaar auf die Anleger selbst, ließe sich sagen, dass „die Bullen“ unter ihnen auf steigende Kurse spekulieren und somit eine optimistische Haltung an den Tag legen. „Die Bären“ hingegen sind eher pessimistische Anleger, die von sinkenden Kursen ausgehen und dementsprechend ihr Engagement an der Börse ausrichten. 

 

Wer zu welchem Zeitpunkt recht hat und in welchen Intervallen Baisse und Hausse sich abwechseln, ist schwer, wenn nicht gar unmöglich vorauszusagen. Mal werden die Bullen, mal die Bären bestätigt – und jeder Profi und alle, die sich dafür halten, entwickeln ihre eigenen Strategien. Ohne Frage spielt aber beim Wechsel zwischen Baisse und Hausse auch die Psychologie eine entscheidende Rolle: Die Börse mag mit all ihren Zahlen ein rationaler Ort sein, hinter dem Geschehen an den Finanzmärkten stehen jedoch immer noch Menschen.

 

Hausse Baisse von Bullen und Bären.jpg

 

Warum Optimismus nicht immer das Gelbe vom Ei ist


Börsenlaien verstehen das Verhalten von Anlegern oft nur in eine Richtung: Sie gehen davon aus, dass für Gewinne an der Börse immer ein gewisser Optimismus vorherrschen muss und nur steigende Kurse Gewinne versprechen. Aus ihrer Perspektive dürften die Börsenkurse gerne durch die Decke gehen. Doch die Hausse kann zweifellos auch Schattenseiten aufweisen: Oft ist dann die Rede von einer Spekulationsblase. 

 

Die Anleger überschätzen dabei die Potenziale des Marktes und schreiben Aktien und Co. einen Wert zu, der nicht gerechtfertigt ist. Platzt eine solche Spekulationsblase, löst sich quasi eine Verkaufslawine aus, die wiederum mannigfaltige negative wirtschaftliche Folgeerscheinungen nach sich ziehen kann. Spekulationsblasen sind dabei keine Erscheinungen unserer modernen Zeit. 

 

Als Paradebeispiel für eine Spekulationsblase in früheren Jahrhunderten gilt die sogenannte Tulpenmanie, die im Jahr 1637 der niederländischen Wirtschaft schadete. In Wikipedia gibt es einen interessanten Artikel zu diesem Thema.


Von einer echten Spekulationsblase ist die sogenannte Dienstmädchenhausse zu unterscheiden. Dieser – zugegebenermaßen politisch doch sehr inkorrekte – Begriff bezeichnet den Umstand, dass es solch positive Entwicklungen an der Börse gibt, dass sogar Börsenlaien einsteigen, um von den bisher andauernd steigenden Kursen zu profitieren. Echten Profis gilt dies jedoch als Warnzeichen dafür, dass sich eine Spekulationsblase bildet. Mitunter steigen sie nun aus, um der drohenden Baisse oder gar einem echten Börsencrash zu entgehen, obwohl vielleicht noch Kurszuwächse zu erwarten sind. 


Die Schattenseiten des Pessimismus 

 

Sehr viel einfacher zu erklären als der Umstand, dass zu viel Optimismus an der Börse schädlich sein kann, ist selbstverständlich die Tatsache, dass sich ausufernder Pessimismus negativ auf das Börsengeschehen auswirkt. Ein zu großer Pessimismus ruft zum Beispiel genau die Haltung hervor, welche die Verkaufslawine nach dem Platzen einer Spekulationsblase beeinflusst. 

 

Schlussendlich kommt es im schlimmsten Fall zu einem Börsencrash. Die Baisse nimmt hier also richtig Fahrt auf. Auch die niederländische Tulpenmanie endete mit einem Börsencrash: Das, was einst einen übermäßigen Wert besaß – in diesem Fall das Spekulationsobjekt Tulpenzwiebeln – war nach dem Crash kaum mehr etwas wert.

 

Bitte beachten Sie auch unseren Artikel Börsenslang - und glänzen Sie mit Anleger Smalltalk.

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Die wichtigsten Punkte auf einen Blick:

 

  • Von einer Hausse an der Börse ist die Rede, wenn die Kurse längere Zeit steigen. Symbolisch repräsentiert der Bulle die Hausse.
  • Im Gegensatz dazu ist die Baisse eine längere Phase, die durch sinkende Kurse an der Börse gekennzeichnet ist. Sinnbildlich ist der Baisse der Bär zuzuschreiben.
  • Auch Anleger können „Bullen“ und „Bären“ sein – je nachdem, ob sie den aktuellen Kursentwicklungen an der Börse eher optimistisch oder pessimistisch gegenüberstehen.
  • Zu viel Optimismus gegenüber den Börsenkursen kann zu einer Dienstmädchenhausse und schlussendlich sogar zum Entstehen und Platzen einer Spekulationsblase führen. Zu viel Pessimismus wiederum kann zum Beispiel nach dem Platzen der Spekulationsblase im schlimmsten Fall einen Börsencrash bedingen.