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Fibonacci-Zahlen – und was sie für das Trading bedeuten

23.11.2021 11:00

Wer schon eine Weile handelt, hat möglicherweise bereits von Fibonacci-Zahlen gehört. Viele charttechnische Trader zählen sie zu ihrem Handwerkszeug. Und nicht nur das: Für die Zahlenreihe und ihren Namensgeber Leonardo Fibonacci gibt es in den USA sogar einen inoffiziellen „Fibonacci-Tag“ – den 23. November. Ein guter Anlass, das Thema genauer zu beleuchten. Im Folgenden gehen wir den Geheimnissen dieser besonderen Zahlen und ihrer Bedeutung für Handelnde auf den Grund.

 

Die Basics: Fibonacci-Zahlen und der Goldene Schnitt

 

Die Fibonacci-Reihe startet mit zwei Einsen, alle weiteren Zahlen entstehen durch die Addition der jeweils zwei vorhergehenden Werte. Somit ergibt sich die Folge: 1, 1, 2, 3, 5, 8, 13, 21, 34, 55, 89, 144 … und so weiter. Dass der Fibonacci-Tag auf den 23. November fällt, hängt mit der amerikanischen Datumsschreibweise zusammen, bei der der Monat vorne steht: „11/23“ ist eine Anspielung auf „1, 1, 2, 3“.

Die Reihe lässt sich ins Unendliche fortsetzen. Fibonacci verwendete sie im 13. Jahrhundert, um die Dynamik einer wachsenden Population an Kaninchen zu beschreiben. So weit, so einfach. Doch bei genauer Betrachtung weist diese simple Zahlenfolge faszinierende Eigenschaften auf.

  • Teilen Sie eine Zahl durch die jeweils nächste Zahl, nähern Sie sich dem Verhältnis 0,618 zu 1, dem berühmten Goldenen Schnitt, an: 5 / 8 = 0,625; 8 / 13 = 0,6154; 13 / 21 = 0,619; 21 / 34 = 0,6176 …
  • Überspringen Sie eine Zahl, kommen Sie auf das Verhältnis 0,382. Beispiel: 34 / 89 = 0,382.
  • Beim Überspringen von zwei Zahlen errechnet sich ein Verhältnis von 0,236: Beispiel: 34 / 144 = 0,236.

Daraus ergibt sich eine selbstähnliche Struktur. Teilen Sie beispielsweise eine Strecke von einem Meter Länge gemäß dem Goldenen Schnitt auf. Dann verhält sich die Gesamtstrecke (100 cm) zur größeren Teilstrecke (61,8 cm) so wie die größere Teilstrecke zur kleineren Teilstrecke (38,2 cm): 100 cm / 61,8 cm = 61,8 cm / 38,2 cm = 1,618. Letzteres ist übrigens der Kehrwert von 0,618. Und eine Strecke von 23,6 cm entsteht, wenn Sie die kleinere Teilstrecke noch einmal entsprechend unterteilen.

Der Goldene Schnitt und die daraus abgeleiteten Proportionen gelten als ausgesprochen harmonisch. Sie finden sich zuhauf in der Kunst, in der Natur und sogar beim menschlichen Körper wieder: Im Durchschnitt liegt etwa der Bauchnabel auf einer Höhe von 61,8 % der Körpergröße.

 

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Fibonacci-Retracements und weitere Tradingtechniken

 

Was hat das alles mit Trading zu tun? Manche Marktteilnehmenden glauben, dass Börsenkurse ebenfalls Fibonacci-Verhältnissen folgen, weil die Massenpsychologie eine Art Naturphänomen darstellt. Populär wurde diese Idee ab den 1980er-Jahren. Damals machte der amerikanische Börsenanalyst Robert Prechter mit teils erstaunlich genauen Prognosen auf sich aufmerksam. Grundlage war die sogenannte Wellentheorie von Elliott (Elliott-Wave-Theorie), die von einer fraktalen, also selbstähnlichen Wellenstruktur der Marktbewegungen ausgeht. Korrekturen (Retracements) stehen hier laut Theorie in Fibonacci-Verhältnissen zu vorherigen impulsiven Auf- oder Abwärtsbewegungen.

Inzwischen hat sich das Fibonacci-Trading von der Elliott-Wave-Theorie gelöst. Einige Trader wenden beides an, viele jedoch nur die Fibonacci-Verhältnisse. Hierfür gibt es eine ganze Reihe von Möglichkeiten.

 

  • Fibonacci-Retracements: Mit Fibonacci-Ratios lassen sich laut Theorie die möglichen Endpunkte einer Korrektur bestimmen. Beispiel: Der Markt stieg in einem Aufwärtsswing um 500 Punkte. Dann legt die Methode nahe, dass die folgende Abwärtskorrektur nach ungefähr 118 Punkten (500 x 0,236), 191 Punkten (500 x 0,382) oder 309 Punkten (500 x 0,618) enden könnte.
  • Fibonacci-Fächer: Diese speziellen Trendlinien funktionieren ähnlich wie die Retracements und dienen ebenfalls als mögliche Unterstützungs- und Widerstandszonen. Sie starten beim Ausgangspunkt einer Bewegung und gehen auf Höhen von 23,6 %, 38,2 % und 61,8 % durch eine senkrechte Linie beim bisherigen Hoch.
  • Fibonacci-Extensions: In diesem Fall dienen die Fibonacci-Werte dazu, mögliche Widerstände und damit Kursziele nach einer Korrektur zu bestimmen. Hierzu werden üblicherweise 23,6 %, 38,2 %, 61,8 % und 100 % der Länge einer identifizierten Aufwärtsbewegung zum bisherigen Höchstkurs addiert.
  • Fibonacci-Zeitprojektionen: Wann steht der nächste wichtige Wendepunkt an? Diese Frage versuchen Fibonacci-Zeitprojektionen zu beantworten. Dauerte eine Aufwärtsbewegung beispielsweise 100 Tage, ist laut der Methode nach ungefähr 38 oder 62 Tagen Korrektur mit einem Tief zu rechnen. Das 0,236-Ratio ist hier weniger gebräuchlich.
  • Fibonacci-Kreise: Wem das nicht genügt, der kann noch einen Schritt weiter gehen. Ein 100-%-Fibonacci-Kreis hat seinen Mittelpunkt im Endpunkt einer Bewegung und geht durch deren Anfangspunkt. Auf dieser Basis lassen sich Kreise mit Durchmessern von 38 % und 62 % in den Chart zeichnen. Sie sollen als Unterstützungen und Widerstände fungieren.

Es ist auch möglich, diese Techniken bei Abwärtsbewegungen anwenden, etwa, um das potenzielle Ende einer Bärenmarkt-Rally zu bestimmen.

 

Alles nur Hokuspokus oder ernst zu nehmendes Trading-Tool?

 

Wer noch nie vom Fibonacci-Trading gehört hat, dem mag das reichlich esoterisch vorkommen. Tatsächlich ist der Ansatz umstritten.

Die Studie „A computational exploration of the efficacy of Fibonacci Sequences in Technical analysis and trading“ fand gewisse Hinweise auf eine Prognosefähigkeit, aber keine Beweise. Ein häufiger Einwand von Kritikern: Bei den diversen Fibonacci-Unterstützungen und -Widerständen in einem Chart lässt sich im Nachhinein immer ein Level finden, der funktioniert hätte. So bleibt das Tool vorerst eine Glaubensfrage. Das heißt: Wer nach Fibonacci-Zahlen seine Handelsentscheidungen treffen möchte, tut gut daran, die Methode vorher ausführlich zu testen.

Fibonacci-Trading – Erfolg versprechendes Trading-Tool oder esoterischer Hokuspokus? Verraten Sie uns Ihre Meinung in einem Kommentar!

 

Fazit

 

  • Aus der Fibonacci-Reihe lässt sich der Goldene Schnitt ableiten, der in der Kunst ebenso auftaucht wie in der Natur.
  • Manche Trader vertreten die Auffassung, Fibonacci-Verhältnisse können Marktbewegungen beschreiben und prognostizieren.
  • Sie bestimmen mittels Fibonacci-Ratios Widerstands- und Unterstützungslinien und auf diese Weise mögliche zukünftige Wendepunkte.
  • Manche Handelnden schwören auf die Methode. Ein wissenschaftlicher Beweis, dass sie funktioniert, existiert aber nicht.

 

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