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Falsche Fuffziger: Die Geschichten dieser Geldfälscher müssen Sie kennen

02.03.2017 08:14

Seit es Geld gibt, gibt es Geldfälscher. Zwei von Ihnen sind zu regelrechten Legenden geworden.

 

Die Geschichte der Geldfälscherei ist fast ebenso alt wie die Geschichte des Geldes selbst. Der Einfallsreichtum einiger Fälscher verblüfft bis heute. Neben krimineller Energie gehören auch Kreativität, strategische Planung und eine Menge Kunstfertigkeit zu einer gelungenen Fälschung. Bereits zu den Zeiten Solons um 600 v. Chr. drohte Geldfälschern die Todesstrafe. Doch das Verlangen nach Reichtum war stets größer als die Angst vor Strafen.

 

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Alves dos Reis – der größte Coup seiner Zeit

 

Im Jahre 1898 erblickt Artur Virgílio Alves dos Reis in Lissabon das Licht der Welt. Der junge Mann wächst in einfachen Verhältnissen auf und strebt früh nach einem Leben in Reichtum, dabei schreckt er von Anfang an vor kriminellen Taten nicht zurück. Sein Studium bricht er im ersten Jahr ab, gleichzeitig meldet das Geschäft seines Vaters Konkurs an. Als knapp 18-jähriger wandert er in die damalige portugiesische Kolonie Angola aus und sichert sich mit einem gefälschten Oxforddiplom eine leitende Position. Mit einem ungedeckten Scheck erwirbt er die Mehrheit an der Eisenbahngesellschaft von Angola und kommt so zu Geld und Ansehen. 1922 kehrt er nach Portugal zurück. Dort zweigt er in großem Stil Firmengelder ab, fliegt auf und wird inhaftiert. In dieser Zeit entwickelt er den Plan für sein Meisterstück.

 

Die Planung: Geld drucken lassen

 

Alves dos Reis möchte keine Banknoten fälschen. Er plant, seine Blüten offiziell drucken zu lassen. Basis seines Plans ist ein fingierter Vertrag zwischen ihm und der Banco de Portugal, die ihn angeblich beauftragt, Banknoten drucken zu lassen. Er schafft es, den Vertrag notariell beglaubigen und durch die Botschaften Deutschlands, Frankreichs und Großbritanniens bestätigen zu lassen. Mit diesem Auftrag wendet er sich an die Banknotendrucker Waterlow & Sons, die bereits im Jahr zuvor Escudos gedruckt hatten. Alves dos Reis wünscht die Verwendung der alten Druckplatten und Nummern, weil die Banknoten angeblich für Angola produziert und einen Stempel mit dem Aufdruck Angola erhalten würden. Er bittet wegen der angespannten politischen Lage um Diskretion. Eine Nachfrage an die Notenbank fängt er ab und beantwortet sie selbst mit einem gefälschten Brief.

 

So erhält der Betrüger 200.000 Banknoten mit jeweiligem Nennwert von 500 Escudos. Dieses Kapital nutzt er zur Gründung einer eigenen Bank. Über Kredite bringt er das Geld in Umlauf. Er kauft Unternehmen und versucht sogar, die Notenbank zu erwerben. Aber die hohe Geldmenge weckt Zweifel. Als ein Geldwechsler zwei Scheine mit identischen Seriennummern findet, fliegt der Schwindel auf. Im Jahre 1930 wird Alves dos Reis zu einer 20-jährigen Haftstrafe verurteilt. 1945 wird er entlassen und kehrt nach Angola zurück. Dort widmet er sich dem Anbau von Kaffee. Alves dos Reis stirbt 1954 – vollkommen verarmt.

 

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Bild: Ein von Alvos dos Reis in Umlauf gebrachter Schein, Bild von Banco de Portugal, via Wikimedia Commons

 

Emerich Juettner – Kommissar Zufall schlägt zu

 

Der in Österreich geborene Emerich Juettner kommt mit 13 Jahren und mit Grundkenntnissen der Fotografie in den USA an. In den folgenden 50 Jahren führt er ein vollkommen unauffälliges Leben: Er arbeitet als Bauleiter, heiratet, wird Vater und arbeitet an zahlreichen erfolglosen Erfindungen. Seine Karriere als Fälscher beginnt erst im Rentenalter. Nachdem die Kinder aus dem Haus sind und seine Frau verstorben ist, zieht er nach Manhattan und betätigt sich als Schrottsammler. Doch er kann nicht genügend Geld für sich und seinen Terriermischling verdienen. In der Not erinnert er sich an seine Fähigkeiten als Fotograf. Er fotografiert eine 1-Dollar-Note, überträgt das Bild auf sensibilisierte Zinnplatten und ätzt die Platten mit Säure. Ausgerüstet mit den Platten und einer Handpresse ist er nun bereit, sein Einkommen aufzubessern.

 

Mit 1-Dollar-Noten zum großen Coup

 

Im Jahr 1938 bemerkt der US-Geheimdienst, dass gefälschte 1-Dollar-Noten in Umlauf sind. Die Scheine tauchen in Manhattan auf und sorgen für Verwirrung, denn so kleine Beträge sind ungewöhnlich. Doch Juettner weiß genau, was er tut. Zwar weisen seine Blüten eine schlechte Papierqualität auf, sind oft verschwommen oder schief und das Bild Washingtons ist fehlerhaft, aber wer kontrolliert schon eine 1-Dollar-Note? Juettner bringt sein Falschgeld zu Stoßzeiten in Zeitschriften- und Tabakläden sowie in der U-Bahn in Umlauf. Eine Fahrkarte zu 5 Cent bringt 95 Cent Gewinn. Der Geheimdienst findet heraus, dass Juettner jedes Geschäft nur einmal aufsucht und pro Tag nicht mehr als zwei Scheine in Umlauf bringt.

 

Bis zum Jahr 1947 sammelt der Geheimdienst mehr als 5.000 Dollar Falschgeld von Juettner ein und hat keine Ahnung, wer der Urheber sein könnte. Dann kommt den Ermittlern der Zufall zu Hilfe: Im Dezember 1947 brennt Juettners Wohnung. Die Feuerwehr räumt die ruinierte Einrichtung auf die Straße. Während Juettner bei seiner Tochter wohnt, finden Kinder in den Möbelresten die Blüten. Sie erkennen die Scheine sofort als Fälschung. Juettner kommt vor Gericht und gibt an, nie mehr als nötig produziert zu haben, als um sich und seinem Hund Essen zu kaufen.

 

Das Gericht sieht darin keine reine Gier und legt eine dementsprechend milde Strafe fest: Juettner wird zu einer Haftstrafe von einem Jahr und einem Tag sowie einer Geldstrafe von einem Dollar verurteilt. Nach vier Monaten kommt er frei und lebt bis zu seinem Tod bei seiner Tochter. Die Geschichte des Geldfälschers ist so skurril, dass 20th Century Fox im Jahr 1950 sogar einen Film daraus produzierte.

 

 

Fazit:

 

  • Fälscher sind erstaunlich kreativ.
  • Alves dos Reis lässt echtes Geld drucken und bringt es mit seiner eigenen Bank in Umlauf.
  • Emerich Juettner dagegen bessert mit Kleinbeträgen sein Einkommen auf. Ohne einen verhängnisvollen Brand wäre er wahrscheinlich nie gefasst worden.

 

Kennen Sie noch andere Geschichten von bekannten Geldfälschern? Dann berichten Sie anderen Lesern gerne davon.