Carl Icahn und andere große Investoren beeinflussen wichtige Entscheidungen von Aktiengesellschaften.
Im angelsächsischen Raum ist es an der Tagesordnung, dass Großaktionäre Einfluss auf die Geschäftspolitik börsennotierter Konzerne nehmen. Sie bestimmen beispielsweise die Abspaltung von bestimmten Geschäftsbereichen oder setzen die Ablösung des bisherigen CEOs durch.
Carl Icahn und andere Großaktionäre mit Durchsetzungsstärke
Zusammen mit einem weiteren Großaktionär, Darwin Deason, hat Carl Icahn erfolgreich verhindert, dass der Konzern Xerox, der sich in einer schweren Krise befindet, einen Zusammenschluss mit Fuji-Film eingeht. Jeder der beiden Aktionäre hält mehr als 15 Prozent an der Xerox Aktiengesellschaft. Grund für die Ablehnung der Übernahme war ein nach Ansicht von Icahn und Deason zu niedriger Verkaufspreis für Xerox. Die beiden Investoren hatten sofort nach der Ankündigung des geplanten Verkaufs des US-amerikanischen Konzerns dagegen Klage eingereicht. Sie erreichten den Erlass einer einstweiligen Verfügung, die Ende April 2018 verhängt wurde und einen Verkauf bis zu einer diesbezüglichen Gerichtsentscheidung untersagt. Der Abgang des unterlegenen Xerox-Chefs, Jeff Jacobson, der den Deal befürwortet hatte, folgte unmittelbar darauf.
Diese entschlossene Aktion Icahns war nicht die erste Einflussnahme des Großaktionärs auf die Geschäftsleitung von bekannten, börsennotierten Unternehmen. Der 1936 geborene US-amerikanische Milliardär schaffte es im Jahre 2014, eBay dazu zu bringen, den unternehmenseigenen Bezahldienst Paypal auszugliedern. Er erkannte frühzeitig das enorme Potenzial von Paypal und zwang eBay dazu, es zum Nutzen aller Aktionäre lukrativ zu verkaufen. Um dieses Ziel zu erreichen, setzte der ambitionierte Minderheitsaktionär sehr geschickt sogenannte Proxy Statements ein. Dabei handelt es sich um Mitteilungen, die über die US-amerikanische Börsenaufsicht SEC veröffentlicht werden. In diesen Statements wies Icahn auf Missstände hin und kritisierte das eBay Management scharf. Genauso gerne nutzt der erfahrene Investor soziale Medien, um die Öffentlichkeit zu informieren. Kurze Twitter-Statements, die Fehlentwicklungen messerscharf analysieren und zusammenfassen, bringen Vorstände und Aufsichtsräte schnell in eine schwierige Situation.
Für viel Aufsehen sorgte auch die Einflussnahme des Großaktionärs Daniel Loeb auf das Auktionshaus Sotheby's im Jahre 2014. Daniel Loeb leitet den Fonds Third Point, der die Mehrheit der Anteile an Sotheby's hielt. Loeb, der selbst ein ausgewiesener Kunstsammler und -experte ist, warf dem Chef von Sotheby's, Bill Ruprecht, vor, das Unternehmen im Bereich Moderne Kunst unzureichend aufgestellt zu sein. Er veröffentlichte einen Brief, in dem er Ruprecht Inkompetenz und die Unfähigkeit vorwarf, das Unternehmen zu modernisieren. Als Ergebnis musste der Sotheby's-Chef Bill Ruprecht schließlich seinen Posten aufgeben, den er über 14 Jahre lang bekleidet hatte.
Auch deutsche Konzerne zunehmend betroffen
Lange Zeit waren derartige Fälle auf die USA und Großbritannien beschränkt. Mittlerweile ist auch hierzulande zu beobachten, dass kritische Großaktionäre entscheidenden Einfluss auf die Geschäftsleitung ausüben. So räumt der führende deutsche Versicherungskonzern Allianz – auf Druck von Anteilseignern – seinen Großaktionären künftig mehr Mitsprache bei Firmenübernahmen ein. Die Hauptversammlung setzte den Kapitalrahmen herab, den der Vorstand für Zukäufe ohne Zustimmung der Aktionäre nutzen kann. Sie darf Kapitalerhöhungen eigenmächtig künftig nur noch in Höhe von 28,6 Prozent statt bisher 47 Prozent durchführen.
Mit dieser Änderung beschränkt das Management seinen Handlungsspielraum und ermöglicht den großen Allianz-Aktionären, auf richtungweisende Entscheidungen maßgeblichen Einfluss zu nehmen. Dass deutsche Aktiengesellschaften hier noch einen gewissen Nachholbedarf haben, wurde nicht zuletzt an der Übernahme von Monsanto durch Bayer deutlich: Hier gelang es dem Vorstand, die rechtlichen Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass die Aktionäre über den Zukauf nicht abstimmen mussten. Dies hatte eine erhebliche Verärgerung von Großaktionären zur Folge. Zur Macht der Großaktionäre trägt eine in Deutschland extrem niedrige Präsenz an Stimmrechten auf den Hauptversammlungen bei. Sie ermöglicht es Inhabern von Beteiligungen in moderater Höhe von zehn bis zwanzig Prozent, wichtige Entscheidungen zu beeinflussen, insbesondere wenn sich mehrere Anteilseigner zu diesem Zweck zusammentun.
Positive Effekte für alle Aktionäre
Die Wahrscheinlichkeit, mit der eine Aktiengesellschaft in den Fokus von derartigen Einflussnahmen durch Großaktionäre gerät, hängt entscheidend von der Aktionärsstruktur ab. So nehmen diese Investoren Aktien von Konzernen, die sich zu einem großen Teil in Familienbesitz oder im Besitz der Öffentlichen Hand befinden, in der Regel nicht ins Visier. Außerdem starten Großinvestoren Kampagnen gegen das Management meistens nur, wenn es tatsächlich Fehlentscheidungen trifft oder Corporate Governance-Verstöße begeht.
Erwiesenermaßen gelingt es Großaktionären durch ihre Einflussnahme in vielen Fällen, das Ziel eines beachtlichen Anstiegs des Börsenkurses umzusetzen. Aus diesem Grunde erfahren sie häufig die Unterstützung von Kleinaktionären, die von dieser Entwicklung ebenfalls profitieren.
Fazit:
- Carl Icahn hat bereits mehrfach erfolgreich Einfluss auf die Geschäftspolitik von namhaften Konzernen genommen, an denen er eine Beteiligung hielt
- Die Aktion dieser Großinvestoren führen oft zu einer Aufdeckung von Missständen in Unternehmen sowie einer Beschleunigung von erforderlichen Umstrukturierungen
Wie beurteilen Sie die Vorgehensweise und den Einfluss von Großaktionären? Wir freuen uns auf Ihren Kommentar.