Stellen Sie sich vor, Ihr Gehalt wäre kurz nach Mitte des Jahres aufgebraucht und Sie müssten die restlichen Monate von Ihren Ersparnissen leben. Ziemlich beunruhigend, oder? Genau das passiert der Erde jedes Jahr – nur, dass sie keine Ersparnisse hat, auf die sie zurückgreifen könnte. Der Earth Overshoot Day markiert den Zeitpunkt, an dem wir alle natürlichen Ressourcen verbraucht haben, die unser Planet in einem Jahr regenerieren kann. Dieses Jahr fällt der globale Earth Overshoot Day auf den 1. August, der für Deutschland war bereits am 2. Mai.
- - Der Earth Overshoot Day ist der Tag im Jahr, an dem die Menschheit alle natürlichen Ressourcen verbraucht hat, die die Erde in diesem Jahr regenerieren kann.
- - Nachhaltig wirtschaftende Unternehmen arbeiten tendenziell effizienter und managen Risiken teils besser als ihre konventionellen Pendants. Dies kann sich auch in der Rendite niederschlagen.
- - Spezielle Offenlegungspflichten sowie zusätzliche Bewertungssysteme schaffen Transparenz und erleichtern Investoren die Auswahl nachhaltiger Anlageprodukte.
Was ist der Earth Overshoot Day?
Der Earth Overshoot Day, auch bekannt als Weltüberlastungstag, ist eine Initiative des Global Footprint Network, eine Partnerorganisation der New Economics Foundation, die darauf abzielt, das Bewusstsein für unsere ökologischen Auswirkungen zu schärfen. Das Datum des Earth Overshoot Day wird jedes Jahr durch eine spezielle Formel bestimmt. Diese berechnet die Menge der von der Menschheit genutzten natürlichen Ressourcen im Verhältnis zur Fähigkeit der Erde, diese Ressourcen zu regenerieren. Wird dieser Tag erreicht, leben wir sozusagen auf Kredit und verbrauchen Ressourcen, die eigentlich für zukünftige Jahre vorgesehen wären. In den letzten Jahren ist der Earth Overshoot Day, mit wenigen Ausnahmen, immer weiter nach vorne gerückt. Das heißt unser Verbrauch von endlichen Ressourcen nimmt stetig zu.
Jeder Einzelne kann dazu beitragen, den Earth Overshoot Day hinauszuzögern. Die Reduzierung des eigenen Ressourcenverbrauchs ist dabei ein zentraler Punkt. Bewusster Konsum, wie zum Beispiel der Kauf von nachhaltig produzierten Produkten, die Wiederverwendung und Reparatur von Gegenständen oder die Müllreduzierung durch Recycling, kann viel bewirken. Aber auch unser Energieverbrauch, unser Mobilitätsverhalten und unsere Ernährung sind entscheidende Faktoren für den ökologischen Fußabdruck und können dazu beitragen, Ressourcen zu schonen.
Mehr zu diesem Thema erfahren Sie in unserem Blogbeitrag „Nachhaltigkeit im Alltag – so funktioniert es!“
Und nicht zuletzt können wir auch durch unser finanzielles Handeln einen Beitrag leisten.
Was ist nachhaltiges Investieren und lohnt es sich?
Nachhaltige Geldanlagen können unsere Zukunft beeinflussen. Was genau „nachhaltig“ bedeutet, ist jedoch oft unklar, da es bisher keine einheitliche Definition für nachhaltige Geldanlagen gibt. Dennoch ist es bereits heute möglich, in Produkte zu investieren, die Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigen oder ein nachhaltiges Anlageziel verfolgen.
Die EU-Offenlegungsverordnung (SFDR = Sustainable Finance Disclosure Regulation) soll die Transparenz bei nachhaltigen Geldanlagen erhöhen. Sie teilt die Produkte in drei Kategorien ein:
- Artikel 6: Produkte, die als nicht nachhaltig klassifiziert wurden.
- Artikel 8: Produkte, die ökologische und/oder soziale Merkmale fördern.
- Artikel 9: Produkte, die ein nachhaltiges Anlageziel verfolgen.
Darüber hinaus verwenden einige Anbieter nachhaltiger Anlageprodukte oder Banken eigene Bewertungssysteme, um Finanzprodukte hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeit zu beurteilen. BNP Paribas hat beispielsweise die „Kleeblatt-Methodik“ entwickelt. Dabei fließen ökologische, soziale und Corporate-Governance-Faktoren in die Bewertung ein.
Anleger erhalten durch diese Offenlegungspflichten sowie zusätzliche Bewertungssysteme mehr Transparenz und können besser einschätzen, welche Anlageprodukte als nachhaltig gelten. Die Frage ist nur: Können diese Produkte auch rentabel sein?
Die Antwort ist einfach: Nachhaltige Geldanlagen können profitabel sein. Interessanter ist aber die Frage, ob Rendite und Risiko vergleichbar sind mit konventionellen Anlagen ohne gezielte Berücksichtigung von ESG-Kriterien (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung).
Diese Frage ist erwartungsgemäß nicht so leicht zu beantworten. Viele Stimmen gehen davon aus, dass nachhaltige Geldanlagen mittel- bis langfristig sogar besser abschneiden sollten als konventionelle Anlagen. Die Gründe dafür sind vielfältig. So arbeiten nachhaltig wirtschaftende Unternehmen tendenziell effizienter, managen Risiken besser und profitieren von steigender Nachfrage nach umweltfreundlichen Produkten und Dienstleistungen. Sie sind in der Regel auch widerstandsfähiger gegenüber regulatorischen und technologischen Markttrends, die sich negativ auf weniger nachhaltige Wettbewerber auswirken könnten.
Darüber hinaus ist es wichtig zu bedenken, dass das Ignorieren von Umwelt-, Sozial- und Unternehmensführungs-Faktoren (ESG) erhebliche finanzielle Risiken mit sich bringen kann. Unternehmen, die diese Aspekte vernachlässigen, können mit Reputationsrisiken, Rechtsstreitigkeiten und daraus resultierenden Kosten konfrontiert werden. Diese Faktoren können die Rentabilität des Unternehmens beeinträchtigen.
Trotz dieser positiven Faktoren unterliegen auch nachhaltige Geldanlagen mit ESG-Integration Marktschwankungen und können sich über einen längeren Zeitraum negativ entwickeln bzw. zu Verlusten führen. Die relative Performance des MSCI World SRI S-Series PAB gegenüber dem MSCI World zeigt, welche Auswirkungen beispielsweise unterschiedliche Marktphasen oder Anlegerinteressen haben können.
Abbildung 1: Die Entwicklung des nachhaltigen MSCI World SRI S-Series PAB und seines klassischen Pendants, dem MSCI World, im 5-Jahres-Vergleich, Quelle: Bloomberg
Zwischen Anfang 2019 und Ende 2021, als vor allem Growth-Werte gefragt waren, entwickelte sich der nachhaltig ausgerichtete MSCI World SRI S-Series PAB besser als der Mutterindex, der MSCI World. Mit Beginn der Zinserhöhungen in den USA gerieten diese Wachstumswerte dann zunehmend unter Druck. Darüber hinaus führten 2022 der Ukraine-Krieg und die gestiegenen Energiepreise zu einer Outperformance von Energie- und Rüstungsaktien gegenüber Nachhaltigkeitstiteln. Eine Entwicklung, die sich 2023 fortsetzte (Abbildung 3).
Abbildung 2: Die relative Entwicklung des MSCI World SRI S-Series PAP zum klassischen MSCI World sowie die Entwicklung des US-Leitzins seit Juli 2019, Quelle: BNP Paribas Wealth Management / Bloomberg
Die folgende Grafik zeigt die Wertentwicklung im Jahr 2023 von vier verschiedenen Varianten des MSCI World Index. Neben dem nachhaltigkeitsorientierten SRI-Index sind auch die Sektorindizes mit Fokus auf den Verteidigungs- und fossilen Energiesektor dargestellt.
Abbildung 3: Jahresverlauf verschiedener Varianten / Sektor-Indizes des MSCI-World in 2023
Quelle: Bloomberg
Neben diesen klassischen Marktrisiken weisen nachhaltige Investments mit ESG-Integration ein eigenständiges Risikoprofil auf. Während ESG-Risiken berücksichtigt werden, entsteht gleichzeitig das Risiko des Greenwashings. Greenwashing bezeichnet dabei die unbeabsichtigte oder auch bewusste Falschausweisung eines Finanzproduktes, d.h. ein Fonds, ein ETF oder ein Zertifikat wird als nachhaltig verkauft, obwohl dies nicht der Fall ist. Wird ein solches Vorgehen einem Produkt oder Anbieter nachgewiesen, droht ein Divestment, das zu Kursverlusten führen kann. Ein weiteres Risikopotenzial liegt in der Beschränkung des Anlageuniversums. Werden Anlagemöglichkeiten oder Vermögenswerte kategorisch ausgeschlossen, kann dies zu einer geringeren Risikostreuung führen. Allerdings ist anzumerken, dass das Spektrum nachhaltiger Finanzprodukte und Anlagemöglichkeiten bereits sehr vielfältig ist und stetig wächst.
Interessante nachhaltige Investments
Das wachsende Angebot an nachhaltigen Anlageprodukten ist einerseits positiv, andererseits wird die Auswahl für Anleger schwieriger. Unsere Experten haben deshalb eine Auswahl interessanter ETFs zusammengestellt.
- Invesco Global Clean Energy ETF Acc / Invesco Global Clean Energy ETF Inc
Der Invesco Global Clean Energy UCITS ETF folgt dem WilderHill New Energy Global Innovation Index. Dieser Index umfasst weltweit Unternehmen, die in umweltfreundliche und erneuerbare Energien sowie Technologien für saubere Energienutzung investieren.
- iShares Smart City Infra ETF USD Acc / iShares Smart City Infra ETF USD Inc
Ziel des iShares Smart City Infrastructure UCITS ETF ist es, die Wertentwicklung des STOXX® Global Smart City Infrastructure Index abzubilden. Der Index enthält die Aktien von Unternehmen aus Industrie- und Schwellenländern. Diese Unternehmen bieten nachhaltige Dienstleistungen und Lösungen für die Entwicklung und den Betrieb von Smart-City-Infrastrukturen an.
- BNPP E ECPI Circular Economy Ldrs ETFCap
Der BNP Paribas Easy ECPI Circular Economy Leaders UCITS ETF bildet den ECPI Circular Economy Leaders Equity Index ab. Dieser Index umfasst 50 globale Aktien von Unternehmen, die in der Kreislaufwirtschaft tätig sind.
- BNPP E ECPI Glb ESG Hydrgn Ecoy ETFCap
Der BNP Paribas Easy ECPI Global ESG Hydrogen Economy UCITS ETF folgt dem ECPI Global ESG Hydrogen Economy Index. Dieser Index umfasst weltweit führende Unternehmen im Bereich der nachhaltigen Nutzung von Wasserstoffressourcen. Er berücksichtigt ESG-Kriterien und die Prinzipien des UN Global Compact.
Noch Nichts Passendes gefunden? Dann lassen Sie sich doch von unserer Auswahl an nachhaltigen ETF-Sparplänen inspirieren.
Abschließend lässt sich sagen, dass nachhaltiges Investieren den Wandel hin zu einer umweltfreundlicheren und sozialgerechteren Wirtschaft fördern kann. Gleichzeitig ermöglicht es Anlegern, an der Entwicklung nachhaltiger Unternehmen zu partizipieren.
Lassen Sie uns zusammenarbeiten, um den Übergang zu einer nachhaltigeren und sozialgerechteren Wirtschaft zu unterstützen.
Wenn das Thema „Nachhaltiges Investieren“ für Sie neu ist oder Sie mehr darüber lernen möchten, erhalten Sie in den folgenden Blogbeiträgen und FinanzCoach-Kapiteln interessante und wertvolle Einblicke: