Täglich erreichen uns die Börsennachrichten aus Frankfurt und New York. Doch das sind bei Weitem nicht alle wichtigen Finanzplätze, die es auf der Welt gibt.
Von New York bis Sydney: In diesen 10 Städten lebt die Börse.
New York
Die Millionenstadt an der US-amerikanischen Ostküste beherbergt gleich zwei zentrale Börsen: die NYSE (New York Stock Exchange) und die vollelektronische NASDAQ (National Association of Securities Dealers Automated Quotations).
Hauptunterschied zwischen beiden Märkten ist ihre jeweilige Vorgehensweise. Die NYSE basiert auf einem Auktionshandel, bei dem Spezialisten anwesend sind – der An- und Verkauf findet somit verbal statt. Im Gegensatz dazu handelt es sich bei der NASDAQ um einen „Market Maker“ – es wird komplett elektronisch via Computer oder Telefon gehandelt.
New York hat als Finanzstandort auch auf unser hiesiges Kursgeschehen einen großen Einfluss. Nicht umsonst sagt ein Börsensprichwort: „Wenn die Wall Street hustet, bekommen die europäischen Börsen eine Lungenentzündung.“ Tatsächlich sehen Sie fast börsentäglich stärkere Kursausschläge beim deutschen Leitindex DAX, sobald um 15:30 Uhr mitteleuropäischer Zeit (= 9:30 Uhr USA Eastern Standard Time) die NYSE ihre Pforten öffnet. Die wichtigsten Indizes, die aus New York gemeldet werden sind Dow Jones, NASDAQ Composite und Standard & Poor‘s 500.
London
Auch wenn uns das in Deutschland kaum bewusst ist, als Finanzstandort macht London der US-Metropole New York heftige Konkurrenz. Seit dem Mittelalter spielt der Finanzsektor dort eine große Rolle. Heutzutage macht nicht nur die Londoner Börse (London Stock Exchange) von sich reden. Bedeutend ist auch der London Bullion Market. Das ist der weltweit größte Umschlagplatz für Gold. Zweimal am Tag wird hier der Goldpreis festgelegt mit dem Ziel, möglichst viele Transaktionen zum Fixpreis durchzuführen. Die Londoner City beherbergt ebenfalls einige bedeutende Banken, so die Bank of England, Barclays und die eigentlich aus Hongkong stammende HSBC.
Hongkong
Hongkong, auf Deutsch übersetzt „duftender Hafen“, hat sich zum bedeutendsten Börsenplatz in Asien gemausert. Die ehemals britische Kronkolonie ist seit 1997 chinesische Sonderverwaltungszone – und bildet damit eine ideale Brücke zwischen Ost und West. Nirgends gibt es mehr Börsengänge. Viele Unternehmen vom chinesischen Festland notieren an der Hongkonger Börse „Hong Kong Stock Exchange“, um damit potenziell auch für westliche Anleger interessant zu sein. Umgekehrt lassen sich auch große europäische und amerikanische Unternehmen in Hongkong listen, um Zugang zu chinesischen Aktionären und Geldgebern zu erhalten – und zu einem Wachstumsmarkt der Extraklasse. Diese Strategie verfolgen zum Beispiel der italienische Luxuskonzern Prada und der französische Kosmetikhersteller L’Occitane. Wer sich als Aktionär für chinesische Unternehmen interessiert, der sollte den Hang Seng China Enterprises Index (HSCEI) im Auge behalten. Hier notieren die Aktien vom chinesischen Festland, die via Hongkong auch für internationale Investoren zugänglich sind.
Singapur
Der Stadtstaat Singapur liegt auf einer Insel südlich von Malaysia. Er hat einen fulminanten Aufstieg zu einem der wichtigsten globalen Finanzplätze hinter sich. Nicht umsonst fördert die dortige Politik den Finanzsektor seit über 40 Jahren nach Kräften. Singapur gilt in unseren Breiten als eines der letzten noch intakten Steuerparadiese, nachdem die Schweiz ihre Privilegien auf internationalen Druck hin weitestgehend aufgeben musste. „Singapur wird die neue Schweiz“, prophezeite denn auch jüngst der Börsenguru Jim Rogers.
Die Singapore Exchange Ltd. (SGX) macht seit Herbst 2014 zudem der Londoner City Konkurrenz mit einem eigenen Handelsplatz für Gold. Singapur gilt als bedeutendste Drehscheibe für ostasiatische Banken und Finanzkonzerne.
Tokio
Die japanische Hauptstadt ist die flächenmäßig größte Stadt des Inselstaates. Lange Zeit war Tokio der Finanzstandort Asiens schlechthin. Doch diese Zeiten sind vorbei, Hongkong und Singapur haben Tokio längst den Rang abgelaufen. Die anhaltende Wirtschaftskrise und die hohe Staatsverschuldung in Japan tun ein Übriges: Tokio ist nicht mehr der Nabel der asiatischen Finanzmärkte. Trotzdem hat der japanische Leitindex Nikkei nach wie vor seinen festen Platz in der hiesigen Börsenberichterstattung – und mit ihm auch die Tokyo Stock Exchange.
Zürich
Die SIX Swiss Exchange ist die größte Schweizer Börse und entstand im Mai 1995 durch den Zusammenschluss der drei Börsen Genf, Basel und Zürich.
Das Private Banking hat die Schweiz reich gemacht – und mit ihr ihr wichtigstes Finanzzentrum Zürich. Legendär sind das Schweizer „Nümmerli-Konto“ und die Verschwiegenheit der dortigen Banken. Indessen hat es die Schweiz aktuell schwer, ihre bisherige Position zu verteidigen. Denn die verschärfte Gesetzgebung und der Druck aus dem Ausland, die letzten Steueroasen der Welt zu schließen, setzen dem Finanzstandort Zürich zu.
Gegenwärtig profitiert er allerdings von der Stärke des Schweizer Franken. Seit die Schweizer Notenbank den Wechselkurs zum Euro freigegeben hat, ist die Schweizer Währung bei internationalen Investoren begehrt wie selten zuvor. Jeder fünfte Franken wird im Kanton Zürich im Finanzsektor erwirtschaftet. Klar ist damit: Kampflos werden die Schweizer den anderen Finanzplätzen die Top-Rankings der Welt nicht überlassen.
Frankfurt/Main
Wie maßgebend der Finanzstandort Frankfurt/Main im internationalen Vergleich ist, darüber streiten sich die Experten. Für den deutschen Aktienhandel sind die elektronische Börse Xetra und die Frankfurter Wertpapierbörse auf jeden Fall bedeutsam. Anleger schätzen die tägliche Berichterstattung aus dem repräsentativen Börsensaal, den die Deutsche Börse AG betreibt. Selbstverständlich gehören auch die bronzenen Statuen von Bulle und Bär sowie das tägliche Auf und Ab des deutschen Leitindex DAX hierzulande einfach dazu.
Toronto
Kanada als Drehscheibe internationaler Finanzen haben wir Mitteleuropäer nicht unbedingt auf dem Schirm. Doch gehört die Börse in Toronto zu den größten der Welt. Inzwischen mausert sich die Hauptstadt der Provinz Ontario von einem kanadazentrierten Börsenplatz zum internationalen Finanzzentrum. Toronto ist schillernd, weltoffen, kulturell vielfältig und innovativ. Hier arbeitet ein größerer Anteil der Bevölkerung im Finanzsektor als beispielsweise in New York oder London. Toronto gilt mit seinen beiden Börsen Toronto Stock Exchange (TSX) und TSX Venture Exchange als ausgesprochen solider Finanzplatz, der die Schockwellen der Subprime-Krise gut verkraftet hat.
Shanghai
Erst seit 2009 rückt die chinesische Metropole Shanghai in den Fokus der Anleger. Denn damals hat die chinesische Regierung erklärt, die Stadt bis 2020 zum internationalen Finanzzentrum ausbauen zu wollen. Was ist aus diesen Plänen geworden? Eine futuristische Ansammlung beeindruckender Wolkenkratzer. Ein Standort für international bedeutsame Kreditinstitute und Investmentbanken. Eine Börse, die immer mehr Beachtung findet. Und doch zieht Shanghai im Vergleich zu Hongkong immer noch den Kürzeren, ganz einfach, weil die Stadt nicht so viele internationale Verflechtungen mitbringt wie die einstige britische Kronkolonie. Man darf gespannt sein, ob Shanghai die Aufholjagd gelingt!
Sao Paulo
Sobald von Emerging Markets (aufstrebende Märkte, vgl. Wikipedia) die Rede ist, fällt das Licht automatisch auf Brasilien. Die brasilianische Hauptstadt Sao Paulo hat sich zum wichtigsten Finanzzentrum Lateinamerikas gemausert. Noch fehlt eine globale Ausrichtung, noch ist der Bankensektor nicht allzu stark. Zudem besteht in Sao Paulo nach wie vor ein großes Sicherheitsrisiko, weil hier die Kluft zwischen Arm und Reich besonders groß ist. Doch lässt sich jetzt schon absehen: Sao Paulo wird als Finanzplatz in Zukunft an Bedeutung gewinnen. Die dortige Börse heißt BM&FBovespa – die Abkürzung steht für Bolsa de Valores, Mercadorias & Futuros de São Paulo.
Sydney
Sydney als größte australische Stadt ist geradezu prädestiniert dafür, den größten Finanzplatz Australiens zu beherbergen. Auch hier wirken sich die Nähe zu Südostasien und die Vergangenheit als britische Kolonie positiv aus. Doch ist der Finanzsektor in Australien streng reguliert, was Sydneys Bedeutung als globaler Finanzplatz im Laufe der Zeit hat schwinden lassen. Die Börse in Sydney heißt Australian Securities Exchange, kurz ASX. Ein wichtiger Schwerpunkt der dort gelisteten Unternehmen: Bergbau.
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Die wichtigsten Punkte auf einen Blick:
- New York und London streiten sich um die Stellung als bedeutendster Finanzstandort der Welt.
- Hongkong, Shanghai und Singapur verstehen sich als Drehscheibe der asiatischen Finanzwelt. Tokio verliert dagegen immer mehr an Bedeutung.
- Auch Zürich kämpft um seine vormals maßgebliche Stellung als globaler Finanzplatz. Verschärfte Transparenzregeln und der weltweite Kampf gegen Steuerhinterziehung machen der Schweiz zu schaffen.
- Deutsche Anleger kommen kaum um den Finanzstandort Frankfurt herum, und auch international ist dieser Ort bekannt und wichtig. Frankfurt ist Bankenmetropole und Sitz der Deutschen Börse AG, dem Betreiber von Xetra und der Frankfurter Wertpapierbörse.
- Kaum bekannt in Mitteleuropa, aber dennoch angesehen und einflussreich ist die kanadische Stadt Toronto mit ihrer Börse TSX.
- Sao Paulo ist der wichtigste lateinamerikanische Finanzstandort mit seiner Börse Bovespa.
- Die Börse Sydney heißt Australian Securities Exchange oder kurz ASX. Auch hier treffen westliche und östliche Welt aufeinander, doch erweist sich die strenge Regulierung des Finanzsektors in Australien als Wachstumsbremse.