Die Landschaft der globalen Wirtschaft wird maßgeblich durch Übernahmen und Fusionen, auch bekannt als Mergers & Acquisitions (M&A) geprägt. Diese Geschäftsstrategien sind für Unternehmen entscheidend, um ihre Marktposition zu stärken, in neue Märkte einzudringen und ihre Effizienz zu steigern. Bis zur Finanzkrise waren riesige Fusionen und Übernahmen von Unternehmen normal. Die Übernahmewelle in der Telekommunikationsbranche ab dem Jahr 2013 zeigte, dass die durch die Krise erzwungene Zwangsruhe zu Ende gegangen ist. In diesem Artikel blicken wir auf einige der größten M&A-Transaktionen zurück, die die Welt bis heute gesehen hat.
Fusionen von Unternehmen und die Finanzkrise
Vor der Finanzkrise gehörten große Übernahmen und Fusionen zum Alltag. Investoren trieben diese an, allerdings nahmen sie zu diesem Zweck hohe Kredite auf. Durch die Krise veränderte sich dann die Kreditvergabepraxis der Banken. Das Risiko ist ihnen nun oft zu hoch. Damit fehlt häufig das Kapital für große Fusionen. Heutzutage müssen Investoren bereits für Übernahmesummen von 100 oder 200 Millionen Euro in der Regel mehrere Banken finden. Höhere Summen sind nur schwer zu realisieren. Deshalb haben sich Fusionen deutlich verändert: Seit sich der Markt erholt hat, streben nicht mehr Investoren, sondern Unternehmen diese an. Sie realisieren das nötige Kapital aus Rücklagen oder der bestehenden Kreditlinie.
Doch welche waren die zehn größten Unternehmensfusionen?*
Bristol-Myers Squibb und Celgene
Die Übernahme von Celgene durch Bristol-Myers Squibb im Jahr 2019 für rund 74 Milliarden US-Dollar war eine der größten Transaktionen in der Pharmaindustrie. Mit dieser strategischen Akquisition hat Bristol-Myers Squibb seine Führungsposition in der Onkologie gestärkt und sein Portfolio in den Bereichen Immunologie und Entzündungserkrankungen erweitert. Durch den Zusammenschluss ist ein führendes biopharmazeutisches Unternehmen entstanden. Es verfügt über ein starkes Portfolio an Krebsmedikamenten und eine vielversprechende Pipeline in Forschung und Entwicklung.
Trotz Herausforderungen bei der Integration und Bedenken hinsichtlich der Finanzierung der Übernahme bot die Akquisition erhebliche Synergien. Sie verbesserte die finanzielle Flexibilität und legte den Grundstein für zukünftiges Wachstum und Innovationen im Pharmasektor.
AT&T und TimeWarner
Eine der größten Übernahmen und Fusionen im Bereich der Medien und Telekommunikation erfolgte im Jahr 2016: TimeWarner zahlte 79,4 Milliarden US-Dollar für die Übernahme von AT&T. Dadurch konnte AT&T seine Position in der Medienlandschaft stärken und einen integrierten Telekommunikations- und Medienkonzern schaffen, der sowohl Inhalte produzieren, als auch über seine Netzwerke verbreiten kann.
Durch die Unternehmensfusion erhielt AT&T Zugriff auf wertvolle Medieninhalte und Marken von TimeWarner, darunter HBO, Warner Bros. und CNN. AT&T kann dadurch innovative Angebote und Dienstleistungen in einem sich schnell verändernden digitalen Umfeld entwickeln. Zudem erweitert AT&T strategisch, um auf die wachsende Nachfrage nach Streaming-Diensten und digitalen Medieninhalten zu reagieren und eine stärkere Verbindung zwischen Telekommunikationsdiensten und Medieninhalten herzustellen.
Walt Disney und 21st Century Fox
Die Fusion von den Firmen 21st Century Fox und Walt Disney im Jahr 2019 für etwa 71 Milliarden US-Dollar war ein historischer Moment in der Unterhaltungsindustrie. Durch diese Unternehmensfusion konnte Disney sein bereits umfangreiches Portfolio an Filmstudios, Fernsehnetzwerken und Themenparks signifikant erweitern und seine Position als führender Anbieter von Unterhaltungsinhalten weiter stärken.
Nicht zuletzt verhalf die Übernahme von 21st Century Fox, Disney Zugriff auf eine breite Palette von Filmreihen, Fernsehsendungen und internationalen Medienkanälen zu ermöglichen. Dadurch wurde die Position des Konzerns im Wettbewerb um die Vorherrschaft im schnell wachsenden Streaming-Markt deutlich gestärkt. Die Fusion unterstreicht Disneys strategische Ausrichtung auf die Produktion und Verteilung von Inhalten sowie die Erweiterung seines globalen Fußabdrucks in der Medienlandschaft. Besonders, um gegenüber Konkurrenten wie Netflix und Amazon Prime eine dominante Rolle einzunehmen.
Pfizer und Warner Lambert
Der mit Viagra berühmt gewordene Pfizer-Konzern übernahm 1999 den Konkurrenten Warner Lambert. Durch die Fusion von den beiden Unternehmen entstand der zweitgrößte Pharmakonzern weltweit. Die Aktionäre wurden mit 89,6 Milliarden Dollar gewonnen. Die Übernahme von Warner-Lambert durch Pfizer war eine der strategisch bedeutendsten in der Geschichte der Pharmaindustrie. Sie hat nicht nur die Marktposition von Pfizer gestärkt, sondern auch den Weg für zukünftige Entwicklungen in der Medikamentenforschung und -produktion geebnet.
Pfizer übernahm in den nächsten Jahren weitere Unternehmen wie z. B. Pharmacia, Wyeth und Hospira.
RFS und ANB AMRO
Im Jahr 2007 wollte die RFS, eine Gruppe bestehend aus der Royal Bank of Scotland, Fortis und Santander, die niederländische Bank ANB AMRO unter sich aufteilen. Am Ende einigte sich die ANB AMRO auf eine einvernehmliche Fusion durch Barclays. Der Kaufpreis soll bei rund 98 Milliarden Dollar gelegen haben. In der Folgezeit musste die Bank Tausende Stellen streichen und der niederländische Staat stützte das Unternehmen mit 2,6 Milliarden Euro. Mit der Finanzkrise gelangte die Bank zu 100 % in den Besitz des niederländischen Staates. Erst seit dem Jahr 2015 wird die Aktie nach 8 Jahren Pause wieder an der Amsterdamer Börse gehandelt.
Anheuser Busch und SABMiller
Die Übernahme von SABMiller durch Anheuser-Busch InBev im Jahr 2016 war die größte Transaktion in der Geschichte der Getränkeindustrie. Mit einem Wert von rund 107 Milliarden US-Dollar entstand der weltweit größte Bierkonzern. Anheuser-Busch InBev konnte durch die Fusion von beiden Unternehmen seine globale Präsenz erheblich ausbauen, insbesondere in Afrika und Asien, wo SABMiller stark vertreten war. Die Unternehmensfusion vereinte einige der bekanntesten Biermarken weltweit unter einem Dach, wie zum Beispiel Budweiser, Stella Artois, Beck's (von Anheuser-Busch InBev) sowie Pilsner Urquell, Peroni und Miller (von SABMiller).
Philip Morris und die Aktionäre
Im Jahr 2007 spaltete sich Philip Morris International (PMI) von der Altria Group ab. PMI ist seitdem ein unabhängiges Unternehmen, das sich auf den internationalen Tabakmarkt konzentriert. Die Abspaltung hatte ein Volumen von 107,6 Milliarden US-Dollar und ermöglichte es PMI, global zu expandieren und sich auf Märkte außerhalb der USA zu fokussieren. Altria hingegen konzentrierte sich ausschließlich auf den US-Markt. Die Aktionäre der Altria Group erhielten Anteile an PMI und profitierten somit direkt von der Neuausrichtung.
Verizon Communications und Verizon Wireless
Im August 2013 erwarb Verizon Communications für 130,3 Milliarden US-Dollar die restlichen 45 Prozent der Anteile an Verizon Wireless und erlangte damit die vollständige Kontrolle über den größten Mobilfunkanbieter der Vereinigten Staaten. Verizons Zusammenschluss mit dem Unternehmen unterstreicht das Bestreben, das Angebot im Bereich der mobilen Kommunikation zu stärken und die Marktposition in einem zunehmend wettbewerbsintensiven Telekommunikationsmarkt zu festigen. Mit dem Erwerb der vollständigen Eigentümerschaft an Verizon Wireless hat Verizon seine Strategie zur Integration von Mobilfunk- und Festnetzdiensten erfolgreich vorangetrieben, um den Kunden umfassende und innovative Lösungen anzubieten.
America Online (AOL) und Time Warner
Im Jahr 2000 fusionierte America Online (AOL), ein führender Internetdienstanbieter, mit Time Warner, einem großen Medienunternehmen, in einer Transaktion im Wert von 164,7 Milliarden US-Dollar. Diese Fusion war zweifellos eine der größten und ambitioniertesten in der Geschichte der Medien- und Technologiebranche. Sie symbolisierte die Verschmelzung von traditionellen Medien mit dem aufkommenden Internetsektor und zielte darauf ab, ein integriertes Unternehmen zu schaffen, das in der Lage ist, die Vorteile des digitalen Zeitalters voll auszuschöpfen. Obwohl die erwarteten Synergien schwieriger zu erreichen waren als erwartet, war die Fusion von diesen Unternehmen ein wichtiger Schritt in Richtung einer erfolgreichen Integration von traditionellen und digitalen Medien.
Mannesmann und Vodafone
Die bisher größte Fusion von Unternehmen fand im Jahr 1999 statt. Dem spektakulären Deal ging eine lange Fusionsschlacht voraus. Am Ende bekam Vodafone Mannesmann zu einem Preis von über 202 Milliarden Dollar. Nach der Fusion wurde der Mannesmann-Konzern zerschlagen und teilweise zu Spottpreisen an andere Unternehmen verkauft. So gingen die Röhrenwerke für einen Euro an Salzgitter. Vodafone interessierte sich ausschließlich für die Mobilfunksparte. Die Fusion der beiden Firmen hat in Deutschland, insbesondere im Ruhrgebiet, tausende Arbeitsplätze vernichtet.
- Große Fusionen gab es besonders zur Zeit der Aufbruchstimmung auf dem Telekommunikations- und Erdölmarkt.
- Auch die Pharmabranche ist für große Fusionen bekannt.
- Die Finanzkrise hat die Megadeals lange ausgebremst.
- Mittlerweile sind wieder Übernahmen zu erwarten.
Wie stehen Sie den größten Fusionen der Wirtschaft gegenüber? Haben Sie eine Meinung dazu? Dann teilen Sie diese doch sehr gerne mit uns.
🖊 Übrigens: Wir haben diesen Blogartikel erstmals am 20.12.2016 veröffentlicht und am 19.03.2024 inhaltlich aktualisiert.
*Stand der Daten Februar 2023