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Die fünf größten Börsengurus

05.02.2016 15:25

Warren Buffett, Benjamin Graham, André Kostolany, George Soros und Peter Lynch – fünf der einflussreichsten Investoren der Welt im Porträt.

 

Sie prägen ganze Generationen von Aktionären in unvergleichlicher Weise. Wenn Börsen-Größen wie Warren Buffett eine Anlageentscheidung treffen, folgt ihnen häufig gleich ein Strom von Anlegern. Hier finden Sie einen Überblick über die fünf großen Börsengurus.

 

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1. Warren Buffett – der König Midas der Finanzwelt

 

König Midas verwandelte alles zu Gold, was er anfasste – das besagt zumindest eine griechische Sage. Kein Wunder also, dass Warren Buffett gerne als „Midas der Finanzwelt“ bezeichnet wird. Seit nahezu 50 Jahren führt er die Berkshire Hathaway Holding und beschert Tausenden von Anlegern Gewinne über Gewinne. Wer 1965 nur wenige 1.000 Dollar in die Aktie investierte, verfügt heute über ein Vermögen von mehreren Millionen Dollar.

 

Warren Buffetts Lebenslauf

 

Warren Buffett ist dort geboren, wo er auch heute noch lebt, arbeitet und wohin er jährlich zahlreiche Anleger zieht: in Omaha, Nebraska. Am 30. August 1930 kam er zur Welt. Sein Vater war selbst Broker und später Kongressabgeordneter. Vielleicht hatte er Einfluss darauf, dass sein Kind schon in sehr jungen Jahren einen ausgeprägten Geschäftssinn hatte: Im Alter von sechs Jahren (wenn andere gerade mit dem Rechnen anfangen) begann Buffett damit mit allerlei Dingen zu handeln. Er kaufte für 25 Cent ein Sixpack Coca-Cola und verkaufte sie für fünf Cent je Flasche weiter. Mit acht Jahren verschlang Buffett Bücher über die Börse. Seinen ersten Job hatte er mit elf Jahren bei dem Broker Harris Upham. Seinen Lohn investierte der Junge sofort in Aktien.  

 

Im Jahr 1950 ging Warren Buffett nach New York, um an der Columbia Universtiy seinen Master of Business Administration zu machen. Hier legte er den Grundstein für seinen Erfolg. Denn er lernte seinen Lehrmeister Benjamin Graham kennen. Im Jahr 1952 heiratete Warren Buffett seine erste Frau Susan Thompson. 1977 trennten sich die Eheleute, blieben aber verheiratet. Die drei gemeinsamen Kinder verbanden die beiden bis zum Tod von Susan im Jahr 2004. Danach heiratete Buffett seine langjährige Partnerin.

 

In den 50er Jahren kaufte Warren Buffett sich ein Haus für knapp 30.000 Dollar – hier lebt er heute noch. Obwohl Warren Buffett Milliarden auf dem Konto hat und zu den reichsten Männern der Welt zählt, blieb er stets bodenständig. Er fährt ein einfaches Auto, trinkt Coca-Cola und pflegt einen schlichten Lebensstil. Bei seiner Arbeit verzichtet er auf einen Computer. Er liest viel, vor allem Zeitungen und Geschäftsberichte. Eines seiner jüngsten Zitate ist: „Lesen macht schlau, lesen macht reich.“ Denn seiner Meinung nach sind die unglaublichen Anlage-Erfolge und sein wahnsinnig starkes Börsengespür auf das viele Lesen zurückzuführen.

 

1956 gründete er seine erste Investmentgesellschaft. Die Buffett Partnership Ltd. bestand aus vier Familienmitgliedern und drei Freunden, die gemeinsam 105.000 Dollar aufbrachten. Buffett legte symbolisch 100 Dollar dazu. Seine Bedingung war: Er musste nicht fortlaufend Rechenschaft darüber ablegen, wie das Geld angelegt wird, sondern nur einmal jährlich. Ein Konzept, das aufzugehen schien: Als Buffett die Gesellschaft 1969 auflöste, war sie 105 Millionen Dollar wert.

 

Berkshire Hathaway

 

Im Jahr 1962 investierte Warren Buffett in die damals noch marode Textilfirma Berkshire Hathaway und übernahm sie im Jahr 1965 komplett.

 

Heute machen rund 60 übernommene Firmen oder Beteiligungen Berkshire Hathaway zu Buffetts Imperium. Zu der Holding gehören elf Prozent des Kreditkartenunternehmens American Express, acht Prozent von Coca-Cola, 8,5 Prozent des Rasierklingen-Herstellers Gillette, 17 Prozent der Washington Post Company sowie Beteiligungen an Wells Fargo und Walt Disney. Im Jahr 1998 übernahm Berkshire Hathaway für 22 Milliarden Dollar General Re. Bei dem Unternehmen handelt es sich um den viertgrößten Rückversicherer der Welt, eine Versicherung der Versicherungen sozusagen. Zuvor hatte Buffett ca. 20 Prozent der weltweiten Silberproduktion – rund 4 000 Tonnen – gekauft und damit den Preis für das Metall kurzfristig in die Höhe getrieben. Berkshire Hathaway beschäftigt rund 38.000 Mitarbeiter. In der Zentrale in Omaha arbeiten aber lediglich zwölf Personen.

 

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2. Benjamin Graham – der Lehrmeister Warren Buffetts

und Urvater des Value Investing

 

Den Schlüssel zu seinem heutigen Reichtum fand Warren Buffett in der Value-Strategie seines Lehrmeisters: Benjamin Graham. Der Professor war Begründer einer damals neuartigen Investmenttheorie, dem Value Investing. Nach dieser verfügen Aktien über einen „inneren“ Wert, der nicht im Zusammenhang mit dem aktuell notierten Börsenkurs zu sehen ist. Anders als der Tageskurs eines Unternehmens definiert sich der „innere Wert“ aus Kennziffern wie Umsatz, Wert der Anlagegüter und

dem Cashflow.

 

Grahams Theorie

 

Die Kunst der Investition besteht laut Graham darin, Aktien zu finden, die unter ihrem inneren Wert gehandelt werden. Beim Value-Ansatz geht es also darum, unterbewertete Aktien ausfindig zu machen, diese günstig zu kaufen und sie mindestens solange zu halten, bis sie ihren wahren Wert tatsächlich erreicht haben, also im Kurs gestiegen sind.

 

Graham wird häufig als Papst oder Urvater der Finanzanalyse bezeichnet. Seine Bücher – durch die Warren Buffett auf ihn aufmerksam wurde, bevor er zu ihm nach New York kam – sind heute Standardwerke in der Finanzwelt. „Intelligent Investieren“, als Erstausgabe bereits 1949 erschienen, ist auch heute noch ein Bestseller. Das Besondere: Graham machte erstmalig aus der Geldanlage eine regelrechte Wissenschaft mit nachvollziehbaren Regeln.

 

Doch anders als bei Buffett galt Graham zu seinen Lebzeiten nicht als unangefochtener Börsenguru. Stattdessen hing es stark von der Entwicklung der Kurse ab, ob Graham gefragt war oder nicht. Wenn die Kurse stiegen, fanden seine Ideen wenig Beachtung. Fielen sie, stürzten sich die Analysten wieder auf seine Theorie.

 

Der Privatmensch Graham

 

Benjamin Graham wurde 1894 als Benjamin Grossbaum in London geboren. Kurz nach seiner Geburt zog die Familie aber nach New York und änderte während des ersten Weltkrieges ihren Namen in Graham – denn zu dieser Zeit waren deutsche Namen in den USA unbeliebt. Als Benjamin Graham neun Jahre alt war, starb sein Vater. Dadurch wuchs Graham in ärmlichen Verhältnissen auf. Er schaffte es trotzdem, sich umfangreich zu bilden. Er war ein Musterschüler und schloss bereits im Alter von 20 Jahren sein Studium ab. Nebenher jobbte er, um sich und seine Familie zu versorgen. Er sprach Latein, Portugiesisch und Griechisch. Nach seinem Studium bekam er das Angebot für eine Stelle als Lehrer. Doch Graham entschied sich anders: für einen Job an der Wallstreet. Hier gründete er wenig später die Graham-Newman-Partnership.

 

Im Privatleben investierte Graham viel Geld in Tanzunterricht. Er liebte das Tanzen – und offensichtlich auch die Frauen. Er ließ sich dreimal scheiden – stabile Beziehungen waren in seinem Leben nicht angesagt. 1976 starb er in Frankreich.

 

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3. George Soros – der Ungar, der das britische Pfund bezwang

 

George Soros zählt zu den erfolgreichsten Investoren und vor allem Spekulanten der Welt. Der breiten Masse bekannt wurde Soros, als er im Jahr 1992 gegen das britische Pfund wettete und damit 1 Milliarde Dollar Gewinn erzielte.

 

Soros wurde 1930 in Budapest als Sohn einer jüdischen Familie geboren. Seine Heimat verließ er allerdings schon mit 17 Jahren. Er zog nach London, um dort an der London School of Economics sein Studium der Wirtschaftswissenschaften und Philosophie zu machen. Nach Amerika verschlug es ihn dann einige Jahre später.

 

Der legendäre Quantum Funds

 

1973 machte sich Soros zusammen mit dem ebenfalls bekannten Investor Jim Rogers selbstständig. Die beiden kauften einen Vermögensfonds namens „Quantum“. Soros und Rogers waren eine unschlagbare Kombination. Innerhalb kurzer Zeit erzielten sie dank hoher Risikobereitschaft und Kompetenz überdurchschnittliche Renditen. Der Quantum Funds stieg schon nach wenigen Monaten an die Spitze der erfolgreichsten Investments der USA. Die beiden wurden zum Dream-Team der Börse – Rogers war für die Analysen zuständig, Soros für das richtige Timing. Das Erfolgsduo bescherte seinen vermögenden Kunden unvergleichliche Gewinne: Wer zu Beginn der 70er Jahre 10.000 Dollar in Soros und Rogers investierte, verfügte 1996 über ein Vermögen von ca. 22 Millionen Dollar. Das entspricht einer Rendite von durchschnittlich 35 Prozent pro Jahr. Von 1970 – 1980 verdreißigfachten die beiden das Geld ihrer Anleger.

 

Soros’ Investmentansatz: Reflexivität

 

Was macht Soros Erfolg aus? Soros agiert heute als Hedgefonds-Manager vor allem flexibel auf die Entwicklung an den Finanzmärkten. Vor halsbrecherische Interventionen schreckt er nicht zurück. Er ist mutig und riskiert mit seinen Spekulationen einiges.

 

Mit seinem Investmentkonzept der Reflexivität widerspricht er der Vorstellung, Märkte würden perfekt funktionieren und wären immer gerecht. Nach seiner Auffassung ist die klassische Konzept, wonach Märkte prinzipiell im Gleichgewicht stehen, falsch und für das praktische Handeln völlig irrelevant. Stattdessen sieht er den Grund für verschiedene Entwicklungen, insbesondere in jüngerer Zeit, in der Reflexion – also dem Zusammenspiel – zwischen Marktteilnehmern und politisch Verantwortlichen. Diese reagieren aus seiner Sicht ausschließlich psychologisch auf der Basis des „unvollkommenen Versehens“. Daher rät Soros vom blinden Vertrauen in die Märkte strikt ab. Das sei gefährlicher als eine totalitäre Ideologie. Im selben Atemzug kritisiert der Marktphilosoph, dass Marktwerte so häufig über kollektive, politische und soziale Werte gestellt werden.

 

Anders als Buffet investiert Soros somit nicht nach leicht nachvollziehbaren Regeln. Deshalb ist es auch schwierig, seine Investment-Strategie nachzuahmen. Letztlich ist es sein phänomenales Näschen für gute Gelegenheiten, das Soros‘ Erfolg ausmacht.

 

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4. André Kostolany – der Spekulant der alten Schule

 

Er ist die Börsenlegende schlechthin: André Kostolany. Seinen Namen kennt fast jeder, der schon einmal den Wirtschaftsteil einer Zeitung aufgeschlagen hat. Zahlreiche TV-Auftritte, seine regelmäßigen Veröffentlichungen und Kommentare in der Presse sorgten für diese große Bekanntheit. Außerdem avancierte Kostolany zum gefragten Kolumnist und Buchautor.

 

André Kostolany wurde 1906 als eines von vier Kindern einer wohlhabenden Industriellenfamilie in Budapest geboren. Wie George Soros ist er gebürtiger Ungar mit jüdischer Herkunft.

 

Eigentlich wollte Kostolany Kunstkritiker werden. Doch sein Vater hatte einen anderen Plan für ihn und schickte ihn nach dem Studium zu einem französischen Finanzmakler ins Volontariat. An der Pariser Börse lernte der junge Kostolany dann die Prinzipien der Märkte kennen. Nachdem er sein Volontariat abgeschlossen hatte, wechselte er zur Konkurrenz Amerongen & Compagnie. Damit fiel der Startschuss seiner Karriere. Zunächst arbeitete er als Makler, später dann als Berater und schließlich nur noch als Spekulant

auf eigene Faust.

 

Die Massenpsychologie als wichtigstes Instrument für die Börse

 

Den Mechanismus der Börse beschrieb Kostolany mit folgendem Satz: „Die Kursentwicklung hängt allein davon ab, ob mehr Dummköpfe als Papiere da sind oder mehr Papiere als Dummköpfe!“ Kostolany hielt die Massenpsychologie für die wichtigste Wissenschaft, um das Handeln der Börsenakteure zu verstehen und seine eigenen Schlüsse daraus zu ziehen. Kostolany lernte alle Facetten der Börse kennen. Er handelte mit Aktien, Rohstoffen und Optionen aller Art - stets enthusiastisch, aber keineswegs immer erfolgreich.

 

Kostolany verkörperte den Typ eines freiheitsliebenden Spekulanten, der unabhängig sein wollte - und das Geld aus seinen Spekulationen gab ihm die Unabhängigkeit. Obwohl sich Kostolany in seinem Leben mehrmals verschuldete, konnte er sich immer wieder aufrappeln. Denn die Gewinne aus seinen Spekulationen überwogen die Verluste. Vor allem in Deutschland waren die Seminare des Börsengurus sehr beliebt. Einen größeren Teil seines Geldes hat er gerüchteweise damit gemacht - und nicht mit seinen spektakulären Investments.

 

Wie Herrchen und Hund

 

Für seine Börsenweisheiten bediente sich Kostolany gerne an Metaphern, um seine Theorie einfach zu verdeutlichen. Oft zitiert wird auch heute noch sein Vergleich: „Der Börsenkurs verhält sich zur Wirtschaft wie der Hund zum Spaziergänger: er läuft oft voraus oder hinterher, kommt aber immer wieder zurück.“ Seine Tipps verpackte Kostolany in Sprüche wie diesen: „Einer Straßenbahn und einer Aktie darf man nie nachlaufen. Nur Geduld: Die nächste kommt mit Sicherheit.“

 

André Kostolany wird für alle Zeiten als einer der wichtigsten Börsenspekulanten in die Geschichte eingehen. Ähnlich wie Graham gilt er als Altmeister oder Vaterfigur der Anleger, ohne indessen ähnlich erfolgreich gewesen zu sein. Kostolany verstarb im Jahr 1999.

 

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5. Peter Lynch – der jüngste unter den fünf Börsengurus

 

Ähnlich wie George Soros wurde Peter Lynch vor allem durch seine unglaublichen Erfolge als Fondsmanager bekannt. In den 13 Jahren, in denen er den berühmten Fidelity Magellan Fund managte, erwirtschaftete er eine Rendite von durchschnittlich 29 Prozent pro Jahr. Er machte diese Form der Anlage in den 80er Jahren populär.

 

Peter Lynch wurde im Jahr 1944 geboren und kommt aus Boston. Bereits während seines MBA-Studiums investierte er erfolgreich in Aktien und finanzierte sich neue Investitionen mit seinen Gewinnen. Lynch machte sich sehr früh einen Namen als „Wachstumsinvestor“, denn er investierte 1.250 Dollar in das Luftfrachtunternehmen Flying Tiger Line. Ein gutes Investment: Durch den Vietnamkrieg wurden alle Frachtmaschinen gebraucht und das Unternehmen fuhr sehr gute Ergebnisse ein. Die steigenden Kurse brachten Lynch hohe Gewinne.

 

Lynch blieb seiner Heimatstadt treu

 

Untypisch für einen Börsenprofi ist Peter Lynchs Entscheidung, nicht an die Wallstreet zu gehen. Er blieb seiner Heimatstadt treu und startete von hier aus seine Karriere als Fondsmanager. Seinen Job als Caddy auf einem Golfplatz nutze Lynch nicht nur, um sich ein paar Dollar dazuzuverdienen. Er knüpfte wichtige Kontakte und lernte dort seinen späteren Chef, den damaligen Fidelity-Präsidenten D. George Sullivan kennen. Im ersten Schritt verhalf ihm dieser aber nur zu einem Sommerjob. Doch nach seinem Militärdienst startete Lynch als Wertpapieranalyst für Metallunternehmen. Danach folgte eine Blitzkarriere. Schon nach einem Jahr wurde sein Gehalt von 1.000 Dollar auf 17.000 Dollar erhöht. 1974 wurde er Chef der Fidelity eigenen Research-Abteilung, worauf wenig später der Aufstieg in das Investmentkomitee folgte. Drei Jahre später übernahm er im Alter von nur 33 Jahren einen damals kleinen Fond, den Magellan Fund, für den er später bekannt wurde und der unter seiner Führung absolute Glanzzeiten erreichte.

 

Der Magellan Fonds

 

Peter Lynch managte den Fonds 13 Jahre und steigerte in dieser Zeit angelegte 10.000 Dollar auf 280.000 Dollar. Das verwaltete Vermögen wuchs in diesem Zeitraum von 22 Millionen auf 12 Milliarden Dollar. Mit seiner Leistung machte Lynch den Fonds zum größten Aktienfonds der Welt. Kritiker warnten allerdings davor. Sie hielten den Fonds für zu groß, um noch die wahren Renditeperlen unter den Investments herausfischen zu können. Doch Lynchs Erfolge widerlegten alle Befürchtungen. Das von ihm betreute Anlagevolumen entsprach dem Bruttosozialprodukt von Ecuador. Zu Lynchs Zeit war der Magellan-Fund derart berühmt, dass jeder 250. Amerikaner durchschnittlich 13.000 Dollar investiert hatte. Zum Schluss hatten ihm mehr als eine Million Anleger ihr Geld anvertraut.

 

Doch am 31. Mai 1990 verblüffte der Börsenstar die Öffentlichkeit: Mit Mitte 40 hängte er seine Karriere als Fondsmanager an den Nagel. Seine Erklärung dazu: Er hatte genug Geld verdient. Nun wollte er mit seinem Wissen etwas für das Allgemeinwohl tun – so wurde er ehrenamtlicher Finanzberater für gemeinnützige Organisationen. Peter Lynch erzielte bei Fidelity bis zu 10 Millionen Dollar pro Jahr. Außerdem hat Lynch es sich auch zum Ziel gesetzt, die Aktienanlage für jedermann verständlich zu erklären. Deshalb ist er heute auf Konferenzen ein sehr gefragter Referent und Autor zahlreicher Bestseller.

 

Die Strategie von Peter Lynch

 

Seine Methode nennt Peter Lynch „Eyes- and Ears-Investing“ – also „Investiere mit Augen und Ohren“. Lynch ist Verfechter einfacher Anlage-Entscheidungen und setzt dabei auf kleinere Wachstumsunternehmen: sogenannte Small Caps.

 

Peter Lynch ist ein klassischer Stockpicker. Das heißt, er kümmert sich weniger um die Bewegung des Marktes selbst. Er investiert stattdessen in einem schwierigem Umfeld in einzelne, attraktiv bewertete Unternehmen, bei denen er Wachstum erwartet. Das funktioniert natürlich nicht immer: Es kann sein, dass einige dieser Unternehmen von der Bildfläche verschwinden oder ihren Wert halbieren. Doch andere verzehn- oder verdreißigfachen ihn gar. Das Gewinnpotenzial hält er für deutlich höher als das Verlustpotenzial. Aber hier ist natürlich auch ein guter Riecher für Marktchancen das wahre Erfolgsgeheimnis.

 

„Jeder kann mit Aktien reich werden, wenn er seine Hausaufgaben macht.“ – das ist Peter Lynchs Motto. Wie Warren Buffett bevorzugt er vor allem Unternehmen, deren Produktpalette einfache Konsumgüter beinhaltet, die jedermann kennen oder gebrauchen könnte. Deshalb sucht Peter Lynch Aktien auch beim Einkaufen. Hier fand er immer wieder seine besten Investments: The Body Shop, Wal-Mart, Toys “R“ US, The Home Depot oder Taco Bell. Bei seinen Investments setzt er allein auf den gesunden Menschenverstand. Nach seiner Auffassung kann jeder im täglichen Leben nach neuen Produkten oder Geschäftskonzepten Ausschau halten und erstklassige Investments herausfiltern. Peter Lynchs wichtigste Empfehlung ist deshalb tatsächlich auch für jeden Privatanleger sinnvoll: Halten Sie deshalb immer Ihre Augen und Ohren offen!