Eine unglaublich spannende US-Präsidentschaftswahl: Donald Trump hat das Rennen für sich entschieden. Was bedeutet das Wahlergebnis für Finanzmärkte und Anleger?
- - Höhere Zölle sollen die US-Wirtschaft schützen und fördern.
- - Unternehmen werden voraussichtlich von niedrigeren Steuern profitieren.
- - Eine wachsende Staatsverschuldung kann zu höheren Zinsen und einer steigenden Inflation führen.
Donald Trump ist der 47. Präsident der Vereinigten Staaten. Das Ende des Wahlkampfes und der Ungewissheit, wer das Rennen machen wird, dürfte bei vielen Marktteilnehmern für Erleichterung sorgen. Denn bereits jetzt zeichnet sich ab, mit wem man es in den nächsten vier Jahren zu tun haben wird. Doch was können die Finanzmärkte von dem Republikaner erwarten und welche Auswirkungen wird seine künftige Politik möglicherweise auf Aktien, Anleihen und Währungen haben?
Trump plant Zölle zum Schutz der heimischen Wirtschaft
Wie schon in seiner ersten Legislaturperiode wird Trump seinen „America First“-Kurs fortsetzen. Besonderes Augenmerk wird er dabei voraussichtlich auf die Stärkung der amerikanischen Wirtschaft und die Stellung der USA als Supermacht legen. So kündigte er unter anderem an, Zölle von 10 % oder 20 % auf alle Einfuhren in die USA und 60 % auf Waren aus China zu erheben. Derzeit liegt der durchschnittliche Zollsatz auf US-Importe bei rund 2 %.1 Ziel dieser Maßnahme ist es, die heimische Wirtschaft zu schützen und die amerikanische Produktion zu fördern.
Die hohen Zölle treffen vor allem ausländische Unternehmen, die Waren in die USA exportieren. Ihre Produkte werden auf dem US-Markt teurer und dürften daher weniger nachgefragt werden. Dies drückt in der Regel auf Umsatz und Gewinn. Aber auch innerhalb der USA können die Zölle negative Auswirkungen haben. So zeigen unabhängige Studien, dass die Zölle die Kosten einer durchschnittlichen Mittelstandsfamilie um 1.350 bis 3.900 Dollar pro Jahr erhöhen werden.2 Geld, das dem für die US-Wirtschaft so wichtigen Konsum fehlt.
Beschleunigter Anstieg der Staatsverschuldung mit Folgen für Zinsen und US-Dollar erwartet
Ein weiteres zentrales Element des Konjunkturprogramms ist die Senkung der Körperschaftssteuer von derzeit 21 % auf voraussichtlich 15 %.3 Dies wird von den Aktienmärkten vermutlich positiv aufgenommen, da die Unternehmensgewinne entsprechend steigen dürften.
Allerdings besteht die Gefahr, dass sowohl die Erhöhung der Zölle als auch die Senkung der Körperschaftsteuer den Anstieg der Staatsverschuldung beschleunigen und die Inflation anheizen. So schätzt das Committee for a Responsible Federal Budget, dass unter Trump die Staatsverschuldung in den nächsten zehn Jahren zusätzlich um 7,5 Bio. US-Dollar steigen wird.4 Das bedeutet, dass die USA mehr Schulden am Kapitalmarkt aufnehmen und dafür möglicherweise höhere Zinsen zahlen müssen. Einen ersten Vorgeschmack auf diese Entwicklung gab es bereits kurz vor der Wahl, als die Renditen zehnjähriger US-Staatsanleihen stiegen. Und dies trotz der zu diesem Zeitpunkt noch erwarteten Zinssenkungen der US-Notenbank.
Steigen Staatsverschuldung und Inflation, ist auch mit Auswirkungen auf den US-Dollar zu rechnen. Analysten von Goldman Sachs gehen davon aus, dass höhere Zinsen die Attraktivität des US-Dollars erhöhen. Gegenüber dem Euro rechnen die Experten mit einer Aufwertung um 8 % bis 10 %. Dies dürfte einerseits ausländische Güter verbilligen und andererseits Exporte verteuern, was US-Unternehmen belasten wird.5
Trumps Migrationspolitik birgt vermutlich langfristige Risiken für die Wirtschaft
Eines der dominierenden Themen im Wahlkampf war auch die Migration. Trump sieht in der Migration einen der Haupttreiber für steigende Kosten, etwa für Wohnen, Bildung und Gesundheit. Er plant daher unter anderem, die Grenzen zu schließen und die illegale Einwanderung zu stoppen.6 Zwar kann eine stark begrenzte Zuwanderung kurzfristig dazu beitragen, einige Arbeitsplätze für US-Bürger zu sichern und möglicherweise bestimmte Kosten zu senken. Langfristig sind jedoch gravierende Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt, die Innovationsfähigkeit, das Rentensystem und das Wirtschaftswachstum zu erwarten.
Traditionelle Industrien könnten die Gewinner der republikanischen Wirtschaftspolitik sein
Es wird erwartet, dass der Wahlsieg von Donald Trump vor allem jenen Branchen zugutekommt, die von Deregulierung und Steuererleichterungen betroffen sind. Die fossile Energieindustrie, insbesondere Öl, Gas und Kohle, kann mit einer weiteren Lockerung von Umweltauflagen und Förderanreizen rechnen, was zu einem Aufschwung in diesem Sektor führen sollte. Auch die Bau- und Infrastrukturbranche wird voraussichtlich von Trumps Plänen für umfangreiche Infrastrukturprogramme profitieren, die die Nachfrage nach Bauunternehmen und Baustoffen ankurbeln werden. Darüber hinaus erwartet die Rüstungsindustrie positive Impulse durch die Erhöhung der Militärausgaben. Schließlich kann auch der Finanzsektor von einer Lockerung der Regulierung und möglichen Steueranreizen profitieren.
Zu den Verlierern werden vermutlich grüne Energieunternehmen, stark global ausgerichtete Technologieunternehmen und exportorientierte Industrien gehören. Eine strengere Einwanderungspolitik und Handelskonflikte könnten diese Branchen belasten und Investitionen sowie den Zugang zu internationalen Märkten erschweren.
Die künftige Entwicklung der Finanzmärkte wird jedoch nicht nur von der US-Politik, sondern auch von zahlreichen anderen globalen Ereignissen und Faktoren abhängen. Einflüsse wie geopolitische Spannungen, insbesondere im Nahen Osten oder im Verhältnis zwischen den USA und China, können kurzfristige Marktschwankungen auslösen und langfristige Unsicherheiten schaffen. Auch die Zins- und Geldpolitik der Zentralbanken, insbesondere der Federal Reserve, spielt eine entscheidende Rolle. Darüber hinaus wird der technologische Fortschritt – wie etwa der Aufstieg der künstlichen Intelligenz – bestimmte Branchen begünstigen und andere verdrängen, was die Märkte nachhaltig verändern kann.
1 Quelle: The Wall Street Journal https://www.wsj.com/opinion/donald-trump-tariffs-economy-2024-election-kamala-harris-robert-lighthiz...)
2, 4 Quelle: CNN (https://edition.cnn.com/2024/10/13/politics/donald-trump-tariffs/index.html)
3 Quelle: Handelsblatt (https://www.handelsblatt.com/politik/international/us-wahl-2024-was-trump-fuer-eine-zweite-amtszeit-...)
5 Quelle: Reuters (https://www.reuters.com/markets/currencies/goldman-sachs-says-euro-could-drop-10-under-trump-tariffs...)
6 Quelle: Donald J. Trump for President official website (https://www.donaldjtrump.com/platform)