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Die Strategie von Spirit Airlines

19.06.2018 07:38

Die US-amerikanische Fluggesellschaft Spirit Airlines gilt als Vorreiter beim Verkauf von Zusatzdienstleistungen.

 

Die Flugausfälle der irischen Billigfluggesellschaft Ryanair, die Passagiere im Sommer 2017 und wohl auch in Zukunft betreffen werden, erreichen mittlerweile ein dramatisches Ausmaß. Sie verdeutlichen, dass dieses Flug-Segment mit spezifischen Problemen zu kämpfen hat, die aus der eng kalkulierten Kostenstruktur resultieren. Im Falle der bestreikten Airline von Michael O`Leary stellen die niedrigen Pilotengehälter einen Risikofaktor dar.

 

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Unter den international agierenden Discount-Fluggesellschaften spielt die US-amerikanische Spirit Airlines eine bedeutende Rolle – dabei setzt der Konzern zunehmend auf eine intelligente Diversifizierung seines Dienstleistungsangebots. Als Resultat erzielt das Unternehmen nur noch etwas mehr als die Hälfte seines Umsatzes mit dem Verkauf von Flugtickets, während die Fluglinie den restlichen Anteil mit anderen Dienstleistungen erwirtschaftet.

 

Der Flugplan von Spirit Airlines

 

Die bereits im Jahre 1980 gegründete Fluggesellschaft hat sich zu einem bedeutenden Anbieter auf dem US-amerikanischen, aber auch auf dem internationalen Markt gemausert. Dabei erfolgte die Transformation zum Billiganbieter erst ab 2007. Seitdem sieht sich Spirit Airlines – ähnlich wie gegenwärtig Rynair – mit massiven Problemen durch Protestaktionen beziehungsweise anderen Maßnahmen seiner Piloten konfrontiert. Im Vergleich zu ihren Kollegen bei anderen Fluggesellschaften verdienen die Piloten von Spirit Airlines erheblich weniger. Mittlerweile führt die Airline täglich mehr als 400 Flüge zu 59 verschiedenen Zielen innerhalb der USA, in die Karibik und nach Latein-Amerika durch. Gegenwärtig unterhält sie etwas mehr als einhundert Maschinen, die von den Flughäfen in Atlantic City, Chicago, Dallas, Detroit, Fort Lauderdale sowie Las Vegas als Basis aus operieren.

 

Das Konzept der „Bare Fare“

 

Auf seine Homepage stellt Spirit Airlines seinen Service unter dem einprägsamen Slogan „Less Money. More Go“ vor – und tatsächlich sind diese vier Worte Programm: Die Fluggesellschaft kann extrem günstige Ticketpreise anbieten, indem sie ausschließlich den Transport des Passagiers für die sogenannte „Bare Fare“ durchführt. Dementsprechend müssen Kunden jede Zusatzleistung separat buchen, dazu gehören insbesondere:

 

  • Transport von Gepäck: Passagiere dürfen lediglich ein Stück Handgepäck im Mini-Format, wie zum Beispiel einen kleinen Rucksack, kostenlos mit an Bord nehmen.
  • die Reservierung eines einfachen Sitzplatzes
  • die Reservierung eines extra breiten Sitzplatzes mit viel Beinfreiheit
  • Getränke und Mahlzeiten beziehungsweise Snacks an Bord
  • Boarding im Airport statt über den heimischen Rechner

 

Der Verkauf von Extra-Services lohnt sich

 

Mit diesem Service-Angebot erfüllt Spirit Airlines alle Merkmale eines Ultra Low Cost Carriers. Doch tatsächlich möchte ein großer Teil der Passagiere nicht auf die optionalen Zusatzdienstleistungen verzichten und bucht diese als Extras dazu. Aus diesem Grund verwundert es nicht, dass Spirit Airlines rund 40 Prozent seiner Gesamteinnahmen mit diesen Dienstleistungen erwirtschaftet, die im Fachjargon als „Ancillaries“ (dt.: Zusatz- oder Nebenleistungen) bezeichnet werden.

 

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Nach Ergebnissen einer Untersuchung für den B2B-Bereich, durchgeführt von Car Trawler, einer führenden Technologie-Travel-Plattform, erreicht Spirit Airlines mit Zusatzdienstleistungen einen jährlichen Umsatz in Höhe von aktuell mehr als 6 Milliarden US-Dollar. Damit nimmt Spirit Airlines die Spitzenposition unter sämtlichen internationalen Fluggesellschaften ein. Die Plätze zwei bis vier belegen ebenfalls US-amerikanische Airlines, sie erzielen mit Ancillaries die folgenden Jahresumsätze:

 

  • Delta 5,2 Milliarden USD
  • American 4,9 Milliarden USD
  • Southwest 2,8 Milliarden USD

 

Aber auch europäische Fluggesellschaften entdecken in zunehmendem Umfang, wie lukrativ dieses Segment ist. Wenig überraschend liegt Ryanair mit zwei Milliarden Euro beim Verkauf der Zusatzdienstleistungen an der Spitze – dagegen erstaunt es, dass die Air France fast den gleichen Umsatzwert erreicht.

 

Ancillaries – Unterschiede zwischen Discount-Airline und dem klassischen Full-Service-Carrier

 

Spirit Airlines, Ryanair, Easy-Jet sowie andere Billig-Anbieter erzielen ihre Ancillaries aus Dienstleistungen, die bei traditionellen Fluggesellschaften bereits im Ticketpreis enthalten sind. Dagegen gelingt es renommierten Airlines, wie zum Beispiel Air France, erfolgreich im Bereich anderer Dienstleistungen neue Umsatzquellen zu erschließen. Dazu zählen Kreditkarten- und Finanzdienstleistungen, Vielfliegerprogramme oder spezielle Reiseangebote an die Kunden.

 

Die Entwicklung des Aktienkurses von Spirit Airlines – nichts für schwache Nerven

 

Die Notierung der Spirit Airlines-Aktie zeichnet sich vor allem durch eine hohe Volatilität aus. So hat es das Papier im Jahr 2016 geschafft, seinen Wert von 60 auf rund 30 US-Dollar zu halbieren. Und auch in den Jahren zuvor war die Aktie stets für negative Überraschungen gut: Zum Beispiel befand sich das Wertpapier im Jahre 2015 im freien Fall und sank von über 80 auf rund 35 USD. Gegenwärtig stehen jedoch viele Signale auf Kauf. Langfristig erwarten Experten eine weitere Expansion und ein starkes Gewinnwachstum. Doch um auf diesen Wert zu setzen, sollten Investoren jede Menge Optimismus mitbringen, denn das Marktsegment der Billig-Airlines ist hart umkämpft.

 

Fazit:

 

  • Spirit Airlines ist Spitzenreiter beim Verkauf von Ancillaries.
  • Auch konventionelle Fluggesellschaften verfolgen zunehmend diese Verkaufsstrategie.
  • Die Entwicklung des Aktienkurses von Spirit Airlines verläuft bislang sehr enttäuschend, Analysten haben jedoch Hoffnung, dass der Wert mittelfristig höhere Notierungen erreichen kann.

 

Wie schätzen Sie die Lage ein? Wird der Markt noch stärker von Ancillaries geprägt? Oder ist der Trend bald vorbei? Teilen Sie uns gern Ihre Meinung mit.