Nach Auflösung der Deutschen Bundespost nehmen privatrechtlich organisierte Unternehmen viele der ursprünglich staatlichen Aufgaben wahr.
Die Post und das Fernmeldewesen sind in vielen Teilen der Welt klassische staatliche Aufgaben. Traditionell wurden diese in der Bundesrepublik Deutschland von der Deutschen Bundespost wahrgenommen. Mit der Gründung der Bundesrepublik ging auch die Schaffung der Deutschen Bundespost einher. Seit 1950 trug die ehemalige Deutsche Reichspost und spätere Deutsche Bundespost in den westdeutschen Bundesländern diesen Namen und grenzte sich damit von der Deutschen Post der früheren DDR ab.
Juristisch war die Deutsche Bundespost ein nicht rechtsfähiges Sondervermögen des Bundes und als Behörde dem Bundesminister für das Post- und Fernmeldewesen unterstellt. Unflexible gesetzliche Regelungen und die eingeschränkte Wirtschaftlichkeit der in Behörden üblichen Kameralistik sowie neue Entwicklungen auf den Daten- und Kommunikationsmärkten weckten den Bedarf nach einer grundlegenden Modernisierung der Post mit all ihren Aufgabenbereichen. Mit den Postreformen ab 1989 sollte sich einiges ändern.
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Deutsche Bundespost als vielseitige Behörde
Die Deutsche Bundespost erfüllte bis 1989 vorwiegend die Aufgaben
- des Brief- und Paketdienstes
- der Organisation des Fernmelde- und Telegrafenwesens
- der Postscheck- und späteren Postgiroämter.
Darüber hinaus betrieb die Bundespost die Rundfunksendeanlagen in Deutschland und ab den 1980er Jahren den Ausbau des Kabelfernsehnetzes. Lediglich die Sendeanlagen der ARD befanden sich von Beginn an im Eigentum der Fernsehsender. In diesem Rahmen unterhielt die Post auch eigene Fernseh- und Nachrichtensatelliten. Später war die Post auch der einzige Betreiber erster Datendienste in Deutschland.
Die Post war bis zur Gründung der GEZ für den Einzug der Rundfunkgebühren zuständig, die von den Briefträgern bar an den Haustüren kassiert wurden. Auch die Rentenauszahlungen erfolgten durch die Post, und zwar durch den Postrentendienst. Der als Kraftpost bekannte Postreisedienst war ein eigenes Omnibusnetz der Post, das bis in die 1970er Jahre in einigen Regionen in Deutschland die Bahnbusse ergänzte oder ersetzte.
Die Postreformen von 1989 und 1994
Die Monopole der Post wurden ab 1989 in zwei Postreformen abgebaut. Die Deutsche Bundespost wurde in verschiedene Aktiengesellschaften aufgeteilt, in denen die ursprünglichen Aufgaben seither in Konkurrenz zu anderen Anbietern wahrgenommen werden. Im Rahmen der Wiedervereinigung Deutschlands wurden zunächst die inneren Organisationsbereiche im Sinne einer größeren Transparenz und Flexibilität reformiert. Daraus entstanden in der zweiten Postreform 1994 die Unternehmen
- Deutsche Post AG
- Deutsche Postbank AG
- Deutsche Telekom AG.
Die originär hoheitlichen Aufgaben nehmen heute die Bundesnetzagentur, das Bundesministerium für Finanzen und das Bundesministerium des Inneren wahr. Die versorgungsrechtlichen Aufgaben für die nach den Reformen bei der Post verbliebenen Beamten übernimmt die Bundesanstalt für Post und Telekommunikation Deutsche Bundespost.
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Deutsche Post DHL Group AG
Seit ihrer Privatisierung und der späteren Übernahme des internationalen Post- und Paketdienstes DHL entwickelte sich die Deutsche Post AG zum größten Logistik- und Postunternehmen der Welt und trägt inzwischen offiziell den Namen Deutsche Post DHL Group AG. Bereits seit 2002 ist die Aktie der Deutschen Post im DAX und seit 2013 auch im EURO STOXX 50 gelistet. Seit 2008 verfügt die Post über keinerlei Exklusivlizenzen im Bereich des Brief- und Paketdienstes mehr und muss sich seither gegen die Konkurrenz privater Unternehmen durchsetzen.
Aufgrund der vorhandenen Infrastruktur des Unternehmens gelingt das insbesondere im Bereich des Briefzustelldienstes sehr gut. Auf dem Sektor des Paketdienstes konkurriert DHL mit einigen leistungsstarken Unternehmen. Die in allen Städten vorhandenen Postämter wurden im Laufe der Zeit aufgelöst. Inzwischen befinden sich Postfilialen mit einem umfangreichen Serviceangebot nur noch in größeren Städten. Die Aufgaben von Brief- und Paketannahmestellen nehmen in Kleinstädten und Stadtbezirken meist Einzelhandelsgeschäfte mit besonderer Unterweisung wahr.
Im Jahr 2015 kämpfte die Post aufgrund fehlerhafter Datenverarbeitungssysteme der Frachtsparte mit Umsatzrückgängen, was sich in einem Aktiensturz von ca. 25 Prozent bemerkbar machte. Mittlerweile hat sich die Aktie der Deutschen Post AG wieder erholt – auch dank eines Paketbooms über den Online-Handel und einer Porto-Erhöhung Anfang 2016. Dass die Post inzwischen sogar über den Höchstständen von 2015 notiert, stimmt die Anteilseigner und den Vorstandsvorsitzenden Frank Appel sehr froh. Aufgrund der guten Gewinnentwicklung und den starken Barmittelzufluss startete das Unternehmen im März dieses Jahres zudem ein umfangreiches Aktienrückkaufprogramm, bei dem bis zu 1 Milliarde Euro fließen sollen. Analysten sind bezüglich der weiteren Entwicklung der Aktie optimistisch.
Aus Postgiroamt wird Deutsche Postbank AG
Aus den früheren Postgiroämtern wurde die Deutsche Postbank AG, eine Bank mit einem umfassenden Angebot einer Geschäfts- und Privatkundenbank. Die Deutsche Postbank AG ist Online- und Filialbank. In ihren mehr als 1.000 Finanzcentern können Kunden neben Finanz- auch Postdienstleistungen in Anspruch nehmen. Zusätzlich profitiert die Postbank von der engen Zusammenarbeit mit der Deutschen Post AG.
In den rund 4.500 Partnerfilialen der Deutschen Post sind ausgewählte Finanzdienstleistungen erhältlich. Hinzu kommen 700 Beratungscenter der Postbank Finanzberatung. Damit verfügt die Postbank über das größte Filialnetz in Deutschland. Seit der Privatisierung übernahm die Postbank die DSL-Bank und Teile der BHW-Bank. Seit dem Jahr 2010 gehört die Deutsche Postbank mehrheitlich zur Deutschen Bank AG. Überlegungen zur Wiederausgliederung gibt es seit 2015, eine Entkonsolidierung hat bislang aber noch nicht stattgefunden.
Die Postbank ging erstmals im Juni 2004 an die Börse, dabei war die Post Mehrheitseigner. 2006 stieg die Aktie sogar in den Dax auf. 2015 beschloss die Deutsche Bank, die inzwischen 96,8 Prozent der Anteile hielt, den Zwangsausschluss der verbliebenen Kleinaktionäre und damit den Ausschluss der Postbank von der Börse. Die Deutsche Bank möchte sich jedoch von dem Unternehmen trennen, plant deshalb die Rückkehr der Postbank an die Börse. Zunächst war der Börsengang für Ende 2016 vorgesehen, bereits im März dieses Jahres erklärte die Deutsche Bank jedoch, dass der Börsengang zurzeit keine Priorität hätte. Wann und zu welchem Preis die Postbank letztendlich an die Börse geht, bleibt spannend.
Deutsche Telekom AG – Technik und Kommunikation
Die Deutsche Telekom AG bündelt das Fest-, Daten- und Mobilfunknetz der früheren Bundespost und ist heute das größte Telekommunikationsunternehmen in Deutschland. Darüber hinaus ist das Unternehmen weltweit aktiv. Die Deutsche Telekom ist bekannt für ihr stabiles und hochwertiges Mobilfunknetz und gilt als einer der Vorreiter bei technischen Innovationen. Zum Unternehmen gehören die Tochtergesellschaften:
- Telekom Europa
- T-Mobile USA
- T-Systems
- T-Venture
- Deutsche Funkturm
- der Webhostinganbieter Strato
Die Bundesrepublik Deutschland besitzt etwa 32 Prozent der Telekom-Aktien, ca. 25 Prozent der Anteile werden von Fondsgesellschaften gehalten. Die restlichen Aktien befinden sich aufgrund der groß angelegten Werbekampagnen beim Börsengang in Streubesitz.
Fazit:
- Die Deutsche Bundespost wurde 1989 bis 1994 im Rahmen von zwei Reformen umfassend und erfolgreich privatisiert.
- Die Deutsche Post übernahm das internationale Unternehmen DHL und ist das weltweit größte Post- und Logistikunternehmen.
- Die Deutsche Telekom AG ist das größte Telekommunikationsunternehmen in Europa.
- Die Deutsche Postbank AG befindet sich derzeit im Besitz der Deutschen Bank.
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