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Deutsche Unternehmen in den USA – eine Erfolgsstory?

04.01.2018 08:30

Deutsche Unternehmen investieren große Summen in den USA, um sich auf diesem attraktiven Markt zu etablieren.

 

Viele bedeutende deutsche Konzerne, wie zum Beispiel BMW, Deutsche Telekom, Bayer oder SAP, gründen Tochtergesellschaften in den USA. Hinzu kommen viele weitere deutsche Mittelständler, die mit großem Erfolg im Land der unbegrenzten Möglichkeiten aktiv sind.

 

Mann hält USA-Flagge

 

Die deutsche Bundeskanzlerin zeigte sich dementsprechend in einer Rede, die Sie im März 2017 auf der Internationalen Handwerksmesse hielt, hoch erfreut über die Tatsache, dass es deutschen Unternehmen außerordentlich gut gelingt, sich auf dem hart umkämpften US-amerikanischen Markt zu behaupten. Schließlich setzt ein Engagement direkt in den USA neben viel Know-how über die dort herrschenden Rahmenbedingungen, insbesondere in juristischer und personalwirtschaftlicher Hinsicht auch eine gehörige Portion Mut und Unternehmergeist voraus. Angela Merkel betonte, dass deutsche Firmen immerhin rund eine dreiviertel Million Arbeitsplätze in den USA geschaffen haben. Hinzu kommen weitere zwei Millionen Jobs, die von diesen deutschen Unternehmen abhängen. Auch die Gesamtsumme der deutschen Direktinvestitionen in den USA, die sich umgerechnet auf 271 Milliarden Euro beläuft, kann sich sehen lassen. In keinem anderen Staat der Welt investieren deutsche Firmen mehr.

 

Allerdings ist seit Amtsantritt des ausgesprochen protektionistisch orientierten Präsidenten Donald Trump eine rückläufige Entwicklung zu beobachten. Deutsche Konzerne sind genau wie andere ausländische Unternehmen zunehmend verunsichert: Sie scheuen die schwer einzuschätzenden Risiken der Bemühungen des 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten, sein Motto „America First“ in mehr oder weniger sinnvolle wirtschaftspolitische Maßnahmen umzusetzen.

 

Deutsche Tugenden und effiziente Personalentwicklung als entscheidende Erfolgsfaktoren

 

Wer die Ursachen für die Durchsetzungsstärke von deutschen Unternehmen in den USA untersucht, stößt auf die Eigenschaften Gründlichkeit, Präzision und Beharrlichkeit, die international als typisch deutsch gelten. Dies gilt für den direkten Aufbau von neuen Firmen in den USA. Und es trifft ebenso auf deutsche Unternehmen zu, die amerikanische Gesellschaften übernehmen, um sie nach einer Restrukturierung in den Konzernverbund einzugliedern.

 

Qualifiziertes Personal stellt einen bedeutenden Engpassfaktor für alle Unternehmen dar, die in den USA komplexe Produkte herstellen beziehungsweise anspruchsvolle Dienstleistungen anbieten. Auch deutsche Konzerne sehen sich mit diesem Problem konfrontiert und reagieren mit verstärkten Ausbildungsbemühungen darauf. So betreibt zum Beispiel VW in Chattanooga die Volkswagen Academy. Hier bildet der deutsche Automobilriese Mechatroniker aus, die später in seinen amerikanischen Produktionsstätten arbeiten. Eine derartige Qualifikation erweist sich auch vor dem Hintergrund des US-amerikanischen Ausbildungssystems als sehr sinnvoll: Es sieht keine der deutschen dualen Ausbildung vergleichbaren Lernangebote vor, die theoretisches Wissen und praktische berufliche Erfahrung optimal miteinander verbinden.

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Da der Fachkräftemangel einen großen Teil der deutschen Unternehmen betrifft, die in den USA tätig sind, haben die Deutsch-Amerikanischen Handelskammern zusammen mit der Deutschen Botschaft ein gemeinsames Ausbildungsprogramm aufgelegt. Unter dem Titel „Skills Initiative“ sollen ähnliche Zentren wie die Volkswagen Academy in anderen Teilen der USA entstehen, in denen deutsche Konzerne aktiv sind.

 

Spektakuläre Übernahmen, die für weltweites Aufsehen sorgten

 

Namhafte deutsche Konzerne entscheiden sich häufig für den Kauf von bereits bestehenden Unternehmen, um sich schnell einen direkten Zugang zu Produktionskapazitäten und den Absatzmärkten in den USA zu verschaffen. In den vergangenen Jahren machten insbesondere die folgenden Akquisitionen beziehungsweise Übernahmen Schlagzeilen: Bayer bezahlte für den umstrittenen Kauf von Monsanto, dem weltweit führenden Herstellers von Saatgut und Herbiziden, im Herbst 2016 einen Betrag von 56 Milliarden Euro. Es handelt sich um die größte Summe, die ein deutscher Konzern bis dato jemals für die Übernahme eines ausländischen Unternehmens gezahlt hat. Die Deutsche Telekom legte im Jahre 2000 die Summe von rund 35 Milliarden US-Dollar für den Telefondienstleister Voicestream auf den Tisch.

 

Während sich erst noch zeigen muss, ob Bayers Mega-Deal tatsächlich mehr Shareholder-Value bringt, hat die Deutsche Telekom mit Voicestream offensichtlich die richtige Wahl getroffen. Der in T-Mobile umbenannte Telefonanbieter ist mit 71 Millionen Kunden drittgrößter Telekommunikationsdienstleister in den USA. Die Zeit nach der Übernahme war von einer langen Durststrecke gekennzeichnet. Im Jahre 2011 wollte die Deutsche Telekom ihre (zunächst) ungeliebte US-Tochter sogar an den Wettbewerber AT&T verkaufen. Zum Glück misslang dieses Vorhaben, denn mittlerweile ist es dem neuen Chef John Legere gelungen, T-Mobile zu einer angesagten und stark gefragten Marke zu machen. Diese Erfolgsgeschichte mit zeitlicher Verzögerung beweist, dass es bei Investitionen von deutschen Unternehmen in den USA häufig auch auf einen langen Atem ankommt. Wie schätzen Sie die Erfolgsgeschichten deutscher Unternehmen in den USA ein? Wird der amerikanische Markt in Zukunft noch attraktiver? Diskutieren Sie gerne mit anderen Usern.

 

Fazit:

 

  • Deutsche Unternehmen reagieren mit Ausbildungsoffensiven auf den Mangel an qualifiziertem Personal.
  • Der neue amerikanische Präsident bleibt ein erheblicher Unsicherheitsfaktor.
  • In einigen Fällen benötigen deutsche Unternehmen in den USA eine längere Anlaufzeit, bevor sie nachhaltige Erfolge erzielen können.