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Der Big-Mac-Index – Devisenanalyse mit Fast Food

14.02.2017 12:27

Big-Mac-Index – viel belächelt, aber dennoch nicht aus der Finanzmarktanalyse wegzudenken. Erfahren Sie, wie er sich berechnet und was er aussagt.

 

Das britische Wirtschaftsmagazin „The Economist“ ermittelt seit 1986 jährlich den Big-Mac-Index. Der Indikator vergleicht, wie viel der Big Mac von McDonald's in verschiedenen Ländern kostet. Dabei ist klar, dass es sich beim Big-Mac-Index nicht um einen wissenschaftlichen Indikator handelt. Er kann jedoch dabei helfen, den Zusammenhang zwischen Kaufparitäten und Wechselkursen leichter verständlich zu machen.

Die Annahme des Indikators: Der Burger müsste – theoretisch – überall gleich viel kosten. Der Burger wird nicht von einem Land in ein anderes verkauft, sondern aufgrund strenger Franchise-Verträge in 140 Ländern auf dieselbe Weise hergestellt.

 

In der Realität fallen die Big-Mac-Preise trotz der standardisierten Zubereitung unterschiedlich hoch aus – teilweise mit größeren Unterschieden, als es die Devisenkurse rechtfertigen.

In Euroländern ist der Burger oft um 20 Prozent günstiger als in den USA. Besonders teuer ist er in der Schweiz. In Russland, Indien und der Ukraine ist er besonders günstig.

 

Der Big-Mac-Index.jpg

 

Der Thekenpreis in dem jeweiligen Land repräsentiert dessen inländische Produktions-, Arbeits- und Dienstleistungskosten. An Produktion und Verkauf des Burgers sind viele Branchen der jeweiligen Volkswirtschaft beteiligt. So entsteht ein repräsentativer Kosten-Querschnitt und damit eine gute Basis zum Kaufkraftvergleich der Währungen.


So berechnet sich der Big-Mac-Index

Der Big-Mac-Index basiert auf der Theorie der Kaufkraftparität (PPP, purchase power parity). Diese Theorie beruht auf der Annahme, dass man Waren und Dienstleistungen eines Warenkorbes in zwei unterschiedlichen Währungsgebieten für gleich hohe Summen erwerben kann.

Beim McDonald's-Indikator besteht der Warenkorb nur aus dem Big Mac. Der Economist erhebt die Big-Mac-Preise in der Währung des jeweiligen Landes. Anschließend ermittelt die Redaktion aus den Preisen den theoretischen Dollar-Kurs zu den beteiligten Währungen. Anhand des anschließenden Vergleichs des theoretischen Dollarkurses mit dem tatsächlichen lässt sich die Über- bzw. Unterbewertung der beteiligten Währungen ablesen.

Der Wechselkurs aus dem Devisenhandel eignet sich für den Kaufkraftvergleich weniger. Er bildet sich anhand von Wirtschaftslage, Zinsniveau und der erwarteten wirtschaftlichen Entwicklung in den Währungsgebieten.

 

Die Formel zur Berechnung der Über- bzw. Unterbewertung in Prozent lautet:

 

[(PPP-Kurs – tatsächlicher Wechselkurs) / tatsächlicher Wechselkurs] x 100

 

Beispiel (Stand Januar 2017):

Big-Mac-Preis im Vereinigten Königreich: GBP 3,09
Big-Mac-Preis in den USA: USD 5,06

Theoretischer USD-Kurs (PPP-Kurs) zu GBP: 3,09 : 5,06 = 0,61
Tatsächlicher USD-Kurs zum Berechnungszeitpunkt: 0,83

In die Formel eingesetzt ergibt sich: [(0,61 – 0,83) / 0,83] x 100 = - 26,5 %


Ergebnis:

Das Britische Pfund ist gegenüber dem US-Dollar-Kurs um 26,5 % unterbewertet, und der US-Dollar gegenüber dem Pfund-Kurs entsprechend überbewertet.


Der theoretische Wechselkurs des US-Dollars zum Britischen Pfund entspricht jenem Wechselkurs, zu dem der Burger in beiden Ländern gleich viel kosten würde. Liegt er unter dem tatsächlichen Wechselkurs, signalisiert dies eine Unterbewertung der Währung. Andernfalls ist sie überbewertet.

Aussage des Big-Mac-Index – Kaufkraft und Kursrichtung der Währungen

Der Big-Mac-Index vergleicht die Kaufkraftparität zweier oder mehrerer Nationen, gemessen am Preis eines Big Macs. Er liefert so einen Hinweis:

 

  • ob die Devisenmärkte aus dem Gleichgewicht geraten sind.
  • auf die Kaufkraft der Währungen der jeweiligen Länder.
  • dass die Kaufkraft des US-Dollars am höchsten ist, wo der Burger am billigsten ist.
  • basierend auf der Kaufkraftparitätentheorie, in welche Richtung sich die Wechselkurse wahrscheinlich entwickeln werden. Nach der PPP-Theorie bildet sich der Wechselkurs zweier Währungen anhand des Preisniveaus zweier Länder. Sonach schwankt der Wechselkurs, um die Preisunterschiede beider Länder auszugleichen. Ist eine Ware in einem Land günstiger als im anderen, konzentriert sich die Nachfrage auf das günstigere Wirtschaftsgut. So steigt dessen Preis und treibt die Währung hoch. Gleichzeitig sinken die Wechselkurse der Währung des anderen Landes, bis die Parität wieder hergestellt ist.
  • welche Währungen unterbewertet sind und sich für Investoren zum Einstieg eignen.

 
Das Konzept des Big-Mac-Index lässt sich auch auf die Reallöhne anwenden. Diese stehen in einem engen Zusammenhang mit dem Bruttoinlandsprodukt. Zunächst erfasst man den Stundenlohn der McDonald's-Mitarbeiter. Danach wird errechnet, wie viele Big Macs sich der Angestellte pro Arbeitsstunde leisten kann.

 

Big-Mac-Index – Kritik und Schwächen

Die dem Big-Mac-Index zugrunde liegenden Annahmen weisen Schwächen auf.
Der Indikator berücksichtigt nicht:

 

  • in welchem Land der Burger beliebter ist.
  • lokale Faktoren wie Steuersätze und die McDonald's-Preispolitik
  • die Konkurrenzsituation der Imbissketten, die sich auf die Burger-Preise auswirkt.
  • die Verwendung anderer Zutaten aus kulturellen Gründen, beispielsweise Hähnchenfleisch beim indischen Burger
  • die hohen Mindestlöhne in manchen Ländern

 

Der Big-Mac-Index besitzt nur auf längere Sicht Aussagekraft und kann keine kurzfristigen Wechselkurs-Schwankungen prognostizieren. Zum Beispiel zeigte sich dies bei der Einführung der europäischen Gemeinschaftswährung im Jahr 1999. Ökonomen erwarteten einen stärkeren Euro gegenüber der US-Devise. Der Big-Mac-Index hingegen zeigte dessen Überbewertung an.

Trotz dieser Schwächen hat sich der Big-Mac-Index in der Finanzwelt etabliert.

 

Fazit:

 

  • Der Big-Mac-Index vergleicht die Big-Mac-Preise in über 140 Ländern
  • Der Index weist auf unterbewertete Währungen und die künftige Richtung der Wechselkurse hin.
  • Die Kaufkraft des US-Dollars ist am höchsten, wo der Burger am billigsten ist.
  • Der Indikator berücksichtigt nicht lokale Steuersätze, etwaige Mindestlöhne oder die Konkurrenzsituation der Imbissketten untereinander.
  • Trotz dieser Schwächen hat sich der Big-Mac-Index in der Finanzwelt etabliert.

 

Nutzen Sie den Big-Mac-Index bei Ihrer Devisenanalyse? Schildern Sie in einem Kommentar Ihre Erfahrungen mit diesem Indikator.

3 Kommentare

Häufiger Besucher

Könnte es sein, das die Schweiz - zwar eigentlich stockkonservativ - dennoch insofern ein sozial (sozialistisch oder einfach nur solidarisch?) angehauchtes Land ist, dass es in den unteren Einkommenskategorien einen extrem hohen De-Facto-Mindestlohn hat, welches alle Produkte, deren Kosten insbesondere vom Lohnanteil abhängt, relativ gesehen teurer macht?

Dann führt der hohe Lohnanteil, bei "normalen" Materialkosten zu einer anderen Kostenstruktur, als in vielen anderen, ansonsten vergleichbaren Ländern, so dass Dienstleistungen wie Taxifahren, Haareschneiden, Imbisszubereitung wesentlich teurer werden als anderswo, während z.B. Autos, Elektronik es nicht sind.


Dann funktioniert der Bic-Mac-Index nur eingeschränkt.

 

Ein Bekannter hält den Bananenkilopreis-Index, für ein fast überall importiertes Produkt, für eine sinnvolle Ergänzung.

 

 

 

 


Autorität

Im Beispiel werden GBP und USD verglichen.

Ich kann nicht glauben, dass der Dollar gegenüber dem englischen Pfund massiv unterbewertet ist.

Der Dollar zeigt z.Z. gegenüber allen Währungen Stärke, so dass die US Unternehmen durch Währungsverluste belastet sind.

Das Pfund ist vor allem nach dem Brexit massiv eingebrochen , erholt sich aber jetzt ein wenig von den historischen Tiefstständen.


Community Manager

Hallo @erich12,

 

vielen Dank für Ihr Interesse an unserem Blog-Artikel!

 

Sie argumentieren vollkommen richtig. Tatsächlich ist derzeit der US-Dollar nach dem Big-Mac-Index gegenüber dem britischen Pfund über- und nicht unterbewertet. Wir haben den Artikel entsprechend aktualisiert.

 

Aktuelle Zahlen können Sie zudem jederzeit auf der Webseite des Economist einsehen: http://www.economist.com/content/big-mac-index.

 

Herzliche Grüße aus Nürnberg

Ihr Consorsbank Online-Team