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„Come back in September“: saisonaler Rückenwind für Aktien?

28.09.2023 09:58

Wer kennt sie nicht, die Börsenweisheit „Sell in May and go away, but remember to come back in September”. Der Ursprung dieser Börsenweisheit reicht weit zurück und beruht auf der Gewohnheit wohlhabender britischer Geschäftsleute und Adeliger, den Sommer auf ihrem Landsitz zu verbringen. In dieser Zeit kümmerten sie sich weniger um Investitionen, was nicht zuletzt daran lag, dass Nachrichten von der Londoner Börse bis aufs Land einige Zeit brauchten. Die zeitnahe Verbreitung der Kurse von Wertpapieren nahm erst ab dem Ende des 19. Jahrhunderts mit dem vermehrten Einsatz von Börsentickern Fahrt auf.

 

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Im Zeitalter der Digitalisierung können die Menschen von nahezu jedem Ort und rund um die Uhr Wirtschaftsinformationen abrufen und Wertpapiere handeln. Dennoch sind die Sommermonate häufig von Handelstagen mit geringem Handelsvolumen geprägt. Dieses Phänomen kann nach wie vor mit der Haupturlaubszeit begründet werden. Zudem mangelt es nach der Dividendensaison und den Halbjahresbilanzen im Spätsommer häufig an neuen Nachrichten von den Unternehmen. In einem solchen Umfeld halten sich viele Marktteilnehmer mit Investitionen zurück. Bei geringen Umsätzen an der Börse können jedoch schon Kauf- oder Verkaufsorders mit einem niedrigen Volumen zu größeren Kursausschlägen bei Aktien führen.

 

 

Sollte man im September an der Börse einsteigen?

 

In der Vergangenheit ließ sich ein solches saisonales Muster u. a. beim DAX beobachten. Seit seinem Start im Jahr 1988 verbuchte der Leitindex für den deutschen Aktienmarkt in den Sommermonaten August und September des Öfteren Kursrückgänge. Im August verlor der Index im Schnitt der vergangenen 36 Jahre rund 2 % an Wert, im September rund 2,20 %. Einschränkend muss man dazusagen, dass der August bisher in 52,80 % der Fälle eine negative Performance zeigte. Im September stand in den bisher 35 Jahren in 60 % der Fälle am Monatsende ein Verlust zu Buche.

 

Positiver fällt der Blick auf das vierte Quartal aus. So legte der DAX im Oktober bislang im Schnitt um rund 2,30 % zu. Im November belief sich das durchschnittliche Plus auf rund 2,50 %, im Dezember auf erneut rund 2,30 %. Zugleich sind die Wahrscheinlichkeiten einen Blick wert. So erzielte der DAX im Oktober in 71,40 % der Fälle eine positive Performance. Für November ergeben die historischen Daten eine Wahrscheinlichkeit von 65,70 % für Kursgewinne, den Dezember konnte der DAX bisher in 74,30 % der Fälle positiv beenden.

 

Auch beim EURO STOXX 50, dem Leitindex für den Euroraum, lässt sich dieses Muster beobachten. Eine Erklärung für die positive Statistik könnte die Rückkehr vieler Marktteilnehmer sein. Hinzu kommt, dass institutionelle Investoren wie Fonds und Vermögensverwalter gegen Ende des Jahres noch einmal versuchen, ihre Performance zu verbessern bzw. gut gelaufene Aktien in ihre Portfolios aufnehmen. Dieser Performancedruck kann eine Jahresendrally begünstigen.

 

Anlegende können saisonale Muster bei ihren Investments berücksichtigen. Beispielsweise um das Depot vor den Sommermonaten abzusichern. Darüber hinaus lassen sich schwächere Kursnotierungen im September und das zu erwartende freundliche Umfeld im vierten Quartal zu einer einfachen Anlagestratege kombinieren.

 

 

Eine einfache saisonale Anlagestrategie

 

Eine solche saisonale Anlagestrategie könnte wie folgt aussehen: Käufe werden auf das Ende eines statistisch schwächeren Monats verschoben und Verkäufe in einem statistisch stärkeren Monat getätigt. Auf das vorgestellte saisonale Muster beim DAX bezogen könnte folgendes Vorgehen sinnvoll sein:

  • Kauf am letzten Handelstag im September
  • Verkauf am letzten Handelstag im Dezember

Am einfachsten lässt sich eine solche Strategie mit einem ETF auf den DAX umsetzen. Für Anlegende mit Erfahrung ist der Kauf von Hebelprodukten auf den DAX eine weitere Möglichkeit.

 

 

Achtung: saisonale Muster können sich auch verschieben

 

Frei von Risiken ist eine solche Strategie nicht. Trotz einer erhöhten Wahrscheinlichkeit für eine positive Entwicklung im vierten Quartal sollte Anlegenden bewusst sein, dass die Auswertung historischer Daten keine Garantie für künftige Entwicklungen bietet. Beim Einsatz von Hebelprodukten ist es zudem ratsam, den Hebel nicht zu hoch anzusetzen, da auch das vierte Quartal Verluste mit sich bringen kann. So gab es Jahre, in denen der DAX aller Wahrscheinlichkeit zum Trotz im Oktober, November oder Dezember an Wert verlor. Zudem gab es mehre Fälle, in denen am Ende des vierten Quartals ein Minus zu Buche stand.

 

Darüber hinaus können sich Wahrscheinlichkeiten im Laufe der Zeit verändern. So galt der Oktober aufgrund der Börsencrashs im Oktober 1929 und 1987 lange Zeit als schwacher Börsenmonat. Durch die Asienkrise im Sommer 1997, die Russlandkrise im Spätsommer 1998, die Anschläge auf das World Trade Center vom 11.September 2001, die Insolvenz von Lehman Brothers im September 2008 oder die Verschärfung der EU-Schuldenkrise im Sommer 2011 veränderte sich die Statistik zu Ungunsten der Monate August und September. Daher sollten Anlegende immer die Entwicklung am Gesamtmarkt im Auge behalten.

 

Wer diesen Punkt beachtet, kann saisonale Muster als Anregung für Handelsstrategien nutzen. Dabei sollte für eine solche saisonale Anlagestrategie nur mit einem Teil des für die Geldanlage an der Börse zur Verfügung stehenden Kapitals verfolgt werden.

 

 

Ausgewählte DAX-ETFs:

 

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  • Im September zeigte der DAX statistisch betrachtet in der Mehrzahl der Fälle eine schwache Entwicklung.
  • Im vierten Quartal entwickelte sich der DAX statistisch betrachtet in der Mehrzahl der Fälle positiv.
  • Saisonales Muster kann für Anlagestrategie genutzt werden, Umsetzung mit ETFs oder Hebelprodukten möglich.