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Wirecard ist in Not. Der DAX-Konzern überrumpelte seine Gläubiger mit einem Insolvenzantrag – und sorgt damit auch unter Investoren für Aufruhr. Kam der tiefe Sturz wirklich so überraschend oder zeichnete sich schon früher eine Trendwende ab? Welche Lehren Sie aus dem Wirecard-Debakel ziehen können und was Ihnen als Anleger jetzt an Möglichkeiten bleibt, verraten wir Ihnen im Folgenden.
Wirecard galt lange Zeit als gewinnbringender Titel für Anleger. Selbst Börsenneulinge konnten mit der Aktie des Zahlungsdienstleisters eigentlich kaum etwas falsch machen. Seit dem IPO (Börsengang) vor 15 Jahren kannte der Börsenwert nur die Aufwärtsrichtung: Insbesondere in den Jahren zwischen 2017 und 2019 legte der Wert der Aktie zeitweise um mehr als 400 Prozent zu.
Innerhalb weniger Wochen aber drehte sich das Blatt: Die Medien berichten aktuell vom „Aufstieg und Fall eines Börsenstars“. Wie es dazu kommen konnte, verrät ein Rückblick auf die Anfänge des einstigen Börsenlieblings:
Obwohl der Wert bereits im letzten Jahr schwächelte, zeigte sich Wirecard unbeirrt. Sogar die Corona-Krise schien das Unternehmen nur geringfügig zu beschäftigen. Im ersten Quartal 2020 meldete Wirecard zwar ein langsameres Wachstum, an seiner Jahresprognose hielt der Vorstandschef Markus Braun jedoch fest. Der Onlineshopping-Boom sollte das schwächelnde Geschäft mit der Reisebranche abfedern. Das Kursziel lag zuletzt bei 220 Euro – und Analysten bestätigten ihr „Buy-Rating“.
Dann kam die Meldung, die Börsenbeobachter angeblich kaum überraschte: Wirecard sei in einen Bilanzskandal verwickelt. Der Wirtschaftsprüfer EY wollte dem DAX-Konzern daraufhin kein Testat für seine Jahresbilanz geben. Grund dafür: die Summe von 1,9 Milliarden Euro. Die sollte angeblich auf Treuhandkonten in den Philippinen angelegt sein. Die Bestätigung über das Geld erwies sich letztlich als gefälscht – EY meldete dies Wirecard und informierte die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin). Kurz darauf beschäftigte sich auch schon die Staatsanwaltschaft in München mit dem Fall.
Nach geplatzten Verhandlungen mit Banken kündigte Vorstandschef James Freis schließlich an, dass Wirecard den Insolvenzantrag stellen muss. Die Wirecard Bank AG ist davon zunächst nicht betroffen – was bedeutet, dass die Kundeneinlagen der Konzernmutter nicht zur Verfügung stehen.
Was ist aber mit Anlegern, die Geld in die Wirecard-Aktie investiert haben? Im Insolvenzfall haben Investoren das Nachsehen. Die Aktie präsentierte sich zuletzt im Zickzack-Kurs zwischen einem und neun Euro. Wer nicht rechtzeitig vor dem 18. Juni ausgestiegen war – als Wirecard das mögliche Fehlen von 1,9 Milliarden Euro bekannt gab – dem bleibt im Depot nur noch ein großer Verlust.
„Diversifikation“ lautet das Zauberwort für ein stabileres Portfolio: Wenn Sie nur auf einige, wenige Titel vertrauen, ist das Risiko ungleich höher als bei der Anlage in unterschiedliche Wertpapiere. Ein Unternehmen kann insolvent gehen. Dagegen ist es unwahrscheinlich, dass ein kompletter Markt einbricht. Eine interessante Möglichkeit bieten Ihnen dafür ETFs, die einen ganzen Börsenindex abbilden. Daneben ist es wichtig, Lehren aus dem Wirecard-Crash zu ziehen und sein Portfolio sinnvoll auszurichten. Empfehlenswert ist dafür vor allem eine Risikostreuung.
Fazit
Wie ist Ihre Strategie zur Wirecard-Aktie – verkaufen oder halten? Wir und unsere Community freuen uns darauf, Ihre Meinung zu lesen!
Was passiert mit meinen Anteilen, wenn ein Unternehmen Insolvenz anmeldet? Erfahren Sie mehr in unserem Blog "Insolvente AGs - Wie können Anleger reagieren?"
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