Der Blick ins Portfolio könnte heute weh tun. Weltweit sind die Börsen auf Talfahrt. Was ist passiert? Unser Investment Strategist Stephan Kemper ordnet für Sie die aktuelle Marktlage ein. Und teilt seine Einschätzung, wie es weiter gehen könnte.
Entdecken Sie unsere FinanzCoach Reihe: Anlegen mit Ruhepuls
Die Aktienmärkte sind ständig in Bewegung. Gelegentlich kommt es zu größeren Umschwüngen. In zwei Lerneinheiten mit jeweils fünf Kapiteln zeigen wir Ihnen, warum Sie sich davon nicht aus der Ruhe bringen lassen müssen, wie Sie sich vor Risiken schützen – und selbst bei sinkenden Kursen profitieren.
In unserem FinanzCoach finden Sie praktische Lerneinheiten, die Ihnen zeigen, wie sie mit einer solchen Bewegung im Aktienmarkt umgehen. Wir haben ihnen die Einheiten mehrere Kapitel unterteilt, die übersichtlich die wichtigsten Fakten, Ansätze und Hintergründe dazu liefern, immer mit dem Ziel, Ihre Ziele zu erreichen.
In unserem ersten Thema „Anlegen mit Ruhepuls“ erfahren Sie, wie Sie entspannt bei der Geldanlage vorgehen und in stürmischen Zeiten die Ruhe bewahren.
Die Aktienmärkte waren in den letzten Tagen von starken Kursschwankungen geprägt. Viele Anlegerinnen und Anleger stellen sich die Frage, was die Gründe dafür sind und wie es weitergeht.
Nikkei mit größtem Tagesverlust seit 1987
An den Aktienmärkten ging es in den vergangenen Tagen deutlich bergab. Nicht nur bei einzelnen Aktien, auch bei Indizes wie dem Nikkei 225. Der Leitindex für den japanischen Aktienmarkt verlor zu Wochenbeginn 12,40 % an Wert. Es war der größte Tagesverlust seit dem schwarzen Monat im Jahr 1987. Eine solch starke Kursbewegung ist bemerkenswert, zumal der Nikkei damit nicht allein steht. Wie ist die aktuelle Lage an den Märkten einzuordnen?
Starke Abkühlung der US-Wirtschaft befürchtet
Auslöser des jüngsten Abverkaufs waren Sorgen über die Verfassung der US-Wirtschaft. So wurden im Juli in den USA nur 114.000 Stellen außerhalb der Landwirtschaft neu geschaffen. Die Erwartungen von Analysten und Ökonomen lagen bei 175.000 Stellen. Zudem stieg die Arbeitslosenquote ebenfalls entgegen den Erwartungen auf 4,30 %. Zeigte sich die US-Wirtschaft lange Zeit scheinbar immun gegen die Zinserhöhungen der US-Notenbank, kommen nun vermehrt Sorgen auf, dass die Fed den Zeitpunkt für erste Zinssenkungen verpasst hat und die Konjunktur in den USA stärker abkühlen könnte. Die in den vergangenen Wochen ebenfalls rückläufigen Preise für Kupfer und Rohöl passen ins Bild einer Abkühlung der Konjunktur.
Investoren wollen weniger Risiko
In einem solchen Umfeld dürften die Gewinne der Unternehmen nicht mehr so stark wachsen. Gleichzeitig ist die Bewertung der Aktienmärkte, insbesondere in den USA, sehr ambitioniert. Vor allem die zuletzt stark gehypten KI-Unternehmen sind sehr hoch bewertet und mussten in den letzten Tagen starke Kursverluste hinnehmen. Die Sorge, dass die Vorschusslorbeeren für diesen zweifellos interessanten Bereich zu hoch sind, beginnt bei den Anlegern zu wachsen. Die Entwicklung von KI-Anwendungen ist mit sehr hohen Kosten verbunden und es stellt sich zunehmend die Frage, ob diese gerechtfertigt sind. Zudem gibt es berechtigte Zweifel, ob sich das Wachstumstempo der letzten Monate so fortsetzen lässt. Immer öfter wird im Zusammenhang mit KI von einer Blase gesprochen.
In Kombination mit saisonalen Faktoren wie der in den Monaten August bis Oktober oftmals zu beobachtenden schwächeren Entwicklung der Aktienmärkte, der Unsicherheit über den Ausgang der US-Wahl sowie den Sorgen vor einer Eskalation des Konflikts im Nahen Osten scheinen Investoren derzeit weniger Risikoappetit zu haben und bestehende Buchgewinne durch Verkäufe zu realisieren.
Die gesunkene Risikobereitschaft zeigt sich auch beim Blick auf andere Anlageklassen. So verzeichneten Kryptowährungen wie Bitcoin und Ether ebenfalls starke Kursrückgänge. Dagegen waren Gold und der Schweizer Franken als „sichere Häfen“ gesucht. Ebenso stiegen die Kurse von US-Staatsanleihen signifikant an. Ein eindeutiges Zeichen, dass Investoren Sicherheit bevorzugen. Zumal die Rendite von US-Staatsanleihen mit einer Laufzeit von 10 Jahren im Juli noch deutlich oberhalb von 4,20 % lag. Die verstärkte Nachfrage nach den Staatspapieren hat die Renditen inzwischen auf 3,80 % sinken lassen. Doch die teilweise Verlagerung von Kapital raus aus Aktien, rein in Anleihen könnte noch eine Weile andauern. Insbesondere wenn sich die Anzeichen für eine Abschwächung der US-Wirtschaft und stärkere Zinssenkungen der US-Notenbank verdichten.
Weitere Kursschwankungen zu erwarten
Mit Blick auf die genannten Faktoren ist an den Aktienmärkten in den kommenden Wochen weiterhin mit stärkeren Kursschwankungen zu rechnen. Dabei sind auch innerhalb einer Korrektur immer wieder Gegenbewegungen zu erwarten. Ein möglicher Auslöser für eine Erholungsbewegung könnten beispielsweise gute Zahlen von NVIDIA sein (Finanzergebnisse für das 2. Quartal GJ 25: 28.08.2024). Solche Gegenbewegungen können von Anlegern mit kurzfristigem Anlagehorizont genutzt werden, um eventuell bestehende Gewinne zu realisieren.
Mit Spannung erwarten die Marktteilnehmer auch die nächsten Schritte der US-Notenbank. Erst am vergangenen Mittwoch gab die Fed bekannt, die Zinsen unverändert in einer Spanne von 5,25 bis 5,50 % zu belassen. Gleichzeitig signalisierte sie aber ihre Bereitschaft für eine baldige Zinswende. So könnte der Leitzins bereits bei der nächsten Sitzung am 18. September gesenkt werden. Je nachdem, wie stark die Zinssenkung ausfällt, könnte dies zu neuen Impulsen oder auch Turbulenzen an den Märkten führen.
Mit langfristigem Anlagehorizont entspannt bleiben
Langfristig orientierte Anleger, die über Wertpapiersparpläne in den Märkten investieren, können dagegen gelassen bleiben. Ihnen kommt der sogenannte Durchschnittkosteneffekt zugute. Denn sinken die Kurse, werden für den gleichen Sparbetrag mehr Anteile am jeweiligen Wertpapier erworben.
- - Aktienmärkte verzeichnen teils massive Kursverluste.
- - US-Konjunktur droht sich abzukühlen.
- - Hohe Bewertungen werden korrigiert.
- - Hohe Volatilität an den Aktienmärkten dürfte anhalten.