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Börsen-Basics: Aktienindex und Index-Effekt erklärt

26.10.2022 08:52

Nachdem 2020 die Aufnahme von Tesla (TSLA) in den S&P 500 bekannt gegeben wurde, schoss die Aktie um mehr als 70 % in die Höhe. Doch warum? Ein Schlüssel für dieses Phänomen ist der sogenannte Index-Effekt, der sich in der Vergangenheit statistisch nachweisen ließ. Was es damit auf sich hat, und Wissenswertes zum Thema Aktienindizes erfahren Sie hier.

 

Was versteht man unter einem Aktienindex?

Ein Aktienindex fasst die Entwicklung einer Auswahl von Aktien in Form einer einzigen Kennzahl zusammen. Dadurch wird er zu einem „Kursbarometer“, an dem sich die Verfassung des Gesamtmarktes beziehungsweise eines Teilmarktes oder Sektors ablesen lässt. In gewisser Weise handelt es sich um ein hypothetisches Depot, das bestimmte Aktien in einer bestimmten Gewichtung enthält.

 

Wie funktioniert ein Aktienindex?

Das Grundprinzip jedes Index ist simpel: Zuerst werden die aktuellen Kurse gewichtet zusammengezählt. Das Ergebnis wird anschließend durch einen Indexteiler geteilt. Dieser wird bei Änderungen der Zusammensetzung des Index ebenfalls angepasst. Dadurch ergibt sich ein nahtloser Übergang ohne störende Kurssprünge. Bei manchen Indizes wird auch mit einem Verkettungsfaktor multipliziert – die Wirkung ist die Gleiche.

Wie sich ein Aktienindex konkret bildet, ist unterschiedlich und hängt vom Einzelfall ab. In der Praxis kommen mehr oder weniger kompliziertere Formeln zum Einsatz. Beim DAX enthält diese beispielsweise neben den Kurswerten die Anzahl der Aktien sowie deren Anteil im Streubesitz. Darunter fallen die Wertepapiere, die nicht von einzelnen, großen Anteilsbesitzenden gehalten, sondern frei an der Börse gehandelt werden.  Die Berücksichtigung dieser Daten ist für die Gewichtung nach Marktkapitalisierung erforderlich – dazu im nächsten Abschnitt mehr. Die Formeln sowie das genaue Regelwerk für die Aufnahmekriterien sind für die bekannten Aktienindizes öffentlich einsehbar.

 

 

 

Was ist der beste Aktienindex?

Den „besten“ Aktienindex gibt es nicht – es kommt darauf an, was damit gemessen werden soll. Außer dem Markt oder dem Teilmarkt ist jedoch ein Aspekt von erheblicher Bedeutung: die Art der Gewichtung.

 

  • Preisgewichtete Aktienindizes: In diesem Fall handelt es sich um ein hypothetisches Portfolio, das von allen Aktien die jeweils selbe Stückzahl enthält. So entscheidet letztlich der Preis über die Gewichtung. Eine Aktie mit beispielsweise 200 US-Dollar wiegt dadurch doppelt so schwer wie eine mit 100 US-Dollar. Der bekannte Dow Jones Industrial Index ist preisgewichtet. Allerdings ist diese Methode mit Problemen behaftet. Denn der Kurs eines Unternehmens hat nicht unbedingt etwas mit dessen wirtschaftlicher Bedeutung zu tun.

 

  • Nach Marktkapitalisierung gewichtete Aktienindizes: In diesem Fall wird üblicherweise der Gesamtwert aller Aktien zugrunde gelegt, die sich im Streubesitz befinden. Dadurch entspricht das Gewicht im Index der wirtschaftlichen Bedeutung innerhalb des Gesamtmarktes oder Sektors. Zu den bekanntesten nach Marktkapitalisierung gewichteten Indizes gehören der deutsche DAX und der US-amerikanische S&P 500.

 

  • Gleichgewichtete Aktienindizes: Auch diese lassen sich am einfachsten verstehen, wenn Sie sich den Index als hypothetisches Depot vorstellen. Bei einem gleichgewichteten Aktienindex ist jede Aktie für den gleichen Betrag enthalten, was zugleich einem gewissen Prozentsatz des Depots entspricht. Beispiele für gleichgewichtete Indizes sind der EURO STOXX 50 Equal Weight und der DivDAX.

 

Außerdem lassen sich noch Kursindizes und Performanceindizes unterscheiden. Bei Performanceindizes werden im Unterschied zu Kursindizes die fiktiven Dividendenzahlungen wieder investiert. Dadurch spiegeln sie die tatsächliche Wertentwicklung besser wider.

Wenn vom DAX die Rede ist, ist meist der DAX-Performanceindex gemeint. Es gibt aber auch den DAX-Kursindex, der Ausschüttungen nicht berücksichtigt und damit nur die Kursveränderungen der 40 wichtigsten deutschen Aktien abbildet. Dieses Börsenbarometer bietet gelegentlich sogar bessere Vergleichsmöglichkeiten – etwa zum Dow Jones Industrial Average oder dem EURO STOXX 50, die ebenfalls Kursindizes sind.

 

Was für Aktienindizes gibt es?

Die Zahl an Aktienindizes ist enorm: Für praktisch jedes Land gibt es eines oder sogar mehrere marktbreite Börsenbarometer. Diese setzen sich aus Unternehmen verschiedener Sektoren und Branchen zusammen, sodass sich ein möglichst repräsentatives Gesamtbild ergibt. Ferner existieren noch Weltindizes, und zu guter Letzt Sektor-, Branchen- und Themenindizes. Diese können wiederum weltweit aufgestellt sein oder sich auf eine Region beziehen.

 

Dennoch gibt es einige Aktienindizes, die alle Anlegenden kennen sollten. Einen Überblick bietet Ihnen die folgende Tabelle:

 

Index

Land

Anzahl  Titel

Gewichtung

Beschreibung

MSCI World

weltweit

> 1.600

Marktkapitalisierung

Wichtigster globaler Aktienindex

Dow Jones Industrial Average

USA

30

Preis

Ältester Aktienindex der Welt

S&P 500

USA

500

Marktkapitalisierung

Index der größten US-Unternehmen

NASDAQ 100

USA

100

Marktkapitalisierung

Index der größten an der NASDAQ notierten Werte, technologielastig

EURO STOXX 50

Eurozone

50

Marktkapitalisierung

Index der größten börsennotierten Unternehmen des Euro-Währungsgebiets

DAX

Deutschland

40

Marktkapitalisierung

Index der größten deutschen Aktiengesellschaften

MDAX

Deutschland

50

Marktkapitalisierung

Index mittelgroßer Aktiengesellschaften (Mid-Caps)

TecDAX

Deutschland

30

Marktkapitalisierung

Index der 30 größten deutschen Technologiewerte

Nikkei 225

Japan

225

Preis

Bekanntester Aktienindex Asiens

 

 

Bei der Consorsbank finden Sie die aktuelle Übersicht der Kursentwicklung in diesen Aktienindizes inklusive der derzeitigen Tops & Flops.

 

Was hat es mit dem sogenannten Index-Effekt auf sich?

Nun wissen Sie das Wichtigste über Aktienindizes – doch was ist jetzt der Index-Effekt? Er steht für die Beobachtung, dass eine Aktie nach Bekanntgabe der geplanten Aufnahme in einen Index besser performt als der Gesamtmarkt und diese Outperformance nach der tatsächlichen Aufnahme dann wieder abgibt. Der Grund: Vor allem institutionelle Anlegende richten ihre Portfolios oft stark an der Zusammensetzung eines Index aus. Dabei handelt es sich in erster Linie um große Marktteilnehmende, die Fremdkapital verwalten – wie etwa Fonds, Pensionskassen und Versicherungen. Das Musterbeispiel sind Aktienindex-ETFs, die das jeweilige Börsenbarometer möglichst exakt nachbilden möchten. Das bedeutet: Sobald eine Aktie neu in den Index aufgenommen wird, müssen die Fondsgesellschaften den Wert kaufen. Diese zusätzliche Nachfrage wirkt sich auf den Kurs aus.

 

Eine Gelegenheit für sichere Gewinne? Leider nein: Nur in Ausnahmefällen führt das Ganze zu einem Kursfeuerwerk wie bei der Tesla-Aktie im Jahr 2020. Mehr noch: In den letzten Jahren ist der Index-Effekt weitgehend verschwunden. Zum Tragen kommt er nur noch in bestimmten Fällen. Nämlich dann, wenn die entsprechende Aktie vorher in keinem anderen Aktienindex enthalten war. Doch warum ist das so? Das hören Sie im Video mit unserem Investment-Strategen Stephan Kemper auf YouTube. Darin erfahren Sie auch weitere Hintergründe zum Index-Effekt und dem Beispiel Tesla.

 

Aktienindizes und der Index-Effekt: Welche Börsenbarometer behalten Sie persönlich im Auge – und haben Sie schon einmal vom Index-Effekt profitiert? Wir freuen uns über Ihren Kommentar!

 

 

Fazit:

 

  • Aktienindizes ermöglichen es, anhand einer einzigen Kennzahl die Entwicklungen von Märkten einzuschätzen.
  • Die enthaltenen Aktien sind entweder nach ihrer Marktkapitalisierung, ihrem Preis oder gleichmäßig gewichtet.
  • Der Index-Effekt entsteht durch eine verstärkte Nachfrage bei der Aufnahme einer Aktie in einen Index, vor allem durch institutionelle Anlegende.
  • Inzwischen ist der Index-Effekt aber weitgehend verschwunden – von Ausnahmen abgesehen.