„The trend is your friend“, lautet eine Börsenregel. Trendfolger beherzigen sie. Eine Strategie mit Chancen, aber auch mit Risiken.
Anlagestrategien im Vergleich (Teil III): Trendfolge – Profit schlagen aus dem Herdentrieb
„The trend is your friend“ („Der Trend ist dein Freund.“). Wer diese Börsenregel beherzigen will, wählt als Strategie die Trendfolge. Sie bietet gute Gewinnchancen. Denn die Gewinnaussichten einer Aktie hängen größtenteils davon ab, wie sich ihr Kurs entwickelt. Und das wiederum hängt von der Nachfrage ab. Kaufen viele Investoren eine Aktie, steigt ihr Kurs. Verkaufen viele Investoren eine Aktie, fällt er. Mit der Trendfolge haben Sie die Möglichkeit, gezielt dem Herdentrieb zu folgen und daraus Profit zu schlagen. Lesen Sie im Folgenden, was diese Strategie ausmacht und welche Chancen und Risiken sie birgt.
Wichtigste Grundregel: Tun Sie das, was der Markt tut
Trendfolger verlassen sich auf die Stimmung, die gerade am Markt herrscht. Steigende Kurse sind für sie ein Zeichen, dass eine Aktie stark nachgefragt wird und auch künftig die Nachfrage bestehen bleibt. Folglich kaufen sie das Papier in der Hoffnung auf steigende Kurse. Denn die Grundregel bei der Trendfolge lautet einfach gesagt: Auf den fahrenden Zug aufspringen. Als Trendfolger können Sie aber auch von fallenden Kursen profitieren, vorausgesetzt, Sie sind bei Ihrer Bank als „termingeschäftsfähig“ eingestuft. Dann nämlich können Sie beispielsweise Put-Optionen oder Hebelzertifikate kaufen, die dann steigen, wenn der Kurs sich in einem Abwärtstrend befindet.
Wie sich Börsentrends identifizieren lassen
Wie lässt sich der Auf- oder Abwärtstrend bestimmen, dem ein Wertpapier oder Index gerade unterliegt? Dafür analysieren Sie den Chart (also den Kursverlauf) ganz genau. Folgende Hilfsmittel sind für Trendfolger entscheidend:
Trendkanäle
Ob der Kurs eines Wertpapiers im Großen und Ganzen auf- oder abwärts strebt, sehen Sie dem Chart an. Aus diesem Grund gehört die Trendfolge zu den Strategien im Bereich der Chartanalyse. In den Chart einer Aktie oder eines Index lässt sich häufig ein sogenannter Trendkanal eintragen. Das sind zwei Linien, die jeweils die oberen und die unteren Ausschläge des Charts begrenzen. Zeigt der Trendkanal nach oben, ist eindeutig ein Aufwärtstrend identifiziert. Zeigt er nach unten, haben Sie es mit einem Abwärtstrend zu tun.
Es gilt allerdings aufzupassen, wenn der aktuelle Wertpapierkurs den Trendkanal durchbricht. Fällt er unter die untere Linie eines Aufwärtstrends, heißt das: Dieser Aufwärtstrend besteht nicht länger. Dann empfiehlt die Trendfolge-Strategie die Aktie schnellstens verkaufen. Umgekehrt ist ein Durchbruch nach oben bei einem Abwärtstrend ein Zeichen dafür, dass besagter Abwärtstrend nicht länger intakt ist. Laut Trendfolge-Strategie müssen Sie sich von Put-Optionen oder sonstigen Papieren trennen, mit denen Sie auf einen weiter fallenden Kurs gesetzt haben.
Gleitende Durchschnitte
Wie verhält sich der Kurs im Vergleich zum Durchschnitt der letzten Zeit? Antwort darauf geben die sogenannten gleitenden Durchschnitte (GD), die oft auch mit der englischen Bezeichnung Simple Moving Average (SMA) wiedergegeben werden. Über jedem einzelnen Börsentag wird hier der Kursdurchschnitt der letzten Tage aufgetragen.
Üblich sind beispielsweise GD-Linien für 30, 38, 90, 100 und 200 Tage. Welche Linie Sie wählen, hängt von Ihrem Anlagehorizont ab. Für kurzfristige Investitionen empfiehlt sich die 30- oder 38-Tage-Linie, für Investitionen von rund drei Monaten bietet sich die 90- oder 100-Tage-Linie an. Wollen Sie den Trend über ein gutes halbes Jahr ausmachen, ist die 200-Tage-Linie die richtige. Übersteigt der Kurs einen gleitenden Durchschnitt, ist das laut Trendfolge-Strategie ein Kaufsignal. Fällt der Kurs dagegen unter die GD-Linie, ist das laut Trendfolge-Strategie ein Verkaufssignal.
Übrigens können Sie sich bei Cortal-Consors die gleitenden Durchschnitte einer Aktie oder eines Index problemlos anzeigen lassen. Im Menüpunkt „Kurse & Märkte“ geben Sie dafür im Suchfeld den Namen oder die ISIN ein. Dann klicken Sie auf den Chart. Unter dem Menüpunkt „Gleitende Durchschnitte“ geben Sie diejenige Linie an, für die Sie sich interessieren. Sie haben die Wahl zwischen 30, 38, 90 und 200 Tagen.
Im folgenden Chart der Bayer-Aktie (ISIN: DE000BAY0017) ist beispielsweise die 38-Tage-GD-Linie zusätzlich eingezeichnet. Sie sehen: Die Linie ist glatter als der Chart und die Ausschläge nach oben und unten sind im Vergleich zum Chart etwas nach rechts gerückt. Je länger übrigens der Zeitraum des gleitenden Durchschnitts, desto flacher wird die Linie und desto weiter nach rechts verschieben sich die Ausschläge.
Moving Average Convergence/Divergence (MACD)
Nicht leicht zu verstehen, aber hilfreich ist zudem die Kennzahl MACD (Moving Average Convergence/Divergence), die Auskunft darüber gibt, ob verschiedene gleitende Durchschnitte auseinanderdriften oder aufeinander zulaufen. Die komplizierte Formel zur Berechnung brauchen Sie sich nicht einzuprägen. Sie sollten sich aber merken: Ein positiver MACD lässt auf einen Aufwärtstrend, ein negativer auf einen Abwärtstrend schließen.
Trendfolge als Anlagestrategie – empfehlenswert oder nicht?
Empfiehlt sich die Trendfolge als Strategie? Ist es sinnvoll, dem Herdentrieb der anderen Anleger zu folgen? Kein Zweifel: Als Anleger haben Sie die Chance, bei einem Aufschwung früh dabei zu sein und von Selbstläufern zu profitieren. Allerdings gibt es auch
Risiken: Etwa das Risiko von Fehlsignalen und das Risiko, Trendwenden nicht rechtzeitig mitzubekommen. Das größte Wagnis sind jedoch Spekulationsblasen, die durch Trendfolgestrategien verstärkt werden und irgendwann sehr plötzlich platzen. Sinnvoll ist die Trendfolgestrategie daher vor allem bei kurz- bis mittelfristigen Geldanlagen. Für langfristige Investments ist sie weniger geeignet.
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Die wichtigsten Punkte auf einen Blick:
- Trendfolge ist eine der wichtigsten Strategien im Bereich der Chartanalyse.
- Trendfolge bedeutet: Bei der Auswahl von Wertpapieren wird auf Markttrends gesetzt. Ist eine Aktie im Aufwind, wird sie gekauft. Fallen die Kurse, setzt ein Anleger auf weitere Kursverluste.
- Ein Trend lässt sich durch Trendkanäle identifizieren, die in einen Chart eingezeichnet werden. Sie verdeutlichen einen Auf- oder Abwärtstrend.
- Ein weiteres Mittel, um Trends aufzuspüren, sind gleitende Durchschnitte. Das sind Kurven, die für jeden Tag oder Monat den Durchschnitt der letzten 38, 100 oder 200 Tage anzeigen. Kreuzt ein Chart seinen gleitenden Durchschnitt, erlaubt das Prognosen über den künftigen Kursverlauf.
- Die Kennzahl MACD (Moving Average Convergence/Divergence) gibt Auskunft darüber, ob verschiedene gleitende Durchschnitte auseinanderdriften oder aufeinander zulaufen. Ein positiver MACD lässt auf einen Aufwärtstrend, ein negativer auf einen Abwärtstrend schließen.