Boiler-Room-Scam ist eine Form des Anlagebetrugs. Bei der Betrugsform kommen psychologische Tricks zum Einsatz. Wie Sie sich und Ihre Geldanlage schützen können, lesen Sie hier.
1. Hinterfragen Sie die Quelle
Fake Trading-Plattformen, Anzeigen für Geldanlagen in Online-Magazinen, angeblich geheime Deals oder Spam-Mails: Es gibt zahlreiche Stellen, an denen versucht wird, zu betrügen. Traden Sie deshalb nur über offiziell kommunizierte Stellen, achten Sie bei Mails und Anzeigen auf vermeintliche Rechtschreibfehler, und gehen Sie nicht auf scheinbar seriöse Online-Anzeigen von Plattformen ein, die Sie nicht kennen.
Das sind die häufigsten Fallen:
- Ergebnisse nach der Suche von Kryptowährung, Forex-Produkten, CFDs etc. im Internet
- Spam-E-Mails
- Anzeigen für lukrative Geldanlagen bei namhaften Online-Magazinen / Zeitschriften
- Anzeigeneinblendungen auf Social Media Plattformen, z. B. über angeblich geheime Deals aus der Sendung „Die Höhle der Löwen“, die große Gewinne versprechen
Allein darauf zu achten, ob eine Seite seriös aussieht, reicht nicht aus. Die Verlinkungen führen häufig zu Webseiten mit einem seriösen Aufbau. Auf diesen Webseiten wird in einigen Fällen auch mit Prominenten geworben, die diese Anlage schon erfolgreich ausprobiert hätten. Über eine angeforderte Registrierung gelangen Täter an die Rufnummer und weitere persönlich Daten. Geben Sie nie Ihre Telefonnummer an, wenn diese mehrfach verpflichtend von Ihnen angefordert wird.
Die Anwaltskanzlei Herfurtner hat eine Sammlung der betrügerischen Webseiten begonnen.
2. Betrug am Erstkontakt erkennen
Wenn Sie Ihre Rufnummer bei der Registrierung angeben, folgen Makler-Anrufe, meist mit ausländischer Rufnummer, zum Beispiel aus der UK, Österreich oder der Schweiz. In der Regel steht man den ausländischen Anrufen zunächst skeptisch gegenüber. Wegen der Registrierung machen sich die meisten keine Gedanken mehr darüber.
Hier kommen Tricks der Täter ins Spiel, um die anfängliche Skepsis zu vertreiben. So werden in der Regel zunächst kleine Anlagesummen ausgehandelt, zum Beispiel 250 oder 500 Euro. Es werden Investitionen in CFDs, Binären Optionen oder Anlagen in Kryptowährungen empfohlen. Der Kunde darf mitentscheiden. Nach der Überweisung des kleinen Anlagebetrages erhält der Kunde einen Zugang zum Online Banking der Webseite, auf der er seine eingezahlte Geldanlage sieht. Mit jeder Anmeldung steigen die Erträge. Dem Opfer stellt sich die eigene Anlageentscheidung als richtig dar, und wird vielleicht auch verleitet, noch mehr zu investieren. Das Geld ist aber längst verloren.
3. Skepsis bewahren
Aus dem Erstkontakt ergibt sich häufig eine Art „persönliche“ Betreuung ähnlich einer Beraterzuständigkeit. Es folgen mehrfache Kontaktversuche durch den vermeintlichen Makler. Als Kunde, der denkt, in eine vielversprechende Anlage mit großem Ertrag investiert zu haben, sind die Anrufe willkommen. Über den Aufbau einer scheinbaren zwischenmenschlichen Beziehung kann der Berater den Kunden davon überzeugen, noch mehr Geld anzulegen. Ab diesem Punkt wird es sehr schwer, Betrugsmaschen zu durchschauen, denn aus dem anfänglich neutralen Erstkontakt hat sich ein Vertrauensverhältnis aufgebaut. Was die Betrüger hier versuchen, nennt sich Social Engineering.
Diese Techniken sind weit verbreitet:
- Spiegeln von Interessen,
- Bestätigen der Wut auf Banken,
- Schmeicheln des Kundenwissens,
- Schüren von Erwartungen,
- Entlocken von Informationen, wie verfügbare Gesamtliquidität.
- In einer späteren Phase folgt das Manipulieren der Aussagen des Opfers gegenüber Dritten, mit der man Familienmitglieder oder die Hausbank „überraschen“ soll, um so keine Störung von außen zu erfahren. So wurde Bank-Beratern wiederholt von Kunden als Begründung angegeben, dass ein Immobilienkauf anstehen würde, um Vermögensverwaltung, Fondsanlagen, Bausparverträge oder Versicherung zu kündigen.
In den Gesprächen wird bewusst kein direkter Druck aufgebaut. Die Entscheidung wird dem Opfer immer selbst überlassen. Meistens arbeiten die Betrüger mit einer Verknappung des Angebots: Angebote, die nur befristet verfügbar sein sollen und Optionen, die zeitnah auslaufen. Wird das Angebot nicht angenommen, gibt es danach natürlich noch etwas Besseres: für den Kunden mit ausgewähltem Anlageinstinkt.
Transaktionen im Dunkelfeld
Die Zahlungen befinden sich bis zu diesem Zeitpunkt im Dunkelfeld, das heißt, sie werden von niemanden als Betrug erkannt. Empfänger sind:
- Drittzahlungsdienstleister, manchmal auch eigens dafür gegründet
- Börsen für Kryptowährungen, bei der das physische „Wallet“ dem Betrüger gehört
- Betrugskonten, die nur für eine Weiterüberweisung eröffnet werden
Boiler-Room Scam ist ein internationales Problem. Es können sich auch vermeintliche Anlagekonten in Deutschland befinden, deren Geldeingänge in andere Länder weitergeleitet werden. Bei Kryptowährungen werden die Konten beim Händler häufig im Namen des Opfers eröffnet. Die Legitimation/Identifizierung kommt dabei vom Opfer selbst. Denn: Der Täter fordert die Weiterleitung der Legitimation vom Opfer ein. Das zugehörige Bitcoin-Wallet liegt aber nicht im Einflussbereich des Opfers. Dies gehört physisch dem Täter. Eine Rückabwicklung ist nicht möglich.
Was tun, wenn Sie dem Anlagebetrug zum Opfer gefallen sind?
Sind Sie einem solchen Betrug zum Opfer gefallen, kontaktieren Sie die Polizei und erstatten Sie Strafanzeige. Über die Bank können Sie unter Umständen einen Überweisungsrückruf starten. Meist besteht leider wenig Handhabe gegenüber den Betrügern. Umso wichtiger ist es, sich vorher zu sensibilisieren und Angebote sowie deren Quellen immer zu hinterfragen. Spitzenschäden betragen im Einzelfall bis zu 6- und 7-stellige Euro-Beträge. Der durchschnittliche Schaden pro Kunde liegt bei ca. 10.000 bis 50.000 Euro.
Fazit:
- Frühzeitige Sensibilisierung für bestimmte Betrugsmaschen ist besonders wichtig
- Unbekannte Seiten prüfen: bei Unsicherheit nicht nutzen
- Keine Telefonnummer angeben, wenn diese für die Registrierung erforderlich ist
- Skeptisch bleiben bei immer neuen Angeboten und angeblich hohen Gewinnen
- Ist der Betrug aufgeflogen: In keinem Fall weiter Geld überweisen, egal zu welchem Zweck