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Aktienrückkauf: wann er sich für Aktionäre rentiert

22.01.2016 11:41

Apple tut es, BMW und die Deutsche Bank tun es auch: Ihre eigenen Aktien zurückkaufen. Doch wieso erfreut sich dieses Modell solch einer wachsenden Beliebtheit und wie können Sie davon profitieren? Erfahren Sie, wann sich ein Aktienrückkauf für den Aktionär rentiert und sich die Anlage in einen Aktienrückkäufer lohnt.

 

Aktienrückkauf.jpg

 

Was geschieht bei einem Aktienrückkauf?

Es ist irgendwie paradox: Die Aktiengesellschaft kauft ihre eigenen emittierten Aktien zurück. Aber warum macht sie das? Ganz einfach: Sie reduziert durch den Aktienrückkauf die Zahl ihrer umlaufenden Stücke. Damit löst sie das Problem überschüssiger Liquidität, die weder in strategische Investitionen noch in die Dividendenausschüttung fließt.

 

Die USA sind uns – wie so oft – um einige Jahre voraus: Sie erlauben den Aktienrückkauf seit 1982, Deutschland seit 1998. Das Prozedere ist das gleiche: In erster Instanz muss die Hauptversammlung nach dem Aktiengesetz das Aktienrückkauf-Programm genehmigen. Sie bestimmt auch, in welcher Höhe und zu welchem Zweck das Unternehmen seine Aktien zurückkaufen darf. Anschließend gibt die Gesellschaft die Details des Aktienrückkaufs bekannt. Bei Bedarf erwirbt das Unternehmen die eigenen Anteile in den nächsten 18 Monaten zurück – muss es aber nicht.

 

Allerdings kauft die Aktiengesellschaft die Anteile an der Börse nicht selbst zurück: Sie beauftragt Banken oder unterbreitet Großaktionären ein Angebot. Die gesetzliche Obergrenze eines Rückkauf-Programms liegt übrigens bei zehn Prozent des Grundkapitals.

 

Das Unternehmen muss anschließend entscheiden: Entweder es vernichtet die gekauften Aktien oder verbucht die Aktien in der Bilanz auf der Passivseite im Eigenkapital. Dazu wird der Aktien-Nennbetrag mit dem gezeichneten Kapital verrechnet. Die Differenz zwischen Nennwert und Aktienkurs fließt in die frei verfügbaren Gewinnrücklagen ein.

 

Beachten Sie: Einmal zurückgekaufte Aktien sind nicht mehr im Umlauf. Sie sind weder zur Dividende noch auf der Hauptversammlung zur Abstimmung berechtigt.

 

Hinter einem Aktienrückkauf stehen häufig folgende Motive:

 

  1. Die Pflege des Aktienkurses:  Mit der Vernichtung verringert sich die Zahl der umlaufenden Aktien. Der Kurs steigt, da sich das Unternehmensvermögen auf weniger Aktien verteilt. Zugleich steigt die Nachfrage aus zwei Gründen, weil: 
    • sich das Handelsvolumen an der Börse erhöht oder 
    • das Unternehmen signalisiert, trotz verbesserter Perspektiven unterbewertet zu sein.

  2. Die Verwendung der einbehaltenen Aktien als Akquisitionswährung Unternehmenskäufe werden oft ganz oder teilweise mit eigenen Aktien finanziert.

  3. Die Weitergabe der Stücke als Belegschaftsaktien für Mitarbeiter

  4. Die Zuwendung der Aktien an den Vorstand als Incentive, den Shareholder Value zu steigern.

  5. Der Schutz vor feindlicher Übernahme: Der Aktienrückkauf verringert den Streubesitz. Er reicht oft nicht als Grundlage für eine substanzielle Einflussnahme im anvisierten Unternehmen.

  6. Kapitalherabsetzung als Kapitalmaßnahme, um einen Bilanzverlust zu beseitigen und die Abwärtsbewegung des Aktienkurses kurzfristig abzufangen.

  7. Die Erhöhung der Eigenkapitalrendite: Infolge der Aktienvernichtung sinkt in der Bilanz auf der Passivseite das Eigenkapital. Der erwirtschaftete Gewinn verteilt sich auf das verringerte Eigenkapital.

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Aktienrückkauf – warum die Vorteile der Aktionäre überwiegen

 

Der Aktienrückkauf wird tatsächlich oft fehlinterpretiert und als negatives Zeichen gesehen. Man mutmaßt, dass dem Management zukunftsweisende Visionen fehlen. Untersuchungen zeigen aber, dass die Vorteile überwiegen.

 

  1. Sinkt die Aktienanzahl, steigt der Gewinn pro Aktie, da sich der Unternehmensgewinn auf weniger Aktien verteilt. Zugleich erhöht sich bei gleichbleibender Dividendenausschüttung die Dividende pro Aktie. 
    Stellen Sie sich folgendes Beispiel vor: Das Unternehmen besitzt 1.000 Aktien und gewährt eine Dividende von insgesamt 1.000 Euro und pro Aktie von 1 Euro. Nun kauft es 100 Aktien zurück, sodass nur noch 900 Aktien im Umlauf verbleiben. Im Folgejahr schüttet es wieder 1.000 Euro aus. Verteilt auf die 900 umlaufenden Aktien, erhöht sich die Dividende auf 1,11 Euro – eine Erhöhung von 11 Prozent.

  2. Rückkäufer-Aktien verzeichnen häufig einen besseren Kursverlauf als der Gesamtmarkt. Der S&P 500 Buyback Index übertraf in jüngerer Vergangenheit den S&P500 um nahezu 30 Prozent. Der Index repräsentiert 100 Aktiengesellschaften mit den volumenstärksten Rückkaufprogrammen.

  3. Aktienrückkäufe sind steuergünstiger als Dividendenausschüttungen. Eine Dividendenzahlung müssen Sie noch für das gleiche Jahr versteuern. Bei einem Aktienrückkauf zahlen Sie Steuern auf den Kursgewinn erst, wenn Sie diese realisiert haben. So erhalten Sie durch den Kursgewinn quasi einen zinslosen „Kredit“. Es kann sich für Sie besonders bei ausländischen Aktiengesellschaften steuerlich rentieren, wenn die Quellensteuer hierzulande nicht vollständig angerechnet wird.

Achtung! Der Aktienrückkauf taugt nicht als alleiniges Kriterium zum Einstieg

 

Seien Sie vorsichtig: Nach Untersuchungen steigt der Kurs in den ersten beiden Handelstagen nach der Ankündigung um durchschnittlich vier bis 13 Prozent. Oft verpufft der angekündigte Aktienrückkauf recht schnell. Der leider unschöne Effekt: Nach Ende des Aktienrückkaufs sinkt die Nachfrage wieder auf das vorherige Niveau.

 

Langfristig ist es hilfreich, wenn Sie folgende Faktoren bei der Kursentwicklung betrachten:

  • die Motive des Aktienrückkaufs 
  • die Bewertung der Aktie vor dem Rückkaufprogramm 
  • die beabsichtigte Verwendung der Aktien 
  • die fundamentale Lage des Unternehmens wie Geschäftsmodell, Cashflow, Eigenkapitalquote

 

Wann benachteiligt der Rückkauf den Aktionär?

 

Oft birgt das Rückkaufprogramm gewisse Nachteile – zum Beispiel, wenn es:

  • ohne Rücksicht auf die Bewertung der Aktie stattfindet 
  • aus der Substanz oder fremdfinanziert wird, um die Papiere für Aktienoptionsprogramme des Managements zur Verfügung zu stellen 
  • nur für die zur Bonusberechnung maßgeblichen Kennzahlen verbessern soll wie die Eigenkapitalrendite.

 

Fazit: Lassen Sie sich nicht blenden. Schauen Sie beim Einstieg wegen des Aktienrückkaufs ganz genau hin. Häufig steigen zwar danach die Kurse. Doch ist die langfristig positive Kursentwicklung noch lange nicht in Stein gemeißelt.

Wie stehen Sie zu einem Aktienrückkauf? Schreiben Sie uns Ihre Meinung