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Ökostrom - hinken die großen Energiekonzerne hinterher?

10.03.2016 10:36

Der Anteil des Ökostroms an der Energieerzeugung in Deutschland steigt stetig, doch die großen Anbieter halten weiter an fossilen Brennstoffen fest. Die vier großen Stromerzeuger in Deutschland, E.ON, Vattenfall, RWE und EnBW, verlieren den Anschluss an den allgemeinen Trend. Jahr für Jahr belegen die Statistiken einen Anstieg des Ökostromanteils an der gesamten Stromerzeugung in Deutschland.

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Mit 27,3 Prozent am Gesamtmarkt erreichten die erneuerbaren Energien 2014 erstmals den Spitzenplatz unter den Energiequellen. Im ersten Halbjahr 2015 ist der Anteil laut einer Meldung des Manager Magazins auf eine neue Rekordhöhe von 33 Prozent gestiegen. RWE, Vattenfall, E.ON und EnBW produzierten 2014 nach Angaben von Statista zwischen 5 und 12 Prozent ihres Stroms aus erneuerbaren Energiequellen, vorwiegend aus Wind und Wasser.

 

Wasser, Wind, Sonne und mehr - erneuerbare Energien

 

Was genau verbirgt sich hinter dem Sammelbegriff "Erneuerbare Energien"? Zu den bekanntesten zählen Wasser, Wind und Sonne. Diese bilden die Basis der ökologischen Stromerzeugung. Auch Geothermie-Kraftwerken fallen in diese Kategorie. Sie verwenden die in einigen Regionen Deutschlands vorhandene Erdwärme. Die vorwiegend an der Küste zum Einsatz kommenden Gezeitenkraftwerke nutzen die Meeresbewegung zur Stromgewinnung.

 

Erneuerbare Energiequellen sind nachwachsende Rohstoffe wie Holz, Getreide oder Biogas aus landwirtschaftlichen Abfallprodukten. Diese auch als Biomasse bezeichneten Energieträger dienen unter anderem zur Gewinnung von Brennstoffen für Kraftwerke und spielen bei der Stromerzeugung derzeit eine untergeordnete Rolle. Anders als die bisher genutzten fossilen Brennstoffe wachsen sie nach und erneuern sich schnell.

 

Der größte Anteil des Ökostroms wird bei den traditionellen Energiekonzernen derzeit noch in Wasserkraftwerken produziert. Diese haben eine lange Tradition bei der Stromerzeugung, deshalb ist der Bestand an zum Teil bereits veralteten Anlagen relativ groß. Durch den Ausbau großer Offshorekraftwerke steht die Windenergie an zweiter Stelle der Produktion von Ökostrom. In Photovoltaikanlagen erzeugte Elektrizität stammt vorwiegend von privaten Erzeugern, die ihren Überschuss über ihre Netzbetreiber in das allgemeine Stromnetz einspeisen.

 

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Energieriesen noch weit entfernt von der Energiewende

 

Im Rahmen der Energiewende plant die Bundesregierung, den Anteil der erneuerbaren Energien am gesamten Markt deutlich zu erhöhen, und zwar stufenweise bis auf 80 % im Jahr 2050.

 

Mit 33 Prozent im ersten Halbjahr 2015 sind die realen Werte bereits sehr nah an den diesjährigen Vorgaben des Erneuerbare-Energien-Gesetzes. Neben dem gestiegenen Bewusstsein der Stromverbraucher für ökologisch produzierte Energie ist die Inbetriebnahme der ersten Offshorewindparks ein weiterer Grund für den schnellen Anstieg. Damit tragen die zaghaften Aktivitäten der großen Energiekonzerne erste Früchte. Um jedoch die nächsten Schritte zu erreichen, müssen die vier großen Anbieter ihre Stromerzeugungspolitik drastisch verändern.

 

Was hindert die großen Stromkonzerne an einer neuen Strompolitik?

 

Bis zur Liberalisierung des Strommarktes im Jahr 1998 hatten die großen Energiekonzerne gemeinsam mit einigen kommunalen Stadtwerken eine Monopolstellung inne. Durch die Öffnung des Marktes für alle Anbieter mussten die großen Konzerne einen ersten Einschnitt ihrer Vormachtstellung hinnehmen und gerieten erstmals unter Druck. Ein zweiter Rückschlag innerhalb weniger Jahre war der unerwartet plötzliche Atomausstieg im Jahr 2011. Bis dahin gingen die Energieriesen davon aus, noch über viele Jahre günstigen Strom in Atomkraftwerken produzieren zu können.

 

Die im Erneuerbare-Energien-Gesetz festgeschriebene Energiewende verlangt den Erzeugern nun eine Neuorientierung ab, wenn sie ihre Marktposition behaupten wollen. Unerwartet hohe, durch den Atomausstieg verursachte Ausgaben mindern gleichzeitig die Finanzkraft der Konzerne, sodass weitere Investitionen erschwert werden.

 

RWE baute 2015 Windkraftanlagen aus

 

Aufgrund des hohen wirtschaftlichen Drucks plante RWE einen drastischen strukturellen Umbruch. E.ON war bereits ein Jahr vorher einen ähnlichen Weg gegangen. Die bereits 2009 gegründete und für den Einsatz alternativer Energien zuständige Tochtergesellschaft RWE Innogy bildete zusammen mit den Netzen und dem Vertrieb ein neues Tochterunternehmen, das bald an die Börse gehen soll.

 

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 Onshore-Windpark in Jüchen, RWE Innogy


Auf diese Weise sollen ab 2017 neue finanzielle Spielräume für weitere Investitionen in die Nutzung erneuerbarer Energien geschaffen werden. Die Ausgaben der vergangenen Jahre wirkten sich bereits im Jahr 2015 positiv aus: Mit der Inbetriebnahme zweier großer Offshorekraftwerke und eines Windparks in Deutschland konnte RWE den Anteil des Stroms aus Windenergie deutlich erhöhen.

 

Fazit:

 

  • Erneuerbare Energien sind bei der Stromerzeugung weiter auf dem Vormarsch.
  • Die Nachfrage nach Ökostrom steigt insbesondere bei den privaten Verbrauchern.
  • Den großen Energiekonzernen fehlt es an Investitionskapital, um den Anschluss an die allgemeine Entwicklung zu halten.
  • RWE und E.ON verändern die Unternehmensstruktur, um finanzielle Freiräume zu schaffen.
  • Neue Investitionen sollen zukünftig verstärkt in den Ausbau der erneuerbaren Energien fließen.

 

Wie relevant ist es für Sie, dass ihr Strom aus erneuerbaren Quellen stammt? Lassen Sie es uns in den Kommentaren wissen.